Zwischen Geschichte und Zukunft
Die baltischen Staaten erlangten vor 30 Jahren gegen sowjetischen Widerstand ihre Unabhängigkeit und konnten wieder eigene Münzen prägen



Für die Staatswappen von Litauen, Lettland und Estland standen historische Vorlagen Pate. In der Zarenzeit und während der Sowjetherrschaft war den Bewohnern ihre Verwendung verwehrt.



Großfürst Witold und der erste Staatspräsident des Landes Anastas Smetona wurden 1926 und 1938 litauischen Silbermünzen zu zehn Litu geehrt. Diese und andere Münzen werden gelegentlich im Handel angeboten.



Großfürst Witold und der erste Staatspräsident des Landes Anastas Smetona wurden 1926 und 1938 litauischen Silbermünzen zu zehn Litu geehrt. Diese und andere Münzen werden gelegentlich im Handel angeboten.





Auf der Vorderseite des lettischen Fünflatistücks von 1931 ist Milda, die Personifikation des Landes, dargestellt. Das eindrucksvolle Brustbild wurde von Richard Zarins geschaffen, der viele lettische Münzen aus der Zwischenkriegszeit geschaffen hat. Die originalen Milda-Münzen wurden nach der Okkupation durch die Deutschen 1940 sowie in Sowjetzeiten wie Heiligtümer in der Hoffnung auf bessere Zeiten aufbewahrt. Das Zweieurostück von 2014 zeigt Milda noch einmal, daneben das von einem Löwen und einem Greifen gehaltenen Landeswappen.



Michail Gorbatschow hält in der Gestalt einer Matroschkapuppe auf Berliner Trödelmärkten Wache.



Die Zweieuromünzen von 2012 und 2018 würdigen zehn Jahre Euro und hundert Jahre Republik Estland.



Die lettischen Zweieuromünzen von 2017 und 2018 würdigen mit Wappen die Landesteile Latgale und Zemgale (Letgallen und Semgallen). (Fotos/Repros: Caspar; Norbert Meise)

Die drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland blicken 2021 auf dramatische Ereignisse vor 30 Jahren zurück. Sie hatten 1918 nach den Revolutionen in Russland ihre Unabhängigkeit erlangt und konnten diese bis 1939 bewahren. Erst 1990 und 1991 gelang es nach dem Zerfall des sowjetischen Imperiums, dem sie seit 1940 angehört hatten, ihre Souveränität zurück zu gewinnen. Im Hitler-Stalin-Pakt, der am Vorabend des Zweiten Weltkriegs im August 1939 unterzeichnet wurde, hatten das Deutsche Reich und die Sowjetunion ihre Interessensphären in Osteuropa abgesteckt. Stalin erklärte die drei baltischen Länder zu seiner Einflusssphäre, ließ die Rote Armee einmarschieren und machte aus ihnen Sowjetrepubliken. Ein auf sowjetischen Druck in der litauischen Hauptstadt Vilnius (Wilna) nach Scheinwahlen installiertes Parlament und eine kommunistische Marionettenregierung "baten" den kommunistischen Nachbarn um Aufnahme des Landes in die UdSSR. Das geschah 1940 gegen den Widerstand der Bevölkerung und blieb bis 1990 bestehen. Ähnlich verfuhr Stalin mit den beiden anderen zu Sowjetrepubliken erklärten Länder Lettland und Estland. Um Widerstand im Keim zu ersticken, ließ der Diktator die jeweiligen Eliten ermorden oder in Richtung Osten deportieren, wo viele Menschen Zwangsarbeit verrichten mussten und unter schrecklichen Bedingungen starben.

Großes Leid erlebten die Litauer, Letten und Esten nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion durch die deutschen Besatzer, die zahllose Juden und Oppositionelle ermordeten. Da manche Bewohner mit den deutschen Besatzern kollaboriert hatten, rächte sich Stalin nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 blutig an ihnen. Er besetzte in den neuen Sowjetrepubliken wichtige Posten mit "linientreuen" Russen und sorgte dafür, dass im Zuge der "Sowjetisierung" die jeweilige Landessprache in den Untergrund gedrängt wurde. Dergleichen hatte es bereits in der Zarenzeit gegeben, als die drei Länder zu rechtlosen Provinzen degradiert und von Sankt Petersburg aus beherrscht wurden. Die Repressionen in der Stalinzeit und danach führten zu großen innenpolitischen Spannungen, und so hatten der sowjetische Geheimdienst KGB und die Justizorgane alle Hände voll zu tun, um die Opposition zu unterdrücken. Wer konnte, wanderte aus oder zog sich in die innere Emigration in der Hoffnung auf bessere Zeiten zurück.

