Angesichts der sich weiter ausbreitenden Corona-Pandemie in Deutschland, und nicht nur dort, und des Umsichgreifens neuer, noch viel gefährlicherer Mutationen des Virus wird heftig über Freiheit und Grundrechte gestritten, und es sieht so aus, als würde sich auch hierzulande innerhalb der Gesellschaft neue, tiefe Gräben auftun. Die Fronten sind verhärtet, es sind Drohungen und gegenseitige Anschuldigungen im Umlauf. Die Vernichtung von Existenzen macht Angst, und davon profitieren Leute und Gruppen, die diesen Staat zum Teufel wünschen und von einer autoritären Obrigkeit träumen, die ihnen, und nur ihnen, ungeahnte Freiräume eröffnen. Das ständige Hin und Her bei den Maßnahmen zur Eindämmung der Seuche und widersprechende Aussagen der Mediziner sind alles andere als geeignet, das uns schon über ein Jahr bedrückende, unzählige Opfer fordernde Problem in Ruhe und mit Verstand in den Griff zu bekommen und die Menschen zu beruhigen.
Das vorweg genommen sei an die italienische Sängerin Milva erinnert, die am 24. April 2021 mit 81 Jahren gestorben ist. Sie feierte mit ihren Liedern große Erfolge. In einem von Ennio Morricone komponierten Lied von 1979 geht es um das, was wir wieder zurück haben wollen. Ich erinnerte mich beim neuerlichen Hören an die DDR-Zeit, als dort Freiheit zwar andauernd beschworen, aber dann doch nur ein Fremdwort war: "Freiheit in meiner Sprache / Heißt Liberta! / Gibt es ein schön'res Wort als Liberta! / Doch nicht nur in Italien... überall wo Menschen leben / Stehst DU an erster Stelle Liberta! / DU bist in aller Munde Liberta! / Alle woll'n doch im Grunde Liberta! / Aber die Dich besitzen... sind auf Dich sehr eifersüchtig / Woll'n Dich mit keinem teilen Liberta! / Einige Menschen denken Liberta! / Dich würde man verschenken Liberta! / Und die es besser wissen - lassen sie in diesem Glauben / Denn sie sind gegen zuviel Liberta!"
Die Gedanken sind frei
Bei einem Konzert im Friedrichstadtpalast 1987, als Berlin seine Siebenhundertjahrfeier beging und in der DDR so etwas wie Frühling keimte, brandete stürmischer Beifall auf, als "La Rossa", (die Rothaarige) das aus dem 18. Jahrhundert stammende Lied eines Unbekannten "Die Gedanken sind frei" sang. Eine weit verbreitete Fassung lautet so: "Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, / sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten. / Kein Mensch kann sie wissen, / kein Jäger erschießen, es bleibet dabei: die Gedanken sind frei. // Ich denke, was ich will, und was mich beglücket, / Doch alles in der Still, und wie es sich schicket. / Mein Wunsch und Begehren kann niemand verwehren, / Es bleibet dabei: die Gedanken sind frei..." Der Text wurde, als es noch die Fürstenherrschaft gab, auf Flugblättern verbreitet. Zwischen 1810 und 1820 entstand die Melodie dazu. 1842 haben August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der Dichter des "Deutschlandlieds" und Ernst Heinrich Leopold Richter die Hymne an die Gedankenfreiheit veröffentlicht.
Das in der Endphase der DDR als Ermutigung und Trost bejubelte Lied über die Gedankenfreiheit wurde und wird von allen möglichen Leuten von rechts bis links in Anspruch genommen, umgedichtet und leider auch missbraucht. Von Konstantin Wecker stammt eine auf unsere Verhältnisse zugespitzte Version mit dieser Aussage: "Die Gedanken sind frei, doch jetzt hab ich Bedenken / Es gibt da so mancherlei damit kann man sie lenken / Es gibt da so Maschen, da kann man sie waschen / Und schon 1, 2, 3, sind sie nicht mehr so frei."
Der Kampf für Freiheit und Menschenrechte durchzieht die Geschichte der Zivilisation und hat auch auf geprägtem Metall seine Spuren hinterlassen. Solange Kaiser, Könige und Fürsten in der ihnen angeblich von Gott übertragenen Machtvollkommenheit tun und lassen konnten, was sie wollten und alle diejenigen, die sich dagegen auflehnten, mundtot oder ganz tot machten, war es schwierig, mit Bildern, Gedichten, Liedern und Pamphleten dagegen anzugehen. Das Beispiel des von Milva gesungenen Freiheitsliedes aus dem späten 18. Jahrhundert sowie Dramen um Freiheit und gegen fürstliche Despotie etwa aus der Feder von Lessing und Schiller aus dieser Zeit zeigen, dass so etwas möglich war. Münzen und Medaillen aus der Schweiz, den Niederlanden und nach der Revolution von 1789 in Frankreich sowie aus den Vereinigten Staaten und anderen, vor allem südamerikanischen Ländern ohne gekrönte Häupter zeigen, dass das Thema auch dort präsent war.
Hut oder Mütze auf der Stange
Gezeigt werden Freiheitssymbole wie der Hut oder Mütze auf einer Stange, einem Speer oder einer Lanze. Das Symbol hat einen blutigen Hintergrund, denn es entstand nach der Ermordung des römischen Diktators Julius Cäsar im Jahr 44 vor Christus. Die dem Senat angehörenden Attentäter zogen mit hochgehaltenen blutigen Waffen und einer Kopfbedeckung durch die Straßen von Rom und demonstrierten damit die neu errungene Freiheit, die aber auch nur eine andere Form der Diktatur war. In der Renaissance und danach wurden Hut oder Mütze auf den altrömischen Rutenbündeln (Fasces) oder einer Stange zum Symbol der Freiheit. Dieses hat man, um die Botschaft auch weithin sichtbar zu machen, auch in Form von Freiheitsbäumen aufgestellt.
