Mode auf Münzen und Medaillen
Von klappernden Eisenkleidern, üppigen Haartrachten und kostbaren Hofgewändern



Spitzenleistungen der antiken Münzkunst sind diese Tetradrachmen aus Athen, auf denen Athene mit einem lorbeergeschmückten Helm abgebildet ist. Diese und andere Münzen werden in der Ausstellung des Münzkabinetts im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel gezeigt.



Karl der Große ist wie ein römischer Imperator Denar mit Siegeslorbeer und Toga auf diesem seltenen Denar im Besitz des Berliner Münzkabinetts abgebildet.



Der durch einen Harnisch geschützte Erzherzog Sigismund von Tirol eröffnete 1484 und 1486 mit dem halben (Foto) und ganzen Guldengroschen den Siegeszug des Talers.



Üppig kostümierte Landsknechte beim Musizieren und der vom Tod bedrohte Kaiser auf dem Thron - die Holzschnitte aus dem frühen 16. Jahrhunderts vermitteln trügerische Idylle und Sicherheit.



Mit den Insignien seine Würde - Hut, Schwert und Hermelinmantel - erscheint der sächsische Kurfürst Johann Georg II. auf einem Doppeltaler von 1663.



Preußens Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. verzichtete auf die übliche Allongeperücke und ist auf dem Taler von 1718 mit einfachem Zopf und Brustpanzer abgebildet.



Kostbar gewandet mit einem Krönchen im lang wallenden Haar zeigt sich die schwedische Königin Christina auf dem undatierten Salvatortaler.



Die englische Königin Victoria tauschte nach dem frühen Tod ihres Gatten Albert von Sachsen Coburg und Gotha (1861) die Krone mit dem Witwenschleier und gab sich ganz ihrer Trauer um den geliebten Prinzgemahls hin.



Das Dreimarkstück zur Hundertjahrfeier des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin von 1915 zeigt die Großherzöge Friedrich Franz I. und IV. im Schmuck ihrer Generalsuniformen.



Die dreifache Papstkrone will sagen, dass das Kirchenoberhaupt als Stellvertreter Christi über allen steht, was natürlich nicht von allen anerkannt wurde. Der Scudo von 1690 verbindet das Porträt von Papst Alexander VIII. mit der einer weiblichen Figur, die die Tiara auf dem Kopf trägt.



Mitra, Krummstab und Schwert sind auf vielen Münzen geistlicher Fürsten abgebildet, hier ein Taler des Fürstabts von Corvey, Maximilian von Horrich, aus dem Jahr 1718. Auf der Rückseite steht der in Corvey als Kirchen und Stadtpatron verehrte Heilige Vitus mit Adler und Palmenzweig vor einem schlafenden Löwen. (Fotos/Repro: Caspar)

Wer Münzen und Medaillen Jahrhundert für Jahrhundert anschaut, wird mit der Geschichte der Mode und Frisuren konfrontiert. Neben Skulpturen und Gemälden, Zeichnungen und Grafiken ist es geprägtes Metall, das eindrucksvoll den Wandel von Formen und Materialien dokumentiert und die Unterschiede zwischen Herrschenden und Beherrschten verdeutlicht. Von Prunkpanzern und lang wallenden Gewändern, in denen sich Fürsten und Patrizier darstellen ließen, über die aus klapperndem Eisenblech geschmiedeten Helme und Harnische des Mittelalters und der frühen Neuzeit bis zu goldbestickten Hofkostümen und ordensblitzenden Uniformen der Neuzeit ist auch im engen Rund des geprägten Metalls nahezu alles vertreten, was früher einmal en vogue war.

