Kaiser für nur vier Jahre
Wovon die Münzen Maximilians von Mexiko und anderer kurzlebiger Monarchien erzählen



Kaiser Maximilian von Mexiko mit den Insignien seines Amtes auf einem Gemälde von Santiago Rebull (Ausschnitt). Mit der Exekution am 19. Juni 1867 in Querétaro entledigte sich Juárez eines Mannes, der ihm hätte gefährlich werden können. Die Szene hat Edouard Manet auf einem berühmten Gemälde verewigt.







Das goldene Zwanzigpesostück von 1860 feiert Kaiser Maximilian und bildet sein mit den Insignien des von ihm gestifteten Ordens des Mexikanischen Adlers geschmücktes Wappen ab. Darunter 50 Centavos von 1866 aus Silber. Die Herkunft aus der Münzstätte in der Hauptstadt Mexiko wird auf der Rückseite durch das M mit einem kleinen O darüber unterstrichen.





Mexiko wählte einen auf Kaktusblättern sitzenden Adler, der eine Schlange im Schnabel hält, zu seinem Wappen. Auch heute findet man es auf Prägungen des Landes.



Das silberne Hundertschillingstück von 1997 aus Österreich bildet auf der Rückseite das Schloss Miamar sowie die Fregatte Novara ab, die Maximilian und seine Gemahlin nach Mexiko fuhr und ihn 1867 zurück in die Heimat brachte, allerdings als Leiche



Kaiser Augustin I. regierte Mexiko nur wenige Monate und hinterließ interessante Münzen wie Pesostücke von 1822 und 1823. Nach der Errichtung der Republik wurden Monarchenbildnisse abgeschafft. (Fotos/Repros: Caspar)

Im 19. Jahrhundert war es Brauch, Fürstenthrone durch Prinzen zu besetzen, die in der Heimat keine Chancen hatten, die Nachfolge ihrer Väter anzutreten. Die Kurfürsten von Sachsen etwa versorgten ihre Söhne mit kleinen Herzogtümern, die kaum jemand noch kennen würde, hätte es dort nicht zur Freude der Sammler eine stattliche Münzprägung gegeben. Ein anderes Beispiel ist Otto von Wittelsbach, ein Sohn des bayerischen Königs Ludwig I., der von 1832 bis 1862 als König Otto I. in Griechenland herrschte, dort aber wenig erfolgreich war und nach einer Volkserhebung im Jahr 1862 frustriert nach Bayern zurück ging, wo er 1867 starb. Weniger gnädig ging das Schicksal mit Kaiser Maximilian von Mexiko um. Der österreichische Erzherzog, ein Bruder von Kaiser Franz Joseph, wurde am 19. Juni 1867 nach nur vierjähriger Regentschaft erschossen. Seine Leiche hat man in die Heimat überführt und in der Wiener Kapuzinergruft an der Seite zahlreicher anderer Mitglieder des Hauses Habsburg in einem schlichten Sarg aus Kupfer mit der Nummer 125 bestattet. Otto I. von Griechenland, Maximilian von Mexiko und weitere mehr oder weniger lange und erfolgreich agierende Monarchen haben interessante Münzen und Medaillen hinterlassen. Manche sind wegen der abenteuerlichen Lebensgeschichte und der kurzen Regierungszeit der dargestellten Herrscher große Raritäten.

Als begeisterter Seemann und Weltreisender schrieb sich Maximilian achtbar in das Buch der Geschichte ein, und auch als Generalgouverneur der zu Österreich-Ungarn gehörenden Provinz Lombardo-Venetien erwarb er sich manche Verdienste. Hätte er es doch dabei doch nur belassen! Aber nein, der ehrgeizige Habsburger griff nach höheren Weihen und verlor dabei sein Leben. Was den mit der belgischen Prinzessin Charlotte vermählten Erzherzog trieb, seine zu den schönsten Bauten dieser Art an der Adria gehörende Residenz Miramar zu verlassen, die Position als kaiserlicher Statthalter aufzugeben und gegen den Rat der Familie nach Mexiko zu gehen, bleibt sein Geheimnis. Vielleicht füllte ihn die Rolle eines Generalgouverneurs und Empfängers von Befehlen aus Wien nicht aus. Es mag auch sein Wunsch eine Rolle gespielt haben, sich außerhalb Österreichs als Mann der Tat zu bewähren und seinen Namen mit Ruhm zu bedecken. Da kam ihm der Vorschlag des französischen Kaisers Napoleon III., eines Neffen von Napoleon I., entgegen, in Europa seine Zelte abzubrechen und sich zum Kaiser von Mexiko ausrufen zu lassen.