Glasnost und Perestroika und die Folgen

Diese brachen an, als der neue sowjetische Staats- und Parteiführer Michail Gorbatschow ab 1985 im Geiste von "Glasnost und Perestroika" die Zügel lockerte und damit ungewollt das Ende des Sowjetimperiums einläutete. Ende der 1980er Jahre konnten nun auch die selbstbewusst gewordenen Litauer, Letten und Esten immer lauter auf Massendemonstrationen und in den Medien ihre Forderungen nach politischer, kultureller und wirtschaftlicher Autonomie artikulieren. 1989 bildeten eine Million Menschen eine Kette von Tallin über Riga nach Vilnius, um der Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Pakts vor 50 Jahren zu gedenken und ihre Forderungen nach Freiheit und Unabhängigkeit zu unterstreichen. Moskau erklärte Ende 1989 das berüchtigte Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Paktes, dessen Existenz bis dahin immer bestritten wurde, für ungültig. Die 1988 gegründete "Bewegung für Perestroika" (Sajudis) erreichte alsbald die Erklärung Litauens zur souveränen Republik.

Als sich Lettland 1918 für unabhängig erklärte, blieb das Verhältnis zum sowjetischen Nachbarn gespannt. Versuche von Deutsch-Balten, während des Ersten Weltkriegs und danach das Land dem Deutschen Reich zuzuschlagen sowie die von den deutschen Nazis geförderte Heim-ins-Reich-Bewegung nach 1933 hatten keinen Erfolg. Nach der Herstellung der staatlichen Souveränität 1918 begann Litauen mit der Prägung eigener Münzen, die jedoch nach der Okkupation durch die UdSSR beendet wurde. Nach der Wiedererlangung der Eigenstaatlichkeit 1990 wurde die Produktion von Münzen (1 Litas = 100 Centu) aufgenommen. In verschiedenen Versionen erscheint auf ihnen wie schon vor Jahrhunderten das Landeswappen mit dem Reiter, der das mit einem Doppelkreuz geschmückte Schutzschild vor der Brust hält und das Schwert in der hoch erhobenen Hand hält.

Jubiläen, Gestalten, Flora und Fauna

Beliebte Münzthemen waren und sind Jubiläen der Republik und einzelner Institutionen, aber auch landestypische Flora und Fauna sowie Ereignisse und Gestalten der Geschichte und historische Bauwerke. So brachte die Münze in Vilnius (Wilna) in den vergangenen Jahren eine Serie von silbernen 50-Litu-Stücken mit Bildnissen litauischer Herrscher und eine weitere mit Bau- und Kunstdenkmalen des Landes heraus. Weitere Ausgaben sind bis heute nationalen und internationalen Sportereignissen gewidmet. Nach dem Beitritt von Lettland zur Eurozone im Januar 2014 kamen neben den üblichen zwischen einem Cent und zwei Euro auch Gedenkmünzen zu fünf, 20 und 50 Euro heraus, die das Repertoire mit interessanten Themen und Motiven bereichern. Gelegentlich sind kleine Werte aus dem baltischen Land in Geldbörsen hierzulande zu finden. Gedenkmünzen und besondere Ausgaben hält der Münzhandel bereit.

Litauen hatte sich schon am 11. März 1990 für unabhängig erklärt. Da nach damaliger Lesart kein Land ungestraft die Sowjetunion verlassen durfte, verhängte Gorbatschow, der 1990 etwas vorschnell mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, über Litauen eine Blockade, die aber nur wenige Monate hielt. Um die Unabhängigkeit des Landes rückgängig zu machen, gingen Gorbatschows "Spezialeinheiten" am 13. Januar 1991 mit Kampfpanzern und Fallschirmjäger gegen das Fernsehzentrum in Vilnius vor. Die Panzer walzten Barrikaden nieder und überrollten die Menschen. Über die Hauptstadt wurde eine Ausgangssperre verhängt.

