Wiederaufbau nach dem Siebenjährigen Krieg
Wie sich das durch Preußen schwer geschädigte Kursachsen durch Fleiß und Klugheit langsam wieder aufrappelte



Politische und personelle Veränderungen in Kursachsen sind gut an Titeln und Wappen abzulesen. Der Groschen von 1757 zeigt das sächsisch-polnische Allianzwappen.



Friedrich Christian und nach seiner kurzen Amtszeit Administrator Prinz Xaver versuchten, im Rahmen des Rétablissements die zerrütteten Staatsfinanzen zu ordnen und dem verwüsteten, geplünderten und teilweise entvölkerten Land durch wirtschaftlichen Wiederaufbau und technische Innovationen neue Impulse zu geben. Friedrich August III. (I.) übernahm nach seiner Volljährigkeit 1768 die Regierungsgeschäfte in Sachsen.



Innovation und Engagement für Sachsen haben Friedrich August III. und seine Nachfolger durch Medaillen und Prämientaler "Zur Belohnung des Fleißes" gewürdigt.



Friedrich August II. von Sachsen, als König von Polen August III., ließ seinen durch und durch korrupten Premierminister Heinrich Graf von Brühl tun und lassen was er wollte und tat auch nichts dagegen, dass er sich schamlos bereicherte.



Mit der Herausgabe von Geldscheinen betrat Kursachsen 1772 neue Wege. Hier eine Zwei-Taler-Note von 1804.



Das Denkmal auf dem Platz vor dem Dresdner Schloss ehrt Friedrich August I., dem seine Untertanen den Ehrennamen "Der Gerechte" verliehen haben.



Die lässig geschnittene Uniform verschaffte der Silbermünze von 1816 den Spottnamen Schlafrocktaler.



Zu den sächsischen Raritäten aus der Zeit Friedrich Augusts I. gehört der Probetaler von 1813. Diese Silberstücke erzielen auf Auktionen stolze Preise. (Fotos/Repros: Caspar)

Der Siebenjährige Krieg, den Preußens König Friedrich II., der Große, gegen Österreich und seine Verbündeten um die reiche Provinz Schlesien führte, endete durch einen Friedensschluss am 15. Februar 1763 im halb zerstörten Schloss Hubertusburg, das den sächsischen Kurfürsten als Jagdschloss diente. Sowohl Preußen als auch Sachsen unternahmen große Anstrengungen, um die immensen Schäden an Bauwerken, in der Landwirtschaft sowie Handel und Gewerbe zu überwinden und menschenleere, verwüstete Gegenden wieder zu bevölkern oder, wie man sagte, zu peuplieren. Um Lernbereitschaft zu fördern und den Einsatz für das Land zu würdigen, gab der Kurfürst Prämienmünzen und Ehrenmedaillen heraus, die heute Stolz eines jeden Sachsensammlers sind und regelmäßig in den Angeboten des Münzhandels erscheinen.

Nach dem Tod des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II., der als König von Polen August III. hieß, am 5. Oktober 1763 trat dessen Sohn Friedrich Christian als neuer Kurfürst die Nachfolge an. Allerdings konnte er sich seiner neuen Würde nicht lange erfreuen, denn er starb bereits am 17. Dezember 1763 an den Blattern, auch Pocken genannt, mitten in den Vorbereitungen für die Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag der Erlangung der polnischen Königskrone durch seinen Vater. Für Friedrich Christians minderjährigen Sohn Friedrich August III. übernahm sein Onkel, Prinz Xaver von Sachsen, als Administrator bis 1768 die Regentschaft. Friedrich Christian war eine Ausnahmeerscheinung in der wettinischen Herrscherfamilie, und er war alles andere als ein Hercules saxonicus wie sein Großvater August der Starke. Repräsentative Staatsporträts von ihm täuschen, denn der Prinz war ein körperlich schwacher, unter einer nicht heilbaren Lähmung an den Füßen leidender Mann, der seit seiner Kinderzeit auf den Rollstuhl angewiesen war. Seine Mutter soll vergeblich versucht haben, ihn zum Eintritt in den geistlichen Stand und damit zum Versicht auf den sächsischen Thron zu bewegen. Den Ideen der Aufklärung aufgeschlossen, stellte er in seinem Tagebuch fest: "Die Fürsten sind für ihre Untertanen da und nicht die Untertanen für die Fürsten. Der Reichtum der Untertanen, der öffentliche Kredit und eine gut stehende Armee machen das wahre Glück des Fürsten aus."