Gefahren selbstgefällig überschätzt

Offenbar überschätzte Maximilian in seiner selbstgefälligen Art die Schwierigkeiten und Gefahren dieser Aufgabe. Für ihn zählte wohl nur die Aussicht, über ein großes Reich mit langer Geschichte zu herrschen und damit auch auf Augenhöhe mit seinem älteren Bruder Franz Joseph zu verkehren, der einen aus Österreich-Ungarn und weiteren Ländern bestehenden Vielvölkerstaat regierte und zu den mächtigsten Herrschern seiner Zeit gehörte. Vielleicht war da auch der Gedanke, die im frühen 16. Jahrhundert begonnene Habsburgerherrschaft in der Neuen Welt wieder aufzurichten und dabei Ruhm zu erwerben. In seiner Verblendung übersah Maximilian, dass das Angebot einer nach Miramar angereisten Abordnung royalistischer Mexikaner, in ihrem Land ein Kaisertum zu etablieren mit ihm an der Spitze tückisch ist. Denn überall brodelte es in Mexiko, und das schon seit Jahrzehnten. Vielleicht wusste der Habsburger zu diesem Zeitpunkt nicht, dass seine Herrschaft französischen Bajonetten beruht und er ohne Waffenhilfe Napoleons III. in Schwierigkeiten gerät, das heißt, dass er eine Marionette des Kaisers der Franzosen ist. Bei allen Überlegungen mögen auch Spannungen in seiner Familie eine Rolle gespielt haben, etwa die Abneigung der Kaiserin Elisabeth ("Sisi") gegenüber seiner Frau Charlotte.

Nachdem Maximilian in Mexiko gelandet und am 10. April 1864 zum Kaiser proklamiert worden war, sah zunächst alles gut aus. Er ließ sich wie ein Monarch der Alten Welt auf Münzen darstellen, um zu unterstreichen, dass er Souverän in seinem neuen Reich ist. Schaut man sich seine Münzen an, so ist auf ihnen nichts von den merkwürdigen Umständen zu erkennen, unter denen er auf den Thron gelangte. Sie kombinieren das langbärtige Porträt des Österreichers mit einem aufwändig gestalteten Wappenschild unter der Kaiserkrone. Es wird von zwei Greifen flankiert und ist mit der Kette (Kollane) des Ordens der Mexikanischen Krone geschmückt. Maximilian hatte ihn am 1. Januar 1865 "zum Andenken an die Wiederherstellung des Vaterlandes, zum Beweise brüderlicher Freundschaft für die hierbei förderlichen und freundlichen Fürsten und zur Belohnung jeglichen Verdienstes" in sechs Klassen gestiftet. Die Inschrift EQUIDAD EN LA LEY in einem Band unterhalb des Wappenschildes bedeutet "Gleichheit im Gesetz". Da sie aus vertieften Buchstaben besteht, war es Fälschern nahezu unmöglich, sie fehlerfrei nachzuahmen.