Wenn sich antike Potentaten und ihre Gattinnen Binden, Schleifen, Ketten oder Kränze ins Haar steckten, waren das mehr als modische Accessoires, denn der Kopfschmuck unterstrich Gottähnlichkeit und Herrscherqualitäten. Ähnliches lässt sich bei Darstellungen von Göttern des antiken Olymp feststellen, vielfach lassen sich beide Bereiche nicht unterscheiden, da die Spitzen der Gesellschaft auf Skulpturen und Münzen auch in der Pose von Göttinnen und Göttern erscheinen. Geldstücke Alexanders des Großen etwa zeigen den Kopf des kultisch verehrten Herakles (Herkules), zu erkennen am Löwenmaul, aus dem das Gesicht schaut. Nach der Tradition war der mit sagenhaften Kräften ausgestattete Held einer der mythischen Stammväter der makedonischen Könige, weshalb sich Alexander der Große als dieser verherrlichen ließ. Auf athenischem Geld erscheint die Göttin Athena im Schmuck eines reich mit Reliefs oder Blättern verzierten Helms, die Ohren sind mit Perlen verziert. Auf Münzen von Korinth und anderer Städte erkennt man ebenfalls Erzeugnisse florierender Helm- und Waffenschmieden. Deutlich wird auf Münzen Seleukos I. von Syrien, dass man das Visier des mit einem Wangenschutz ausgestatteten Helms herunter klappen konnte.

Lorbeerkränze und Strahlenkronen

Kostbar gefärbte Tuche, Bänder im Haar, Lorbeerzweige und Strahlenkronen, aber auch Kronen, Kränze, Schleier und Hörner dienten als Herrschaftssymbole. Der Weg war nicht weit, dass sich aus den um das Haupt gewundenen Blättern mit Perlen und Edelsteinen geschmückte Diademe und Kronen entwickelten. Auf antiken Münzen sind weitere Insignien zu erkennen, so etwa goldverzierte Tuniken, ferner Lanzen, Zepter und ein Globus. An der Form der in üppigem Faltenwurf um den Körper gelegten, häufig nur durch Gürtel, Fibeln und Schnallen zusammen gehaltenen Kleidung, erkannte man, wen man vor sich hatte. Viele heidnische Zeremonialgegenstände wurden von christlichen Herrschern übernommen und leben bis in unsere Zeit weiter.

Wer sich mit antiken Münzen beschäftigt, lernt kurze und lange Gewänder kennen, dazu Mäntel, Umhänge und die verschiedensten Kopfbedeckungen. Da es umständlich und teuer war, Tuche einzufärben, musste sich das einfache Volk mit unbehandelten Stoffen begnügen, während sich Personen in gehobener Position und Mitglieder der Herrscherfamilien in kostbare Materialien hüllten und dies auch auf Münzen zeigten. Bei den "freien" Männern im alten Rom etwa fungierte die Toga als Standeszeichen, ein großes Stück Stoff, der locker um den Körper gewickelt wurde. Angehörige des Senats trugen mit Purpurstreifen versehene Textilien, während siegreichen Feldherren neben dem Lorbeerkranz auch die ganz aus Purpurstoff bestehende und mit Palmenzweigen bestickte "Tunica palmata" verliehen wurde. Soldaten sind an kurzen Mänteln zu erkennen, unter denen sie Metall- oder Lederpanzer trugen. In der Barockzeit wurde der Lorbeerkranz als Siegessymbol wiederbelebt. Dass es kurios aussieht, wenn aus dicken Perückenlocken die Blätter des immergrünen Strauchs hervor schauen, hat damals niemanden gestört. Bis ins frühe 20. Jahrhundert haben sich Monarchen aller Couleur mit solchen Kränzen geschmückt, ob sie nun Sieger waren oder nicht.

Kaiser Karl als römischer Imperator

Kaiser Karl der Große hat vor über 1200 Jahren das Münzsystem in den unter seiner Herrschaft stehenden Ländern reformiert und sich auf einigen sehr seltenen Denaren in der Pose eines römischen Imperators mit Lorbeerkranz im kurz geschnittenen Haar und Tunika darstellen lassen. Der nach unten gezogene Schnurrbart lässt ihn als Angehörigen der Franken erkennen. Es sollte nach Karls Tod (814) einige Jahrhunderte dauern, bis auf Münzen wieder vergleichbar lebenswahre Porträts erschienen. Bis dahin begnügte man sich mit mehr oder weniger groben Typisierungen, wobei die gesellschaftliche Position der dargestellten Personen durch die genaue Wiedergabe ihrer Kleidung unterstrichen wurde.