Betrachtet man die Münzen aus der kurzen Regentschaft des Kurfürsten Friedrich Christians, dann fallen einige Besonderheiten auf. Sein Titel lautet in der deutschen Übersetzung leicht verkürzt "Königlicher Prinz von Polen, Herzog von Sachsen, Erzmarschall und Kurfürst." Seine königliche Herkunft wird auch durch das mehrteilige Wappen mit dem polnisch-litauischen Herzschild betont. Die Münzen und Medaillen, die unter dem Administrator Xaver in Vertretung des minderjährigen Friedrich August III. geprägt wurden, erwähnen ebenfalls, dass es sich bei ihm um einen königlich-polnischen Prinzen handelt. Allerdings hat man nur noch das kursächsische Schwerterwappen verwendet.

Anstrengungen zur Gesundung und Modernisierung

Das Ende des Siebenjährigen Kriegs durch den im Februar 1763 geschlossenen Frieden von Hubertusburg bedeutete den Anfang des Wiederaufbaus von Preußen und seinem Nachbarland Sachsen. In der Zeit des "Rétablissements" wurden nicht nur die Kriegswunden geschlossen, sondern mit unterschiedlichen Ergebnissen auch große Anstrengungen zur Gesundung und Modernisierung der Kontrahenten auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet unternommen, so weit das in den engen Grenzen des damals noch herrschenden Feudalsystems möglich war. Ganz offensichtlich verlief dieser Prozess in Sachsen schneller als in Preußen, wo sich König Friedrich Wilhelm III. erst nach der Niederlage seiner Armee 1806/7 im Krieg gegen Frankreich zu weitreichenden Reformen unter dem Einfluss kluger Berater entschloss.

Es gehörte zur Tragik im Leben von Kurfürst Friedrich Christian, dass ihm nur 74 Regierungstage beschieden waren. So war es ihm nicht möglich, war, seine vom Geist der Aufklärung beseelten Pläne umzusetzen. Das taten nach ihm der Prinzadministrator Xaver und nach Erlangung der Volljährigkeit 1768 Kurfürst Friedrich August III., der 1806 König von Sachsen wurde und 1827 nach ungewöhnlich langer Regierungszeit starb. Noch als Kurprinz hatte Friedrich Christian erste Schritte zur Gesundung des Landes unternommen. Er opponierte vergeblich gegen den durch und durch korrupten Premierminister Graf Heinrich von Brühl und dessen verheerenden Einfluss auf Sachsens Innen-, Außen- und Militärpolitik vorzugehen. Als Kurfürst enthob Friedrich Christian den als bösen Geist des Landes bezeichneten Premierminister seiner Ämter und strengte einen Prozess gegen ihn an.

Machtmissbrauch und verfehlte Finanzpolitik

Da der allmächtige Minister bald nach seinem Gönner Friedrich August II., als König von Polen August III., am 28. Oktober 1763 starb, blieb ihm ein Gerichtsverfahren erspart. Es hätte peinliche Tatsachen über Brühls Machtmissbrauch und verfehlte Finanzpolitik sowie das Versagen seines nur an der Jagd, Luxus und dem Kauf von Kunstwerken, nicht aber am Wohlergehen des Landes und seiner Untertanen interessierten Herrn ans Tageslicht gebracht. Als Vertreter des minderjährigen Friedrich August III. kam Xaver mit den Erben des Grafen Brühl überein, sein laut Testament auf 1,05 Millionen Taler geschätztes Vermögen in Form von Gütern, Gebäuden, Möbeln, Porzellanen, Juwelen und Sammlungen nicht zu konfiszieren, sondern nur 210 625 Taler einzubehalten und damit das für alle Beteiligten unangenehme Kapitel "Graf Brühl" abzuschließen. Allerdings fiel dem Fiskus das auf 180 000 Taler geschätzte Palais Brühl in Dresden sowie seine Bibliothek und Gemäldesammlung zu, die später an Zarin Katharina II. verkauft wurde.

Nach dem Siebenjährigen Krieg wurden die sächsischen Staatsschulden auf etwa 300 Millionen Taler geschätzt. Kursachsen schaffte die Tilgung dieser ungeheuren Summe durch eine strikte Sparpolitik und den Wiederaufbau des Landes dank der Arbeit kluger, den Idealen der Aufklärung verpflichteter Personen. An den Schaltstellen der Macht und Wirtschaft standen Vertreter aus dem Leipziger Großbürgertum sowie Gelehrte, die ohne Scheuklappen und feudale Bindungen bemerkenswerte Pläne erarbeiteten, um das Land schnell zu einer führenden Wirtschaftskraft im römisch-deutschen Reich zu entwickeln, während die vielen großen und kleinen Fürstentümer dort weiter in mittelalterlich anmutenden Strukturen verharrten.