Gorbatschows blutige Intervention

Michael Gorbatschow, dem die Deutschen maßgeblich den Fall der Berliner Mauer und das Ende des SED-Regimes verdanken, versuchte, mit Wirtschaftsblockaden, Geheimdienstaktivitäten und Waffengewalt Litauens Unabhängigkeitserklärung rückgängig zu machen. Moskautreue Anhänger bildeten eine Regierung, um in Vilnius die Macht zu übernehmen. Gorbatschow forderte von Litauen ultimativ, auf die Unabhängigkeit zu verzichten und die sowjetische Verfassung wieder anzuerkennen. Da die Litauer in Moskau Verbündete in Gestalt von Boris Jelzin und seinen Freunden hatte, gab der bereits in seiner Machtfülle beeinträchtigte Gorbatschow nach.

In einem Referendum sprach sich am 9. Februar 1991 die überwältigende Mehrheit der Litauer für die Unabhängigkeit aus, die im September des gleichen Jahres von Moskau anerkannt wurde. Wirklich frei konnte sich Litauen erst nach dem Abzug der letzten russischen Truppen im Jahre 1993 fühlen. Kurz vor dem Beitritt in die EU 2004 wurde das Land gegen den Widerstand der Russischen Föderation Mitglied der NATO und genießt damit auch den Schutz des Militärbündnisses. Ähnlich erging es den baltischen Nachbarstaaten.

Auch Estland hat viele Herren gesehen und großes Leid erfahren. Im Mittelalter herrschte in dem kleinen Land an der Ostsee der Deutsche Orden, der von den Dänen und Schweden abgelöst wurde. Im Ergebnis des Nordischen Krieges zu Beginn des 18. Jahrhundert zwischen Russland und Schweden wurde das Land dem russischen Reich zugeschlagen. Bis zum Ende der Zarenherrschaft (1917) herrschten russische Statthalter in Reval und schalteten und walteten nach Gutdünken. Eine eigenständige Entwicklung der Esten war unter diesen Umständen nicht möglich. Ihnen wurde nicht einmal gestattet, die Landessprache zu sprechen. Dennoch formierte sich Widerstand gegen die Bevormundung durch andere und die Russifizierung. Als am 24. Februar 1918 die Republik ausgerufen wurde, schien ihr eine positive nationale Entwicklung vorgezeichnet. Die Regierung bemühte sich um gute Beziehungen zum mächtigen Nachbarn Sowjetunion, doch war das Glück trügerisch, denn mit dem Hitler-Stalin-Pakt vom August 1939 wurde auch das Schicksal von Estland, besiegelt. Erst wüteten hier die Rote Armee und der Geheimdienst, dann kam es nach dem deutschen Überfall in den zu Sowjetrepubliken umgewandelten Ländern zu schrecklichen Massakern und antijüdischen Massenmorden. Als 1944 die deutschen Besatzer abgezogen waren, stellte Moskau die sowjetische "Ordnung" wieder her. Mit dem Zerfall der Sowjetunion gelang es Estland im Jahr 1991, gegen den Willen der Regierung in Moskau seine Selbstständigkeit zu erlangen. Die nunmehr freie, demokratische Republik konnte sich ganz auf ihre eigene Entwicklung konzentrieren. Endlich konnten die Bewohner auch ihre eigene Kultur- und Sprachtradition pflegen.

Penni und Mark statt Rubel und Kopeken

Schon bald nach der Erlangung der staatlichen Unabhängigkeit im Jahr 1918 brachte Estland sein eigenes Geld heraus. Liefen hier bisher russische Rubel und Kopeken um, so bezahlte man jetzt die in 100 Penni geteilte Mark (Plural: Marka). Durch die Namenswahl wollte sich der Staat deutlich von seinen Bindungen zum Russischen Reich abheben. Neben Kursmünzen kamen auch einige Gedenkmünzen heraus, geschmückt mit Segelschiffen als Hinweis auf die lange Tradition des Landes als Seefahrernation, mit historischen Gebäuden und weiteren Motiven. Bei einigen Stücken ist Vorsicht geboten, denn es kommen auch Fälschungen und private Ausgaben ohne offiziellen Charakter vor. Bekannte Bauwerke sowie Szenen aus dem Leben und der Geschichte der Esten schmücken die Banknoten aus der Zeit nach 1918. Während der Sowjetherrschaft wurde mit Estlands Unabhängigkeit auch die bisherige Landeswährung abgeschafft, und erneut bezahlten die Esten mit Rubel und Kopeken.

