Bilder der Madonna mit dem Jesuskind im Arm waren und sind auf Münzen und Medaillen über alle Bekenntnisse hinweg weit verbreitet und schmücken viele Kirchen und Galerien. Fürstentümer und Städte haben das Motiv häufig auf geprägtes Metall gesetzt, ebenso Heiligendarstellungen als Beschützer eines Landes oder einer Stadt. Dabei war die Zugehörigkeit eines Fürstentums oder einer Stadt zum katholischen oder dem protestantischen Lager unerheblich. Wir finden überall geprägte Bilder und Symbole von heiligen Männern und Frauen, die als Beschützer und Patrone verehrt wurden und nach denen Kirchen benannt sind. Viele Märtyrer sind mit den Werkzeugen abgebildet, mit denen sie auf qualvolle Weise vom Leben zum Tod gebracht wurden.
Bereits im byzantinischen Kaiserreich wurden Münzen mit der Muttergottes zunächst allein, dann mit dem Kind auf dem Arm geprägt. Sie wird betend oder den Kaiser segnend dargestellt, ihrem Namen wurden die Attribute "ruhmvoll" oder "hochgelobt" hinzugefügt. Langsam eroberte sich die Madonna, die an zahllosen Orten verehrt wurde und wird und der man viele Kirchen und Kloster widmete, auch das abendländischen Münzwesen. Wurde sie auf Denaren Karls des Großen nur als "Heilige Maria" erwähnt, aber noch nicht dargestellt, so erscheint sie in den folgenden Jahrhunderten stehend auf der Mondsichel oder als thronende Himmelskönigin. Anfangs schmückt ein Schleier, später eine Krone ihr Haupt. Umgeben von einem Strahlenkranz oder Sternen, hat man die Muttergottes auch mit einem Zepter in der Hand auf Münzen verewigt. Sie kommt auf Talern und Dukaten ebenso vor wie auf Groschen und Pfennigen. Dass sie als Schutzpatronin eines bestimmten Landes dargestellt wurde, resultiert aus der besonderen Verehrung, die man ihr dort entgegen gebracht hat. Manche Münzen und Medaillen kommen mit Henkeln, gerahmt und vergoldet vor, was auf ihre Verwendung als Schmuck oder Amulett deutet. Mit Marien- und Heiligenmünzen aus Gold oder Silber hat man sich vor Krankheit, Unfall und Tod schützen wollen.
Das große Zeichen am Himmel
Dass die Madonna auf einer Mondsichel stehend oder thronend als Himmelskönigin dargestellt wird, der Sonne, Mond und Gestirne untertan sind, geht auf die "Offenbarung des Johannes", bei der es zu Beginn des Kapitel 12 heißt: "Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen. Sie war schwanger und schrie in Kindsnöten und hatte große Qual bei der Geburt. [...] Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben, der alle Völker weiden sollte mit eisernem Stabe. Und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und seinem Thron." In dem Bibeltext ist von einem großen roten Drachen mit sieben Köpfen die Rede, von einem Ungeheuer, das nichts anderes als der Teufel ist, der das Kind, sobald es geboren ist, auffressen will.
Die Kombination der "lichtverklärten Madonna", "Maria vom Siege" oder "Unserer lieben Frau vom Sieg", wie man sie nannte, mit unserem Erdtrabanten wirft Fragen auf. Kunsthistoriker verweisen sowohl auf die erwähnte Bibelstelle als auch auf gefährliche Zeiten im 15 und 16. Jahrhundert und danach, als das christliche Europa von den Osmanen bedrängt und teilweise erobert wurde. Nach dem Untergang des Byzantinischen Reiches im Jahr 1453 strebten türkische Sultane und ihre Heere nach Norden und Westen in die Mitte des christlichen Abendlandes und brachten die Republik Venedig, das Königreich Ungarn, das Habsburgerreich und ganz allgemein das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in existenzielle Schwierigkeiten. Um die Gefahr abzuwenden, verbündeten sich bis dahin verfeindete Länder gegen den gemeinsamen Feind. Der Siegeszug der nach 1517 von Martin Luther angeführten Reformationsbewegung war möglich, weil die Mittel des katholischen Lagers zur Abwehr der Osmanen gebunden waren. Es gab damals und später merkwürdige Bündnisse, mit denen französische, schwedische und andere Könige sowie russische Zaren gemeinsame Sache mit der "Hohen Pforte" machten, also dem Machtzentrum des Osmanischen Reichs, um eigene Expansionsgelüste zu befriedigen.