Förderung der Manufakturen und kluge Industriepolitik

Das sächsische Rétablissement gelang schneller und gilt als eine der bedeutendsten Aufbauleistungen in der deutschen Geschichte. Binnen weniger Jahre entwickelte sich das von preußischen Truppen verwüstete Land dank des Fleißes seiner Einwohner, kluger Sparmaßnahmen und massiver Förderung des Manufakturwesens und einer klugen Industriepolitik, aber auch durch innovative Nutzung einheimischer Ressourcen und nicht zuletzt der Ausbeute des erzgebirgischen Silberbergbaus zu einem, wenn nicht "dem" führenden Wirtschaftsstandort im römisch-deutschen Reich. Segensreich wirkten sich umfassende Staats- und Verwaltungsreformen auf die Prosperität im Lande aus. Es dauerte ein halbes Jahrhundert, bis sich der altpreußische, noch ganz auf Friedrich II. zugeschnittene Staat der Hohenzollern unter dem Eindruck der Katastrophe von 1806/7 zu ähnlichen Reformen aufraffte.

Friedrich August III./I. regierte Sachsen in einer Zeit großer politischer, wirtschaftlicher und sozialer Konflikte und Veränderungen, in einer Zeit, da Köpfe und Kronen purzelten und neue Länder entstanden und alte von der Bildfläche verschwanden. Er machte Schluss mit dem höfischem Luxus und der üblen Günstlingswirtschaft seiner Vorgänger. Als Mann von Geist und Geschmack förderte er Schulen und Lehranstalten, gewährte den Künsten und Wissenschaften gute Entfaltungsmöglichkeiten und stiftete, von klugen Ratgebern ermuntert, die Freiberger Bergakademie und stattete die Landesuniversitäten Wittenberg und Leipzig mit Geld und Immobilien aus.

Angst vor französischen Verhältnissen

Lernfähigkeit und Aufgeschlossenheit des Kurfürsten gingen allerdings nicht so weit, dass er nach dem Sturm auf die Pariser Bastille am 14. Juli 1789 und den folgenden Umwälzungen im Land der Bourbonen "französische Verhältnisse" zugelassen hätte. So ließ er 1790 einen Bauernaufstand blutig niederschlagen, der sich gegen Ausbeutung und Diskriminierung der Landbevölkerung durch die adligen Grundeigentümer sowie betrügerische Beamte, ein ungerechtes Justizwesen, viel zu hohe Steuern und Missstände in der Kirche richtete, nicht aber das monarchische System infrage stellte. Aus Furcht vor Veränderungen und zur allgemeinen Abschreckung wandte Friedrich August III. die ganze Härte der Gesetze gegen die Rädelsführer an.

Friedrich August III. war im August 1791 Gastgeber, aber nicht Teilnehmer einer Zusammenkunft des Königs Friedrich Wilhelm II. und des römisch-deutschen Kaisers Leopold auf Schloss Pillnitz bei Dresden. Am Ende wurde die Pillnitzer Deklaration zur Unterstützung König Ludwigs XVI. von Frankreich beschlossen und der Weg geebnet zum Ersten Koalitionskrieg gegen das revolutionäre Frankreich. Ziel war es, "den König von Frankreich in die Lage zu versetzen, in vollkommener Freiheit die Grundlage einer Regierungsform zu befestigen, welche den Rechten der Souveräne und dem Wohle Frankreichs entspricht". Mit anderen Worten sollte der entmachtete König wieder in seine alten Rechte als absoluter Monarch eingesetzt werden. Die Deklaration wurde in Frankreich als Kriegsdrohung aufgefasst und war ein Argument, das Volk zur bewaffneten Verteidigung der Revolution aufzurufen. In den folgenden Jahren widerstand das französische Heer denen der verbündeten Mächte, Preußen zog sich 1795 auf unrühmliche Weise aus dem Kriegsgeschehen heraus.

Treuer Vasall des Kaisers Napoleon I.

Die Erhebung seiner Untertanen gegen ihn, der sich als treusorgender Landesvater empfand, muss sich auf Friedrich August III. so verheerend ausgewirkt haben, dass er sich in den folgenden Jahrzehnten allen Versuchen verschloss, sein Land mental und real fit für das 19. Jahrhundert zu machen, ähnlich wie es nach 1806 im benachbarten Preußen gelang. Bürgerschaftliche Beteiligung an den öffentlichen Dingen kam für den Sachsen nicht infrage. Erst 1831, vier Jahre nach seinem Tod, erhielt das Königreich eine ständische Verfassung, die jedoch an den Machtverhältnissen prinzipiell nichts änderte.