Analog zur hierarchisch gegliederten Feudalgesellschaft unterlag das Tragen von Kleidern, Kopfbedeckungen und Haaren strengen Regeln. Je üppiger die Stoffe, je reicher der Besatz, je kostbarer der Schmuck, um so höher war der Rang ihres Träger. Selbstverständlich wurden diese Kleiderordnungen immer wieder durchbrochen, und so ließen sich Patrizier und wohlhabende Bürger auf Medaillen, die im 15. Jahrhundert aufkamen, wie adlige Personen in kostbaren Trachten und mit edelsteingeschmückten Hüten verewigen.

Bei der großen Bedeutung, die modischer Kleidung und Rangabzeichen beigelegt wurden, nimmt es nicht wunder, dass Stempelschneider ihr ganzes Können darein legten, die aktuelle Mode einschließlich der im Krieg und bei Turnieren getragenen Kettenhemden, Rüstungen und Helme ins enge Rund der Münzen zu bringen. Die zentnerschweren Eisenplatten schränkten die Beweglichkeit von Ross und Reiter stark ein, außerdem bekam der Kämpfer unterm Helm kaum Luft und konnte wenig sehen. Dennoch behaupteten sich die blank polierten, gelegentlich vergoldeten und kunstvoll geätzten Eisenkleider mehrere Jahrhunderte als Schutz vor Hieb, Stoß und Pfeil, bis Geschosse aus Feuerwaffen sie überflüssig machten und das hochangesehene, etwa in Nürnberg, Augsburg und Innsbruck tätige Plattnerhandwerk zum Erliegen brachten.

Teure Rüstungen für Ritter und Pferde

Die mühsam am Amboss hergestellten Kampf- und Prunkharnische waren sehr teuer und schon deshalb ein unverzichtbares Symbol für Macht und Reichtum. Auf mittelalterlichen Münzen, Miniaturen und Handschriften dargestellt, repräsentierten sie den Gegenwert von ganzen Viehherden und Burgen. Überliefert ist, dass sich adlige und fürstliche Personen für ihre Harnische hoch verschuldeten. Manche Plattner waren so wohlhabend, dass sie ihrer feudalen Kundschaft hohe Summen leihen konnten. Nur mussten sie zusehen, dass sie irgendwann ihr Geld bekamen. Welch hohen Rang die Rüstungen besaßen, geht auch aus der Tatsache hervor, dass angesehene Künstler wie Albrecht Dürer, der ursprünglich Goldschmied war, als Designer heran gezogen wurden. Die mühsam auf dem Amboss geformten Eisenplatten wurden mitunter der herrschenden Mode angepasst. Als dunkle Kleidung en vogue war, hat man sie künstlich geschwärzt hat, während man durch vergoldete Partien Stickereien vortäuschte.

Wie dieser unbequeme Körperschutz aussah und funktionierte, ist auf zahllosen Münzen und Medaillen zu sehen. Stempelschneider legten ihren ganzen Ehrgeiz darein, die Bestandteile ritterlicher Rüstungen auf geprägtem Metall korrekt wiederzugeben. Wir finden die eisernen Vermummungen bereits auf Brakteaten des hohen Mittelalters, später auch auf Talern, Dukaten und Groschen. Als Ende des 15. Jahrhunderts die silberne Guldengroschen, später Taler genannt, aufkamen, bot die vergrößerte Fläche den Graveuren neue Entfaltungsmöglichkeiten. Der Tiroler Erzherzogs Sigmund, genannt der Münzreiche, ist auf ihnen als stehend im Schmuck seines Harnischs und als Reiter dargstellt. Da er eine Krone trägt, hat der Stempelschneider den zum Harnisch gehörenden Helm seitlich platziert. Andere Münzen zeigen fürstliche Personen im Hüft- oder Brustbild häufig barhäuptig oder gekrönt, doch durch einen kostbaren Brustharnisch bewehrt, das Schwert oder eine Streitaxt hoch erhoben.

