Münzen, die auf der Strecke blieben
Warum in der Kaiserzeit manche Entwürfe abgelehnt wurden und wie numismatische Sonderlinge in Sammlerhände gelangten



Das Berliner Dreimarkstück von 1912 mit dem lateinischen Titel von Kaiser Wilhelm II. schaffte es nicht zur Massenprägung. Warum diese Variante hergestellt wurde, bedarf noch der Klärung.



Auf der Münchner Fünfmarkprobe von 1913 mit dem Porträt des bayerischen Königs Ludwig III. ist dem Reichsadler das preußische Wappenschild von der Brust zu den Krallen gerutscht.



Blick in den Prägesaal der Hamburger Münze um 1900, wo auch einige von Sammlern begehrte Raritäten hergestellt wurden, die es nicht zur Massenprägung schafften.



Die Probe von 1913 mit dem behelmten Kaiserkopf und einem ungewöhnlich gestalteten Reichsadler kam nicht zur Ausführung, wird aber wie ähnliche Objekte ab und zu vom Münzhandel angeboten.





Aus einem künstlerischen Wettbewerb stammt dieses Fünfundzwanzigpfennigstück, das bei der Bevölkerung nicht gut ankam. Die Probe mit dem großen Adlerkopf ist selten und teuer.



Nicht verwirklicht wurde die mit dem Palais des Prinzen Heinrich geschmückte Probe zur Hundertjahrfeier der Berliner Universität 1910. Gedenkmünzen dieser Art ganz ohne Herrscherköpfe waren in der Kaiserzeit nicht vorstellbar.



Das Mansfelder Dreimarkstück von 1915 mit der Frakturschrift wurde nicht verwirklicht, man zog die obere Variante mit der jugendstilig anmutenden Antiqua vor.



Als 1904 festgestellt wurde, dass beim Bremer Fünfmarkstück der Perlrand fehlt, waren schon etliche Exemplare in Sammlerhand. Vorschriftsmäßig ausgeführt ist die Ausgabe von 1906.



Die in Hamburg versuchsweise hergestellten Fünfundzwanzigpfennigstücke von 1908 hatten keine Chance, glichen sie doch allzu sehr den für die Kolonie Deutsch-Ostafrika von 1908 bis 1914 gefertigten Lochmünzen zu zehn Heller. (Fotos/Repros: Caspar)

Ausgesprochen reizvoll und immer für Überraschungen gut ist das Gebiet der Probemünzen, Gefälligkeitsabschläge oder anderer von der Norm abweichender Gepräge. Regelmäßig tauchen sie in Auktionskatalogen und Händlerverzeichnissen auf, und wenn man sich mit ihnen befasst, erhält man interessante, numismatisch und kulturhistorisch aufschlussreiche Informationen. Wenn man sich die Angaben aus Büchern und Zeitschriften zusammensucht, wird man immer wieder von Neuem fündig. Würde man die Münzgeschichte systematisch nach Stücken durchsehen, die auf der Strecke blieben, bekäme man eine stattliche Serie zusammen.

Für die Probemünzen des vor 150 Jahren, am 18. Januar 1871 im Schloss von Versailles 1871 gegründeten Deutschen Reichs gibt es das ausgezeichnete Buch von Rudolf Schaaf aus dem Jahr 1979, das sich bescheiden "Versuch einer Katalogisierung" nennt, aber mehr als dieser ist. Der Autor hat zahlreiche Stücke erfasst, die unsere Kenntnisse von der Münzprägung im Kaiserreich und der Zeit danach durch viele neue Motive und Abarten bereichern. Der Katalog berücksichtigt Proben aus der frühen Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Da seither weitere Ausgaben dieser Art bekannt wurden, wäre eine Neubearbeitung und Fortsetzug nötig. Was vor der deutschen Reichseinigung von 1871 an einschlägigen Geprägen entstand und was auch das Ausland in dieser Hinsicht zu bieten hat, wartet noch auf seine systematische Aufarbeitung.