Friedrich August III./I. hätte sich nur zu gern aus den Konflikten seiner Zeit herausgehalten. Als Mann der Tradition und des Ausgleichs betrauerte der zur Wahl des römisch-deutschen Kaisers berechtigte Kurfürst 1806 die Auflösung dieses über 800 Jahre alten Staatenbundes, tröstete sich aber im gleichen Jahr mit Billigung Napoleons I. durch die Annahme des Königstitels. Nie zeigte er, der treue Vasall des französischen Kaisers, sich ohne Zopf und gelockten Haaren, und als Vertreter des Ancien régimes trug er auch dann noch die Puderperücke, als sie schon längst aus der Mode waren.

Hatte er in jungen Jahren zunächst eine aufgeklärte, reformorientierte Politik betrieben, so vertrat er mit zunehmendem Alter stockreaktionäre Positionen. Sachsen wurde in seiner Ära politisch zu einem der rückständigsten deutschen Staaten, entwickelte sich aber zum Vorreiter der industriellen Revolution in Deutschland und zu einem Hort der schönen Künste. Als der erste Sachsenkönig am 5. Mai 1827 in Dresden mit 76 Jahren starb, hofften viele Menschen vergeblich auf einen Neuanfang und die Liberalisierung der politischen Verhältnisse. Seine Nachfolger konnten sich nicht entschließen, das Königreich demokratischen Strömungen zu öffnen, und gingen in den Jahren 1830 und noch viel gewaltsamer 1848/49 gegen revolutionäre Erhebungen vor.

Neue Münzen mit der Königskrone

Als einer der treuesten Vasallen des Kaisers Napoleon I. von Frankreich gelang Friedrich August III. Ende 1806 die Erlangung der sächsischen Königskrone, was die Prägung neuer Münzen und von Medaillen mit diesem Titel wert war. Alsbald wurde er auch zum Herzog (ab 1809 Großherzog) von Warschau erhoben, das aus ehemals preußischen Gebieten gebildet worden war, was ebenfalls die Prägung von Münzen und Medaillen mit dem neuen Titel und Wappen unterstrichen wurde, wie überhaupt viele Ereignisse im langen Leben des sächsischen Kurfürsten und Königs auf geprägtem Metall dokumentiert wurden - prächtige Staatsbauten, Friedensschlüsse, die Reichsvikariate von 1790 und 1792, der Beitritt zum Rheinbund und die Annahme der Königswürde 1806, die guten Beziehungen zu Napoleon I., aber auch verschiedene Familienereignisse und Regierungsjubiläen.

In der Völkerschlacht bei Leipzig am 18. Oktober 1813 erlitt Sachsen als treuer Verbündeter Frankreichs eine katastrophale Niederlage. Als sich Napoleon I. aus dem Staub machte, ritten die Sieger grußlos an dem ergeben auf dem Markt zu Leipzig wartenden König von Sachsen vorbei. Er geriet in preußische Gefangenschaft und wurde im Berliner Schloss Friedrichsfelde interniert. Machtlos und zornig musste er zusehen, wie 1815 als Ergebnis des Wiener Kongresses große Teile seines Landes an Preußen fielen, ähnlich wie es Preußen 1807 ergangen war, als Friedrich Wilhelm III. im Frieden von Tilsit die Hälfte seines Territoriums und damit seiner Einwohner und Einnahmen einbüßte. Friedrich August I. von Sachsen verzichtete zähneknirschend auf seinen Titel als Herzog von Warschau und trat der Koalition gegen Frankreich bei. Kurzzeitig geriet das Land unter die Herrschaft des von seinem Exil auf der Insel Elba zurück gekehrten Napoleon I., der in der Schlacht von Waterloo am 18. Juni 1815 entscheidend geschlagen wurde und auf die britisch besetzte Insel Sankt Helena deportiert wurde, wo er 1821 mit nur 52 Jahren starb. Die unverbrüchliche Bündnistreue zu Frankreich und der Verlust der Hälfte seines Landes indes haben dem Ansehen des sächsischen Königs bei seinen Untertanen offenbar nicht geschadet. Seine Untertanen nannten ihn Friedrich August den Gerechten, doch schaut man genauer hin, dann ist dieser Ehrentitel, zumindest was die zweite Hälfte seiner Herrschaft betrifft, eine große Übertreibung.

8. Oktober 2021

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