Seit Ausrufung der zweiten Republik 1991 befriedigt Estland den großen Bedarf an Kleingeld mit Münzen aus Aluminium-Bronze zu 5, 10, 20 und 50 Senti sowie aus einer Kupfer-Nickel-Legierung zu 1 Kroon. Zu diesen schmucklosen Geprägen stets mit den drei Wappenlöwen kommen auch einige Sondermünzen aus Silber zu 10 und 100 Krooni. Mit ihnen macht Estland auf seine kulturellen Schätze, seine Flora und Fauna und seine landschaftlichen Reize aufmerksam. Erwähnenswert sind Münzmotive mit fliegenden Schwalben und mit dem Bild eines Rehs. Da die Esten eine sportbegeisterte Nation sind, wurden auch Sondermünzen zu Olympischen Spielen herausgebracht. Eines dieser Silberstücke von 1996 zeigt, wie die griechische Göttin Nike einem antiken Ringer hilfreich zur Seite steht. Was die Gedenkmünzen betrifft, mit denen viele Staaten ebensoviel Kasse wie Werbung für sich machen, so sind bisher nur wenige Emissionen bekannt. Eine solche Sonderprägung kam 2002 zum 370jährigen Gründungsjubiläum der Universität Dorpat (Tartu) heraus. Vergleicht man dieses Silberstück mit einer Münze von 1932 zur Dreihundertjahrfeier der berühmten Bildungs- und Forschungsstätte, wird man Ähnlichkeiten feststellen können.

In den letzten Jahren befasst sich das nationale Emissionsprogramm mehr und mehr mit der Landesgeschichte. In einer neuen Serie zu 1 Lats werden die Provinzen Lettlands vorgestellt - Kurland, Livland, Letgallen und Semgallen. Die 2003 geprägte Kurland-Ausgabe beispielsweise erinnert daran, dass die Bewohner dieses früheren Herzogtums erfahrene Seefahrer, Schiffbauer und Handelsleute waren, dargestellt an einer mittelalterlichen Kogge beziehungsweise an Männern, die vor einem Eisenschmelzofen einen Hanfballen an einer Stange tragen. Der Export dieser Faser legte neben anderen Erzeugnissen den Grund für den Wohlstand der Region. Für den allgemeinen Umlauf bestimmt sind Münzen aus Kupfernickel, die auf Flora und Fauna des Landes aufmerksam machen.

Estland, das Land der 1500 Seen, unternimmt große Anstrengungen, seine landschaftlichen Reize und sein architektonisches Erbe im Ausland bekannt zu machen. Eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten, die Altstadt von Tallinn (früher Reval) mit ihren mittelalterlichen Bauten, wurde 1997 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die Vorderseiten der neuen Euro-Münzen aus Lettland von 2014 haben ein Vorbild aus dem Jahr 1931. Dort hat der Gestalter ein Milda genanntes Trachtenmädchen abgebildet und dieses Bild mit dem lettischen Staatswappen verbunden. In den Katalogen liest man, dass damals Zelma Bauerle als Modell zur Verfügung gestanden hat. Die Münzen sind einem silbernen Fünflatistück aus der Zwischenkriegszeit nachempfunden. Dort ist Milda, die Personifikation des Landes, dargestellt. Die originalen Milda-Münzen wurden in Zeiten der Okkupation nach 1940 und in Sowjetzeiten wie Heiligtümer in der Hoffnung auf bessere Zeiten aufbewahrt und werden auch heute von Sammlern in Ehren gehalten.

Neben den normalen Kursmünzen wurden in den frühen 1990-er Jahren die ersten Gedenk- und Sonderprägungen herausgegeben, so zur 75-Jahrfeier der Staatlichen Unabhängigkeit (1993), zu den XXVI. Olympischen Sommerspielen in Atlanta (1996) oder zur Entwicklung der Seefahrt, an der Letten bedeutenden Anteil hatten (ab 1997). Es kamen auch Münzen mit landestypischen Tieren und Pflanzen sowie anlässlich von kulturellen Ereignissen heraus. Mit einer attraktiven Serie hat das Land auch die Geschichte und Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt Riga gewürdigt. Sie trat 1282 in die Hanse ein und spielte als Haupt-, Hafen- und Hansestadt im Ostseeraum eine hervorragende Rolle. Das kann man auch heute sehr gut an den historischen Bürgerhäusern und Kirchen erkennen.