Alte und neue Adler

Dass Modelle und Entwürfe von Münzen und manchmal auch von Medaillen auf der Strecke blieben und bleiben, hat viele Gründe. Vielleicht war ein Landesherr oder eine andere Person nicht ansehnlich genug dargestellt. Möglich ist auch, dass sich in Inschriften Fehler eingeschlichen haben beziehungsweise eine Jahreszahl oder Wertangabe nicht stimmte. Gelegentlich wurden Makel in Wappenschildern oder Stadtansichten entdeckt, die die Ablehnung der zur Prüfung vorgelegten Stücke erforderten. Zusammenfassend gibt Friedrich Freiherr von Schrötter in seinem "Wörterbuch der Münzkunde" von 1930 folgende Definition: "Probemünzen sind einmal solche, die in Bild und Schrift von der hernach wirklich ausgegebenen Stücken abweichen; wir können das den Stücken selbst nicht ansehen, sondern sind auf urkundliche Nachrichten angewiesen und können sonst allenfalls aus der Seltenheit der betr. Stücke auf P. schließen". Zu den Probemünzen zählt Schrötter ferner solche, "die in verschiedenen Herstellungsstadien des Stempels abgeschlagen sind, oft einseitig, oft in wertloserem Metall, um die künstlerische Wirkung des Bildes usw. zu erproben, aber auch auf dickerem oder breiterem Schrötling und in wertvollerem Metall, um den höchsten Stellen in Geschenkform überreicht zu werden."

Eine reiche Sammlung von Kuriositäten, Probemünzen und Abschlägen aller Art wurde 1926 in Frankfurt am Main von der Münzhandlung Leo Hamburger versteigert. Der Berliner Sammler William F. Hahlo hatte eine umfangreiche Kollektion von Münzen zusammengetragen, die mit Fehlern und Unstimmigkeiten aller Art behaftet sind. "Probemünzen und Abschläge sind keineswegs einander ausschließende Begriffe, und auch Stempelfehler wie Verprägungen stehen zu ,Proben' in gewissen Beziehungen, wenigstens soweit es sich um Überschneidungen, z. B. Titeländerungen, oder um Abänderungen von Jahreszahlen handelt", heißt es im Vorwort zum Katalog. Die Beschaffung neuer Münzstöcke, also Stempel, bei einem Regierungswechsel und aus anderem Anlass sei nicht nur eine kostspielige, sondern bei kleineren Münzstätten, die ihre Stempel außerhalb schneiden lassen mussten, auch eine langwierige Sache. So benutzte man die bisherigen Stempel weiter, änderte den Jahrgang, die Regentenzahl, das Münzzeichen, sogar das Nominal, denn man stand unter Zeitdruck und musste weiter prägen, weil es die Wirtschaft verlangte. "Stellte sich die im Stempel vorgenommene Änderung beim Abschlag als missglückt oder aus anderen Gründen als untunlich heraus, verwarf man die Stempel oder begnügte sich mit einem Mindestmaß von Ausprägung, bis neue Stöcke beschafft wurden; daher die relative Seltenheit derartiger Stempelveränderungen. Zur Prüfung der neuen Stempel dienten Abschläge, die oft auf stärkerem Schrötling (Essais, Piedforts) oder in anderem Metall als die auszugebenden Stücke, meist allerdings in Gold oder gutem Silber, gleichfalls in nur wenigen Exemplaren hergestellt wurden, für den Münzherrn oder für Standespersonen, die mit dem Münzwesen zu tun hatten, oder wohl auch für den Münzmeister (z. B. in Frankreich, seit 1355) zur Begutachtung der Arbeit des Münzeisenschneiders und Zulassung der Stempel".

Auf der Suche nach neuen Bildern

Um 1900 war die Zeit reif für Veränderungen von Vorder- und Rückseiten des Reichsgeldes. Kurz nach der Thronbesteigung Kaiser Wilhelms II. wurde aufgrund eines Allerhöchsten Erlasses vom 6. Dezember 1888 ein neuer Reichsadler kreiert. Man nahm Abschied von der schmalen Version aus der Zeit gleich nach der Reichseinigung und ging zu einem vergrößerten und verbreiterten Adler mit einem etwas verkleinerten Brustschild darauf. Weiterhin umschloss die Kette des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler, Preußens nobelste Auszeichnung, den auf der Brust des Reichsadlers befindlichen Preußenadler. Auf Menschen, denen die "Verpreußung" des Deutschen Reiches ein Graus war, muss der Anblick des Kaiserradlers provozierend gewirkt haben. Daher ist es nur verständlich, dass man bei den Münzentwürfen immer wieder versuchte, von diesem Bild abzukommen und ein außerhalb Preußens akzeptiertes Wappen durchzusetzen.