Gefangennahme und Erschießung

All der Glanz, den der Kaiser als Oberhaupt einer von Frankreich abhängigen "lateinischen Monarchie" im Süden der USA entfaltete, änderte nichts daran, dass seine Position wacklig war. Sie wurde zunehmend schwieriger, nachdem die USA im Jahr 1867 Napoleon III. zwangen, seine Truppen aus Mexiko abzuziehen. Ohne diesen Schutz befand sich der Kaiser von Mexiko in einer Zwickmühle. Nach Österreich konnte und wollte er nicht zurück, denn vor der Annahme des mexikanischen Kaisertitels hatte ihn sein ob dieses Aktes erboster Bruder Franz Joseph genötigt, auf alle Ansprüche und Rechte eines Erzherzogs aus dem Hause Habsburg zu verzichten. Maximilian hatte also nichts in der Hand als die Krone eines mexikanischen Kaisers, und diese wurde ihm gewaltsam von seinem Kontrahenten Benito Juárez entrissen. Diesem und seinen Truppen gelang es im Mai 1867, den in Mexiko Stadt eingeschlossenen Maximilian und seine Anhänger einzukesseln und gefangen zu nehmen. Nach kurzem Prozess wurden Maximilian am 19. Juni 1867 und zwei seiner Generale erschossen.

Weiterhin waren in Mexiko Münzen vorangegangener Regimes im Umlauf, denn so schnell konnte man nicht die neuen gegen die alten Gepräge austauschen. Die unter spanischer Herrschaft geprägten Geldstücke sind ganz der Tradition des 18. Jahrhunderts verpflichtet. Auf ihnen sind die Könige Karl IV. und Ferdinand VII. von Spanien in der Manier römischer Imperatoren mit einem Lorbeerkranz auf dem Kopf dargestellt. Die Rückseiten zeigen das von den Säulen des Herkules umgebene gekrönte Wappen des spanischen Mutterlandes. Ein Band mit der Aufschrift PLUS ULTRA (Immer weiter) verbindet Säulen und Wappen. Die Umschrift weist darauf hin, dass die Könige über Spanien und Indien herrschen, womit aber die Neue Welt Amerika gemeint war.

Republikanische Ordnung wiederhergestellt

Mexiko erlebte vor und nach dem Kaiser Maximilian bewegte Zeiten. Die unter republikanischen Verhältnissen nach 1823 geprägten Münzen verzichten auf Köpfe und Kronen, sondern zeigen als neue Symbole den auf einem Kaktus sitzenden Adler mit ausgebreiteten Flügeln, eine Schlange im Schnabel haltend. Das Bild lässt sich als Symbol für die niedergerungene Monarchie und Kolonialherrschaft der Spanier interpretieren, die sich nach 1517 in Mexiko festgesetzt und das Land im Namen Gottes und des Königs grausam ausgebeutet und drangsaliert haben. Auf einigen chilenischen Münzen des frühen 19. Jahrhunderts wird das Bild variiert, indem der Adler eine zerborstene Kette in Schnabel und Klauen hält.

Benito Juárez war schon lange vor Maximilians Ankunft der führende Kopf der Befreiungs- und Erneuerungsbewegung in Mexiko, ein Mann, den man mit seinem Zeitgenossen Abraham Lincoln gern in einem Atemzug nennt. Der Rechtsanwalt, Minister und ab 1861 Präsident der Republik Mexiko war indianischer Herkunft und mit den Sorgen und Nöten der kleinen Leute vertraut. Er setzte das uneingeschränkte Wahlrecht für Männer durch, und auf seine Initiative wurden 1857 per Verfassung Bürgerrechte wie die Rede- und Versammlungsfreiheit garantiert. Außerdem ließ er das Kircheneigentum verstaatlichen sowie nach französischem Vorbild eine Trennung von Staat und Kirche herbeiführen und den Einfluss geistlicher Orden einschränken. Mit diesen und weiteren Reformen geriet Juárez mit den konservativen Kräften seines Landes in schwere Konflikte. Es kam zu bewaffneten Auseinadersetzungen, bei denen sich Juárez' Gegner spanischer Hilfe versicherten, während die von Abraham Lincoln geführten USA seinen mexikanischen Kollegen unterstützten. Als Juárez zu allem Unglück Zinszahlungen für Auslandsanleihen aussetzte, die frühere Regierungen seines Landes aufgenommen hatten, mischten sich Frankreich, Großbritannien und Spanien ein, offiziell um ihre Investitionen in Mexiko zu schützen, aber mehr um ein Regime zu installieren, das nach ihrer Pfeife tanzt. Am meisten interessiert an der Intervention war der französische Kaiser Napoleon III. Seine kolonialistischen Ambitionen behagten den Briten und Spaniern nicht, weshalb deren Truppen sich alsbald aus Mexiko zurückzogen.