Riga als Haupt-, Hafen- und Hansestadt

Bis Lettland seine staatliche Unabhängigkeit erlangte, wurde mit russischen und anderem ausländischem Geldscheinen und Münzen bezahlt. Eine eigene Banknoten- und Münzprägung begann in den frühen 1920er Jahren. Auf den Bronze-, Nickel- und Silbermünzen erschien das aus der aufgehenden Sonne sowie einem Löwen und einem Greifen bestehende Staatswappen, über dem drei Sterne angeordnet sind. Die nicht sehr umfangreiche lettische Münzprägung aus den Zwischenkriegsjahren wurde nach Errichtung der Sowjetherrschaft eingestellt und erst 1990 wieder aufgenommen. Im Rahmen einer Währungsreform wurde 1993 bestimmt, dass 200 lettische Rubel den Wert von 1 Lats zu 100 Santimu (Centimes oder Cent) haben sollen. Neben den normalen Kursmünzen hat das Land in den frühen 1990er Jahren die ersten Gedenk- und Sonderprägungen herausgegeben, so zur 75-Jahrfeier der Staatlichen Unabhängigkeit (1993), zu den XXVI. Olympischen Sommerspielen in Atlanta (1996) oder zur Entwicklung der Seefahrt, an der Letten bedeutenden Anteil hatten (ab 1997). Mit einer attraktiven Münzserie wird auch der Geschichte der Hauptstadt Riga gedacht. Sie trat 1282 in die Hanse ein und spielte als Haupt-, Hafen- und Hansestadt im Ostseeraum eine hervorragende Rolle. Das kann man auch heute sehr gut an den historischen Bürgerhäusern und den mittelalterlichen Kirchen erkennen.

In den vergangenen Jahren befasste sich das nationale Emissionsprogramm mehr und mehr mit der Landesgeschichte und historischen Persönlichkeiten. In einer neuen Serie zu 1 Lats werden die Provinzen Lettlands vorgestellt - Kurland, Livland, Letgallen und Semgallen. Erinnert wird auch daran, dass an der Ostseeküste bedeutende Bernsteinfunde vorkommen sind. Die 2003 geprägte Kurland-Ausgabe beispielsweise erinnert daran, dass die Bewohner dieses früheren Herzogtums erfahrene Seefahrer, Schiffbauer und Handelsleute waren, dargestellt an einer mittelalterlichen Kogge beziehungsweise an Männern, die vor einem Eisenschmelzofen einen Hanfballen an einer Stange tragen. Der Export dieser Faser legte neben anderen Erzeugnissen den Grund für den Wohlstand der Region. Wer sich mit dem Thema "Literatur auf Münzen und Medaillen" interessiert, stößt auf eine silberne Münze zu 100 Santimu mit Motiven aus den Erzählungen des "Lügenbarons" Karl Friedrich Hieronymus von Münchhausen. Der Bezug zu Lettland ist nicht aus der Luft gegriffen, denn Münchhausen diente als junger Offizier der Zarin Anna Iwanowna und war in Riga stationiert. Der Baron hatte 1744 Jacobine von Dunten geheiratet, mit der hier bis 1750 lebte. Im 2005 eröffneten Museum wird an den berühmten Bewohner erinnert. Einige seiner abenteuerlichen Geschichten sind hier entstanden.

Für den allgemeinen Umlauf reichen Münzen aus Kupfernickel, die auf Flora und Fauna des Landes aufmerksam machen. Die Lettische Nationalbank gab 2003 ein Fünflatistück aus Gold heraus, das einer silbernen 5-Lats-Münze aus dem Jahr 1929 nachgebildet ist. Mit einem Durchmesser von nur 13,92 mm ist dieser Winzling Teil eines internationalen Münzprogramms, bei dem es im die kleinsten Goldmünzen der Welt geht. Auf der Vorderseite ist Milda, die Personifikation des Landes, dargestellt. Das eindrucksvolle Brustbild wurde von Richard Zarins geschaffen, der viele lettische Münzen aus der Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg geschaffen. Die originalen Milda-Münzen wurden in Zeiten der Okkupation nach 1940 und in Sowjetzeiten wie Heiligtümer in der Hoffnung auf bessere Zeiten aufbewahrt und werden bis heute in Ehren gehalten.

16. Januar 2021

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