Bis zum Ende der Monarchie hatten die auf diesem Gebiet tätigen Künstler mit ihren Vorstößen wenig Erfolg, auch wenn da und dort von der Norm ein wenig abweichende Reichsadler entworfen wurden oder man ganz auf ihn verzichtete. Nur in einem Fall wurde von ihm gänzlich abgegangen. Dies geschah bei dem Dreimarkstück von 1913 zur Hundertjahrfeier des Aufrufs "An Mein Volk" durch König Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Auf ihm macht sich ein Adler über eine Schlange her und versinnbildlicht so den Kampf der Deutschen in den Befreiungskriegen gegen die französische Fremdherrschaft.

Die Modernisierung des Designs der Reichsmünzen wurde sowohl von Politikern als auch von Künstlern und Numismatikern in der Tagespresse und den numismatischen Zeitschriften diskutiert. Sogar im Reichstag hat man sich mit der Frage beschäftigt. In München und Berlin tüftelten derweil Stempelschneider und Techniker neue Bild- und Wappenseiten für Großsilbermünzen, aber auch für das Kleingeld aus. Beteiligt an der Suche nach neuen Bild- und Wertseiten war neben dem Berliner Münzgraveur Otto Schultz auch der königlich-bayerische Hofmedailleur Alois Börsch, der zahlreiche Stempel für bayerische Münzen und Medaillen, aber auch für auswärtige Auftraggeber schuf. Wie aus dem 1998 veröffentlichten Buch von Karl Gebhard über Börsch hervor geht, wurden nach dem geheimnisumwitterten Tod von König Ludwig II. 1886 im Starnberger See die Bildseiten der bayerischen Werte zu zwei, fünf, zehn und 20 Mark verändert.

Eckig, rund oder auch gelocht

Das Finanzministerium beauftragte Börsch, Stempel mit dem Kopf des neuen Königs Otto, des jüngeren Bruders und Nachfolgers des Verstorbenen, anzufertigen. Dazu standen dem Künstler nur Fotografien des Monarchen zur Verfügung, der wegen Geisteskrankheit sein Amt nur formal ausübte und von der Öffentlichkeit fern gehalten wurde. Statt seiner leitete Prinzregent Luitpold, ein Onkel des regierungsunfähigen Königs, die Staatsgeschäfte. Nach Luitpolds Tod im Jahr 1912 übernahm dessen Sohn Ludwig als neuer Prinzregent die Amtsgeschäfte, bestieg aber schon 1913 als Ludwig III. den bayerischen Thron, was erneut Veränderungen bei den Münzen des süddeutschen Königreichs bewirkte.

Bei den Entwürfen für neue Münzen ging es nach 1900 um die Gestaltung neuer Ein- und Halbmarkstücke, für die zeitgemäße Formen gesucht wurden. Karl Gebhard hat die Münchner Proben in seinem Buch über Alois Börsch ausführlich vorgestellt und dabei auch zeitgenössische Kommentare mitgeteilt. Irgendwie gelangten Abschläge in die Öffentlichkeit, und auch Sammler interessierten sich für sie. Emil Bahrfeldt stellte in den "Berliner Münzblättern" vom Juni und Juli 1904 die neuen Fünfziger vor und bemerkte, dass das Thema schon seit Längerem im Gespräch ist. Man habe Sachverständige und Nichtsachverständige beigezogen, "aber dass eine unserer deutschen Numismatischen Zeitungen, die doch wohl als sachverständig angesehen werden dürften, zur gutachterlichen Äußerung aufgefordert worden wäre, habe ich nicht gehört". Bahrfeldt schildert, was alles vorgeschlagen wurde - eckige Stücke, solche von runder und durchlochter Form sowie mit größerem und dickerem Schrötling. Alle Mühen in der Berliner und der Münchner Münze nutzten nichts. In der letzten Kommissionssitzung seien sämtliche Anträge auf Abänderung des jetzigen Fünfzigpfennigstücks abgelehnt worden. "Es wär' so schön gewesen, hat nicht sollen sein!", fügt der bekannte Münzforscher hinzu.