Amulette zum Schutz vor Krankheit und Tod
Die Mondsichel beziehungsweise der Halbmond (Hilal) genießt in muslimischen Ländern große Verehrung und spielt in deren Wappenwesen eine große Rolle. Dass die Madonna auf der Mondsichel steht, lässt sich auch als ihr Triumph über eine fremde Religion und Macht deuten. Manchmal hat man die Mondsichel durch eine Schlange als Symbol der Erbsünde ergänzt, wie es in der Bibel beschrieben ist, und mit diesem Bild den Sieg der unbefleckten Muttergottes über alles Böse gemeint. Das von Papst Pius V. (reg. 1566-1572) eingeführte Rosenkranzfest beziehungsweise der Gedenktag "Unserer Lieben Frau vom Siege" drückte den Dank für den Sieg der christlichen Flotte in der Seeschlacht von Lepanto 1571 über die Türken aus. Eine Folge dieses Triumphs war, dass man den Halbmond mit dem Gesicht eines der unterlegenen Soldaten versah.
Erwähnt sei, dass Madonnentaler mit oder ohne Mondsichel manchmal als Amulette verwendet und mit einem Henkel versehen wurden. Da und dort erkannt man auf ihnen feine Feilstriche. Man tat die von Madonnentalern gewonnenen Krümel in eine Flüssigkeit und bestrich mit ihr eine Wunde. Die uns absonderlich erscheinende Methode hat durchaus einen rationellen Kern, denn Silber besitzt eine keimtötende und heilende Wirkung, weshalb es in chemisch gelöster Form auch in Salben, Nasentropfen, Sprays und anderen Präparaten vorkommt, wie jeder Apotheker bestätigen wird. So sind auf bayerischen Madonnentalern vor allem des 18. Jahrhunderts solche Spuren zu erkennen, und zwar bezeichnenderweise nicht auf dem Bild der jeweiligen Kurfürsten, sondern nur auf der Rückseite, auf der die Madonna mit dem Jesuskind auf dem Schoß dargestellt ist, der Reichsapfel als Symbol für die Herrschaft über der Welt in der Hand hält.
Heilige Männer und Frauen auf geprägtem Metall
Auf zahlreichen Münzen und Medaillen sind heilige Männer und Frauen als Patrone einer Stadt oder eines Landes verewigt. Mit allen Attributen ihres segensreichen Wirkens und oft auch ihres Märtyrertum ausgestattet, erbitten die Männer und Frauen göttlichen Segen und fungieren als Schutzpatrone. Da viele Menschen des Schreibens und Lesens unkundig waren, schildern die Münzen entscheidende Szenen aus dem Leben und Leiden der verehrungswürdigen Personen. Wer sich auf diese Motive spezialisiert, wird überall fündig. Auf großen und kleinen Nominale ganz gleich aus welchem Metall sind sie zu finden - der Heilige Moritz mit der Fahne auf Münzen des Erzstifts Magdeburg, Petrus mit dem Schlüssel auf Bremer Münzen und der auf einem Rost förmlich gegrillte Laurentius auf Halberstädter, Nürnberger und Wismarer Geldstücken. Sodann wird der Heilige Martin auf Mainzer und Schwarzburger Geld dargestellt, wie er die Hälfte seines Mantels einem Bettler gibt.
Beliebtes Motiv auf Lübecker und weiteren Münzen ist Johannes der Täufer mit dem Lamm Gottes in der Hand, der Heilige Georg ist auf Mansfelder Münzen als Drachentöter präsent. Zu erwähnen ist auch die Heilige Elisabeth, die das angenehme Leben als ungarische Königstochter und thüringische Landgräfin mit dem einer mildtätigen Frau tauschte, die sich um Arme, Kranke und Sterbende kümmerte und dafür große Verehrung genoss. Viele Münzen dienten wie der im frühen 16. Jahrhundert geprägte Kölner Ursulataler als Amulette und Andenken für eine Pilgerfahrt. Da die zur Verfügung stehenden Exemplare nicht ausreichten, um alle Gläubigen mit ihnen auszustatten, hat man sie in späterer Zeit nachgeprägt.
1. Januar 2021
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