Brustpanzer mit schaurigem Medusenkopf

In der Barockzeit waren "römische" Harnische für Fürstlichkeiten aller Art ein unentbehrliches Standessymbol. Mit ihnen nahm man Bezug auf die Glanzzeit des römischen Kaiserreiches, zu dem man gelegentlich genealogische Verbindungen herzustellen versuchte, wie lange Ahnenreihen zeigen, in denen angeblich in grauer Vorzeit auch Cäsaren als Vorfahren vorkommen. Der Brustpanzer wird mitunter durch Medusenköpfe geschmückt, um dem Feind Angst einzujagen. Helme hat man selten getragen, meist liegen sie, mit Federbüschen geschmückt, neben dem Porträt. Die Besitzer stützen lässig die Hand auf dieses Utensil fürstlicher Macht. Als Schmuck von Wappenschildern besitzen die eisernen Kopfbedeckungen hervorragende heraldische Bedeutung. Sie unterstreichen die Zugehörigkeit verschiedener Landesteile zu einem bestimmten Fürstentum oder Ansprüche auf sie.

Mit dem Siegeszug der Feuerwaffen ab dem 17. Jahrhundert büßten die aus drei bis fünf Millimeter starkem Blech gefertigten Harnische und Helme zunehmend ihre Bedeutung als Körperschutz ein. Zwar hätten die Harnischmacher die Panzerung verstärken können, doch dies hätte zu starker Gewichtszunahme geführt und die ohnehin eingeschränkte Beweglichkeit von Ross und Reiter weiter vermindert. So ging man zu leichten Trabharnischen über, die im Nahkampf vor Hieb- und Stoßwaffen schützten, beim Beschuss aber wenig ausrichteten. Lediglich "schwere" Reiterei bediente sich des Brust- und Rückenschutzes, während das Fußvolk nicht zuletzt auch aus Kostengründen Hüte zu bunten Stoffuniformen trug und damit auch schneller agieren konnte, aber auch verletzlicher war. Während im 18. Jahrhundert Harnische als wehrhafte Kleidungsstücke langsam ungebräuchlich wurden und daher auch auf Münzen und Medaillen immer seltener vorkommen, erlebten sie im späten 19. Jahrhundert noch einmal ein kurzes Comeback als Zeugnis alter Ritterherrlichkeit. Hierher gehören vor allem Darstellungen Kaiser Wilhelms II. mit dem adlergeschmückten Helm und dem blitzblanken Küraß seines Eliteregiments Garde du Corps, zu finden auf Jubiläumsmünzen und Prägungen für die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft.

Klappmützen und Hermelinmäntel

Geistliche und weltliche Fürsten ließen sich auf unzähligen Münzen und - seit dem 15. Jahrhundert - auch Medaillen im Schmuck ihrer Kronen, Zepter und Zeremonialgewänder darstellen, die in langen Falten bis auf die Füße fallen. Deutlich erkennbar sind auf Münzen neben dem Juwelenbesatz der Kronen auch kostbare Stickereien. Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise und andere Potentaten tragen im frühen 16. Jahrhundert die modische Drahthaube beziehungsweise Pelzmütze sowie pelzbesetzte Mäntel. Wegen der Kopfbedeckungen fürstlicher Personen, die sich auf die Ohren herunterklappen lassen, erhielten sächsische Münzen den Namen Klappmützentaler. Kaiser Karl V. und andere Herrscher erscheinen auf Silber- und Goldmünzen im Schmuck der Insignien des Ordens vom Goldenen Vlies, abgebildet werden sie auch säuberlich gefaltete Hemden und kostbare Mäntel, während schwere Goldketten Hals und Brust und Juwelen die Barette schmücken. Die im 18. und 19. Jahrhundert in großer Zahl gestifteten Orden samt farbenfreudigen Schärpen gehörten unbedingt zur Kleidung hochstehender Persönlichkeiten. Zahlreiche Münzen und Medaillen zeigen die anfangs aus Edelmetallfäden applizierten, später aus massivem Silber gefertigten Sterne und emaillierten Kreuze und bilden en interessantes Sammelgebiet, in das auch jene Prägungen gehören, die anlässlich von Ordensstiftungen und die Annahme solcher Auszeichnungen durch fürstliche Personen feiern.

In der Zeit des Humanismus und der Renaissance hat man die Individualität des Menschen wieder entdeckt, authentische Darstellungen von Fürsten und ihren Damen kamen in Mode. Menschen erhielten auch auf Münzen ihr lebenswahres Gesicht. Manchmal kamen geradezu abstoßend brutale Bildnisse zustande, und wenn man die Prägungen aus einer langen Regentschaft nebeneinander legt, kann man wie bei König Friedrich II. von Preußen, Kaiser Franz Joseph, Queen Elizabeth II. und anderen Monarchen sogar Alterungsprozesse beobachten. Bei Münzen der Habsburger wird außerdem eine Familieneigenheit, die hängende "Habsburgerlippe", nicht verschwiegen.