Germania mit Kaiserkrone

Die neuen Halbmarkstücke kamen über Probeabschläge nicht hinaus. Sie sind in den einschlägigen Katalogen zu finden und erzielen, wenn sie im Münzhandel angeboten werden, erhebliche Preise. Bei der Durchsicht wird deutlich, dass man viel und gern experimentierte und interessante Vorlagen für neue Reichsadler sowie Wertseiten mit Blumen und Laubwerk als Verzierung um die Wertangabe 50 PFENNIG beziehungsweise ½ MARK anfertigte. Alois Börsch schnitt zahlreiche Stempel mit großen und kleinen Zahlen. Probeweise geprägt wurden im Münchner Hauptmünzamt Fünfziger mit dem Kopf von König Ludwig III. beziehungsweise einer Germania mit Kaiserkrone, mit der Reichskrone statt des Reichsadlers, mit dem Hoheitszeichen in einem auf der Spitze stehenden Quadrat und manch anderen mehr oder minder originellen Darstellungen.

Interessant ist, dass der Entwurf für das von 1909 bis 1912 geprägtes Fünfundzwanzigpfennigstück aufgrund eines Preisausschreibens zustande kam. Die Blätter für Münzfreunde kündigten im Heft 5/1908 den Wettbewerb an und ließen im Heft 8-9/1909 die Teilnahmebedingungen folgen. Danach sollte die Münze einen Durchmesser von 23 mm bekommen. "Die Vorderseite soll die Zahl ,25' in arabischer Schreibweise groß und deutlich mit dem Wort ,Pfennig' daneben, darunter oder zur Seite als Wertangabe erkennen lassen, wobei auch eine seitliche Verschiebung der letzteren eintreten kann". Gefordert wurde ferner ein Reichsadler "in der heraldisch richtigen Form, Allerhöchster Erlass vom 6. Dezember 1888". Wichtig war die leichte Unterscheidbarkeit von dem Zehn-, Fünfzig-Pfennig- oder Einmarkstück. Drei Preise zu 2000, 1500 und 1000 Mark wurden ausgesetzt. Die Entscheidung erfolgte durch ein Preisgericht, dem unter anderem der Direktor des Berliner Münzkabinetts und Förderer der zeitgenössischen Medaillenkunst, Prof. Dr. Julius Menadier, sowie die seinerzeit hochgeschätzten und durch zahlreiche Denkmäler ausgewiesene Bildhauer Ludwig Manzel und Louis Tuaillon, "sämtlich in Berlin", angehörten.

Der Aufruf fand ein großes Echo. Über 500 Künstler, und zwar laut Ausschreibung nur deutsche, sollen sich beteiligt haben. Unter ihnen findet man bekannte Stempelschneider und Medailleure wie Maximilian Dasio, Karl Goetz und Fritz Hörnlein. Die seinerzeit mit den ersten drei Preis ausgezeichneten Arbeiten von August Häusser, Hugo Kaufmann sowie Alexander Kraumann wurden nicht realisiert, eine Erscheinung, die auch bei späteren Münzwettbewerben zu beobachten ist, wo Urteile der Preisgerichte von der Regierung umgestoßen und andere Modelle zur Ausprägung bestimmt wurden.

Die positive Bewertungen der Jury schützte die preisgekrönten Modelle für das neue Fünfundzwanzigpfennigstück nicht vor Kritik. So konnten sich die Blätter für Münzfreunde (Heft 3/1909) für die Arbeit von August Häusser wenig begeistern. Das Blatt nahm an "zwei gestiefelten Füllhörnern" Anstoß, aus denen dicke Ähren oder Ährenbündel hervorkriechen. Ob diese Art, das preisgekrönte Modell durch den Kakao zu ziehen, dazu führte, dass ein anderer, nämlich der modern und "jugendstilig" wirkende Vorschlag von Paul Sturm realisiert wurde, wissen wir nicht. Das Beispiel zeigt aber, dass neue Münzen und Münzentwürfe genau und kritisch betrachtet wurden.

Roland, Merkur und Heiliger Georg

Aus dem Jahr 1909 sind zahlreiche Probeabschläge für das Fünfundzwanzipfennigstück überliefert. Mitunter tauchen sie im Münzhandel auf und werden gut bezahlt. Dem Berliner Münzkabinett dedizierte Alexander Kraumann, der mit seinem Münzentwurf auf den dritten Platz kam, stark vergrößerte Abgüsse seines Entwurfs mit der Bitte an den Direktor der Sammlung, Julius Menadier, dieselben auszustellen. "Vermuthlich waren auch Sie als Mitglied des Preisgerichts enttäuscht von dem letzten Resultat dieser Concurrenz, der Prägung. Ich hoffe, dass mein Modell doch nicht so trocken und kümmerlich wirkt, wie das Geldstück selbst und habe das Gefühl, daß die Gravierung das bisschen Güte in meinem Entwurf vollständig vernichtet hat. Doch das kann und wird eine Autorität von Ihrem Range besser beurtheilen, als irgendjemand, wenn der Gegenstand nicht so geringfügig ist".