Wer sich umschaut, findet auf zahlreichen Münzen und Medaillen alte und neue Freiheitssymbole. Hüte und Mützen auf dem Kopf und einer Stange, auf die Verfassung schwörende Patrioten, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und die Unverletzlichkeit der Würde jedes einzelnen Menschen beschwörende Parolen indes können nicht verdecken, dass sich hinter diesen schönen Bildern und Worten oftmals schreckliche Dramen ereigneten. Wir kennen den "Großen Terror" während der Französischen Revolution, in dem unzählige Männer und Frauen im Namen von "Liberté, Egalité und Fraternité" ihr Leben verloren, weil fanatische Weltverbesserer sie, zu Recht und zu Unrecht. für Feinde der Republik und Verfechter des Ancien Régimes hielten. Millionen Menschen sind im 20. Jahrhundert dem kommunistischen Diktator Josef Stalin in der Sowjetunion und dem Rassenwahn von Adolf Hitler in Nazideutschland zum Opfer gefallen. Auch heute sterben Menschen, weil sie nicht in das ideologische, rassistische und religiöse Raster von selbsternannten Potentaten und Heilsbringern passen. Bei uns müssen wir Obacht geben, dass diese Leute nicht irgendwann die Macht ergreifen!
Hier Anspruch, dort Wirklichkeit
Betrachten wir Münzen der Vereinigten Staaten und weiterer Länder auf dem amerikanischen Kontinent, dann finden wir auch dort Symbole für Freiheit und Unabhängigkeit. Sie sehen edel und menschenfreundlich aus, doch wenn man die Geschichte dieser Länder genauer anschaut, dann ergeben sich große Diskrepanzen zwischen hehren Ansprüchen und der rauhen Wirklichkeit. Zwar konnten die Länder im Laufe des späten 18. und des 19. Jahrhunderts koloniale Fremdherrschaft und Ausbeutung abschütteln, doch bedeutete das nicht in jedem Fall einen Zugewinn an Freiheit und demokratischer Mitbestimmung der jeweiligen Völker. Denn finstere Diktatoren und Blutsauger, die nicht besser als manche gekrönten Häupter im Alten Europa waren, putschten sich da und dort an die Macht. Manche stellten sich im Interesse des Erhalts ihrer eigenen Position in den Dienst der Vereinigten Staaten, die nach dem Ende des Bürger- und Sezessionskriegs von 1861 bis 1865 zur Weltmacht aufstiegen und auf dem amerikanischen Kontinent rigoros ihre Interessen durchzusetzen verstanden.
Wenige Jahre nach dem Erwerb der Unabhängigkeit im Jahr 1776 haben sich die Vereinigten Staaten von Nordamerika eigenes Geld zugelegt, den in hundert Cent unterteilten Dollar. Die neue Silbermünze entsprach im Gewicht und Feingehalt etwa einem spanischen Peso, der überall in der Neuen Welt großes Ansehen genoss. Abgeleitet wurde der Name der neuen Geldstücke von dem in Deutschland umlaufenden Taler. Geprägt wurden Münzen im Wert von zehn und fünf Dollar bis hinunter zum halben Cent. Zu den Silber- und Kupfermünzen traten alsbald Goldmünzen, die aus dem im Lande gefundenen Edelmetall bestehen und die USA reich machten. Die Regierung richtete die erste US-amerikanische Münzstätte 1792 in Philadelphia ein. Da sie Angebote der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien ausschlug, die Prägeanstalt mit moderner Technik auszustatten, war die von David Rittenhouse geleitete Münzanstalt anfangs recht einfach ausgestattet. Die ersten US-Münzen waren kleine, mit dem Bildnis Freiheitsgöttin geschmückte Silber- und Kupferwerte, zu denen 1794 der Dollar trat.
Durch die Darstellung der Freiheitsgöttin hoben sich die Münzen der USA klar von denen des Alten Europa mit seinen Monarchenköpfen und royale Symbolen ab. Das Design lehnte sich an Münzen aus der Zeit nach der französischen Revolution von 1789 an. Der lateinische Wahlspruch "E pluribus unum" (Aus vielen eines) ist auf zahlreichen Stücken zu finden und schmückt auch deren Siegel. Das Motto unterstreicht, dass die einzelnen Bundesstaaten gemeinsam die Vereinigten Staaten bilden. Die frühesten Münzen mit dem anspruchsvollen Satz kamen 1786 heraus, danach wurde er für das geprägte und gedruckte Geld der USA obligatorisch. Der Wahlspruch "In God we trust" (Auf Gott vertrauen wir) wurde erst 1956 vom Kongress dem lateinischen Bekenntnis hinzugefügt. Als Grund für die bis heute umstrittene, weil andere Religionen und Bekenntnisse ausgrenzende Ergänzung mitten im Kalten Krieg wird das Bemühen angegeben, Einigkeit und christliche Prägung des amerikanischen Volkes gegenüber den "gottlosen Kommunisten" zu unterstreichen.
Siehe auch Eintrag auf dieser Internetseite vom 22. Januar 2021
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28. April 2021
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