Wallende Perücken und lange Bärte

Der ewige Wandel in der Haar- und Bartmode lässt sich sehr anschaulich auch auf Münzen und Medaillen nachvollziehen. Stempelschneider haben stets große Sorgfalt auf die genaue Wiedergabe von Frisuren gelegt, die ja immer auch Standesmerkmale waren. Sofern sie bei Frauen nicht durch Hauben oder Hüte verdeckt sind, erkennt man im aufgetürmten Haarkleid vornehmer Damen Perlenschnüre, Diademe und Federbesatz. Solcher Schmuck lässt sich bereits in der Antike nachweisen und ist daher auch auf Münzen dieser Zeit zu finden. Wer auf sich hielt, ließ sich gelegentlich die Stirn ausrasieren und galt damit als besonders schön. In der Barockzeit und dem Rokoko werden fürstliche Personen auf geprägtem Metall mit voluminösen Kopfaufbauten gefeiert. Witwen legten einen Schleier an, und daher zeigen Gepräge der um ihren Gatten Kaiser Franz I. trauernden Maria Theresia dieses Utensil, und auch bei Münzen der englischen Königin Victoria, die aus Trauer um ihren früh verstorbenen Gemahl Schwarz trug und dem berühmt-berüchtigten "victorianischen Zeitalter" ihren Stempel aufdrückte, erkennt man dieses aus der Antike übernommene Attribut.

Wie in der Gegenwart, so unterlag auch früher bei den Männern das Tragen von Haaren und Bärten modischen und sozialen Einflüssen. Reicher Kopf- und Kinnbesatz galt in der Antike als Zeichen freier Geburt. Gelockt oder streifig, lang gewachsen oder kurz geschnitten, herabhängend oder hoch gezwirbelt - auf geprägtem Metall ist nahezu alles vertreten, was bei Bärten möglich ist. Erst im 19. Jahrhundert wurden Vollbärte wieder modisch, gelegentlich hat man sie als politisch subversiv bewertet und vor allem so genannten "Demagogen", also Volksverführern, zugeordnet. Neben üppig wachsenden Bärten galten auch Schlapphüte, offene Hemdkragen und Röhrenhosen als Zeichen von Nonkonformismus und politischer Opposition. Üppiger Kopfbewuchs galt und gilt als unkonventionell, schick, sexy und anziehend, doch wer dergleichen nicht vorzuweisen hatte, musste und muss sich mit Perücken oder Haarteilen nachhelfen oder trägt selbstbewusst "oben ohne".

In der Barockzeit wurde reich gepudertes Falschhaar hergestellt, und wer von den Männern auf sich hielt und es sich auch leisten konnte, trug überm eigenen Haar solchen auf die Schultern und Rücken fallenden, gelegentlich durch Schleifen verzierten Kopfputz. Im Laufe des 18. Jahrhunderts versteckte man, wie Münzen und Medaillen zeigen, die Locken in Beuteln oder drehte sie zu Zöpfen. Erlaubt waren höchstens dünne Oberlippenbärte, lange Rauschebärte hätten zu der üppigen Lockenpracht nicht gepasst.

Es versteht sich, dass man nach 1789 im revolutionären Frankreich bewusst von Hofgewändern und Seidenstrümpfen der abgehalfterten Adelsklasse abhob und neue Kleidungs- und Haarmoden einführte, die man auch auf Münzen und Medaillen erkennt. Als jedoch unter Napoleon Bonaparte, dem neuen starken Mann in Frankreich und ab 1804 Kaiser, eine Kehrtwendung vollzogen und eine neue Stilrichtung, das Empire, kreiert wurde, ließ man sich auf geprägtem Metall in der Pose und Kleidung antiker Herrscher darstellen. Statt der bourbonischen Lilien waren jetzt Adler und Bienen als neue Herrschaftssymbole gefragt. Mit dem Aufkommen von goldbestickten Uniformen einschließlich standardisierter Hüte, Mützen und Helme verschwand das Fürstenporträt unter einem steifen Kragen, doch wurde häufig auf geprägtem Metall nur noch der Kopf abgebildet.