Die meisten Münzproben kombinieren die Ziffer 25 mit dem Reichsadler, der in gewohnter Weise mit ausgebreiteten Flügeln unter der Kaiserkrone dargestellt ist, aber auch sitzend nach links oder rechts blickend vorkommt. Da die Künstler auch andere Bilder vorschlagen konnten, präsentieren weitere Versionen einen gekrönten beziehungsweise ungekrönten Adlerkopf. Ein beliebtes Motiv war ferner die Kaiserkrone, die es bekanntlich in natura nicht gab und demzufolge von keinem der drei deutschen Kaiser getragen wurde. In der Minderheit waren Modelle, die männliche beziehungsweise weibliche Personen sitzend oder laufend darstellen. Ein Entwurf präsentiert eine stehende Rolandfigur, eine andere einen antiken Merkur, der auf einem Stein sitzt. In einem weiteren Fall wurde an die Stelle des Reichsadlers eine gekrönte Germania in der Art der damaligen Briefmarken gerückt, und es gab auch einen Vorschlag mit dem Kopf von Kaiser Wilhelm II., der wie viele andere Stücke nur in Gestalt von Probeabschlägen überliefert ist. Der Kontrolle und Vernichtung entgangen

Auf der Strecke blieben Varianten der preußischen Gedenkmünzen zu drei Mark anlässlich der Hundertjahrfeier der Universitäten Berlin (1910) und Breslau (1911) sowie zur Hundertjahrfeier der Befreiungskriege (1913) und der Angliederung der Grafschaft Mansfeld an Preußen (1915). Manchmal schlüpften Modelle durch die Kontrollen, und so erregte 1904 ein Bremer Fünfmarkstück Aufsehen, auf dessen Wappenseite der Perlkranz fehlt. Sammler erfuhren von der Sache, und auch die numismatischen Zeitschriften nahmen sich des Falles an. Die auf Vorrat geprägten Silbermünzen wurden eingezogen und durch solche mit dem Perlrand ersetzt. Einige beanstandete Exemplare gelangten in Sammlerhände, und wenn sie heute im Münzhandel angeboten werden, erzielen sie exorbitante Preise. Wie probehalber angefertigte oder ausgesonderte Münzen die Prägeanstalten verlassen konnten, lässt sich schwer sagen. Sicher haben dabei gute Beziehungen von Sammlern zu Münzstätten eine Rolle gespielt. Aus der Geschichte ist bekannt, dass es sich wohlhabende Münzfreunde mit guten "Verbindungen" zu Münzdirektoren einiges kosten ließen, um in den Besitz numismatischer Raritäten oder von Nachprägungen zu kommen. Die russische Münzgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts kennt zahllose speziell für Sammler hergestellte "Nowodely".

Liebhaberpreise für Lochmünzen

Nicht verwirklicht wurden gelochte Geldstücke zu 25 Pfennigen. Von ihnen stellte die hamburgische Münze (J) einige Proben her, doch hatten sie keine Chance, vielleicht weil man sie mit so genanntem "Negergeld" verglich. Tatsächlich ähneln die versuchsweise hergestellten und nur in wenigen Exemplaren überlieferten hamburgischen Loch-Proben zu 25 Pfennigen jenen von 1908 bis 1914 geprägten Zehnhellermünzen, die in Hamburg und Berlin im Auftrag des Auswärtigen Amtes für Deutsch-Ostafrika hergestellt wurden. Es versteht sich, dass die seltene Hamburger Ausgabe von 1909 Liebhaberpreise erzielt und daher auch gefälscht wurde und wird. Man kann annehmen, dass von dieser 10 000-er Auflage nur wenige Exemplare spätere Einschmelzungen überstanden haben. Der bei der Reichsbank angesammelte Bestand schrumpfte mit Beginn des Ersten Weltkriegs, weil man ihn wegen des hohen Nickelanteils "für die Kriegswirtschaft nutzbar" machte, das heißt in die Schmelztiegel der Rüstungsindustrie warf.

11. Januar 2021

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