Nachdem mexikanische Royalisten mit französischer Hilfe 1864 die Monarchie mit Maximilian an der Spitze ausgerufen hatten, mussten Juárez und seine Anhänger in den Untergrund gehen, waren aber fest entschlossen, dem kaiserlichen Spuk bald ein Ende zu bereiten und den bei vielen seiner Untertanen unbeliebten Maximilian zum Teufel zu jagen, was dann 1867 geschah. Nach der Erschießung des Kaisers konnte Juárez daran gehen, die republikanische Ordnung wiederherzustellen, doch musste er gegen weitere Aufstände und Revolten ankämpfen. In Mexiko eine Monarchie zu installieren, hat nach dem Debakel von 1867 niemand mehr gewagt.

Kaiser Augustin von Gottes Gnaden

Zur mexikanischen Münzgeschichte des frühen 19. Jahrhunderts gehören einige Kuriositäten, so Geldstücke des selbsternannten Kaisers Augustin I. aus dem Jahr 1823. Der spanische General Augustin de Iturbide hatte sich am 18. August 1822 zum Kaiser ausrufen, wurde aber schon nach wenigen Monaten durch einen Militäraufstand gestürzt, worauf er ins Exil ging. Unvorsichtigerweise kehrte er alsbald in seine Heimat zurück, um seine Herrschaft wiederherzustellen. Doch wurde er von den Republikanern gefangen genommen und am 19. Juli 1824 von diesen erschossen. Kaiser Augustin I. ließ sich auf Münzen als Monarch darstellen, der sein Amt der göttlichen Vorsehung verdankt. Die unter seiner Herrschaft geschlagenen Silber- und Goldmünzen zeigen rückseitig den Adler auf dem Kaktus, der weiter mexikanische Münzen bis in die Gegenwart schmückt. Man kann davon ausgehen, dass die Regimes, die auf Augustin I. und Maximilian folgten, alles taten, deren Münzen einzusammeln, einzuschmelzen und aus dem Metall neues Geld mit republikanischen Motiven zu prägen. Dennoch blieben zahlreiche mit den Monarchenköpfen geschmückte Stücke erhalten, wohl weil das Umprägen teuer war und die Stücke noch eine Zeitlang Gültigkeit behielten. Es mag auch sein, dass Royalisten sie als Andenken aufgehoben haben und sich das Ausland für sie interessierte. Deshalb ist es Sammlern möglich, nach und nach das eine oder andere Stück zu bekommen.

Die Republik Österreich hat Maximilian 1997 eine Silbermünze zu 100 Schilling gewidmet. Auf ihr ist der Kaiser von Mexiko nach einem zeitgenössischen Gemälde stehend dargestellt, während auf der von Andreas Zanaschka gestalteten Rückseite sein Schloss Miramar bei Triest und die Fregatte Novara abgebildet sind als Hinweise auf die bewegte Biographie dieses Herrschers und seine Reise nach Mexiko, von der er vier Jahre später als Toter zurückkehrte. Für das Bildnis auf der Vorderseite dienten dem Münzdesigner Herbert Wähner ein Gemälde von Santiago Rebull und Fotografien als Vorlage. Da die Auflage 65 000 Stück betrug, wird es Sammlern auch heute sicher nicht schwer fallen, diese Sondermünze aus der Reihe "Schicksale im Hause Habsburg" zu erwerben. Die Serie würdigt unter anderem die 1793 hingerichtete Königin Marie Antoinette von Frankreich, eine Tochter des österreichischen Kaiserpaars Franz I. Stephan und Maria Theresia, ferner den Kronprinzen Rudolf, der sich 1889 mit seiner unstandesgemäßen Geliebten Mary Vetsera entleibte, und die Kaiserin Elisabeth ("Sisi"), die 1898 ermordet wurde.

23. Januar 2021

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