Zahllose Münzen und Medaille sind mit Herrschaftsinsignien geschmückt, deren Aussehen manchen modischen Schwankungen ausgesetzt ist. Zu ihnen gehören Kronen und Schwerter, Zepter und Reichsapfel, dazu kommen reich bestickte Zeremonialgewänder und Krönungsmäntel, die mit Hermelinfell besetzt waren. Neben den aus einem Stirnreif meist aus Gold sowie edelstein- und perlenbesetzten Bügeln bestehenden Kronen gibt es auch die aus Samt und Hermelin gearbeiteten Mützen, mit denen die Kurfürsten als Inhaber des Wahlrechts für die römisch-deutschen Kaiser ihr Haupt bedeckten. Die von den Habsburgern bis 1806 getragene römisch-deutsche Kaiserkrone ist eine Arbeit aus der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts und kam bis zum Ende des Alten Reichs 1806 zum Einsatz. Eleganter wirken die Kronen, die die französischen, österreichischen, deutschen, russischen, mexikanischen und brasilianischen Kaiser sowie zahlreiche Könige und andere Monarchen getragen haben beziehungsweise dort, wo es noch Monarchien gibt, auch heute noch verwenden und/oder auf Münzen darstellen.

Die ab 1871 geltende Krone des deutschen Kaisers, der zugleich König von Preußen war, hat es nie in Wirklichkeit gegeben, doch findet man sie bis zum Ende der Monarchie 1918 auf zahlreichen Reichsmünzen. Nicht ganz so aufwändig wie Kaiserkronen sind Königskronen und Diademe, die von Erz- und Großherzögen und anderen fürstlichen Personen getragen wurden und Bestandteile ihrer Wappen waren. Bei den mit Samt gefütterten "Rangkronen" gab es Abstufungen nach der Hierarchie der betreffenden Person in der feudalen Ständegesellschaft.

Tiara der Päpste und Mitra der Bischöfe

Auch bei den von geistlichen Fürsten verwendeten Herrschaftszeichen gibt es klare Abstufungen. Die vom Papst getragene Tiara ist eine dreistufige Krone mit oben abgerundeter Spitze, auf der ein Reichsapfel befestigt ist. Die ursprünglich als eine Art Zuckerhut aus weißem Stoff gestaltete Mütze bekam erst im Laufe der Jahrhunderte drei verzierte Stirnreifen. Bei der Krönung wurde den Päpsten aufgetragen: "Empfange die dreifache Krone und vergiss nie, dass du Vater der Fürsten und Könige bist, das Haupt der Welt und der Statthalter Jesu Christi", womit der Rang des jeweiligen Pontifex maximus innerhalb der kirchlichen und feudalen Ordnung klar festgelegt war. Die Tiara mit zwei Schlüsseln über dem Papstwappen erscheint auf zahlreichen päpstlichen Münzen und Medaillen. Viele von Bischöfen oder Äbten geprägte Münzen zeigen eine reich bestickte Bischofsmütze, die Mitra. Das hinter den Wappen sichtbare Schwert und der Krummstab symbolisieren die weltliche und geistliche Macht, die in den Händen dieser geistlichen Fürsten lag. Besaßen sie den Rang von Kardinälen, ersetzten ein breitkremiger Hut und herabfallende Schnüre die Bischofsmitra.

Neben Kronen und Diademen findet man auf Münzen und Medaillen weitere Herrschaftssymbole, so den Reichsapfel und das Zepter, das Reichsschwert und den Hermelinmantel. Immer wenn die englische Königin das Parlament in London eröffnet, erscheint sie in dieser kostbaren Aufmachung, ansonsten aber wird Queen Elizabeth II. auf Münzen mit einem kleinen Diadem dargestellt. Der aus einer Kugel mit dem Kreuz obenauf gebildete Reichsapfel findet sich auf Münzen und Siegeln etwa der Pfalzgrafen bei Rhein, die das Amt des Erztruchsessen des Römisch-deutschen Reichs innehatten, während Zepter und Schwert die Wappen und Münzen der Kurfürsten von Brandenburg beziehungsweise von Sachsen schmücken.

9. Juli 2021

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