Aufstand gegen Ausbeutung und Fürstenwillkür
Bauernkrieg von 1525 und Schmalkaldischer Krieg von 1546/7 ereichten ihre Ziele nicht



Auf geniale Weise präsentiert Yadegar Asisi im Wittenberger Reformationspanorama das Leben in der Stadt Friedrichs des Weisen und Martin Luthers vor einem halben Jahrtausend und zeigt auch an einem schwarzen Brett, was vor und nach 1517 dank der florierenden Druckerkunst durch Flugblätter und Kampschriften in Windeseile verbreitet wurde.



Den aufständischen Bauern stand 1525 eine schwerbewaffnete Streitmacht der Fürsten gegenüber, ihr Anführer Thomas Müntzer und einige seiner Anhänger wurden im gleichen Jahr vor den Toren von Mühlhausen hingerichtet. Ihm ist ein von Klaus Messerschmidt gestaltetes Denkmal in seiner Heimatstadt Stolberg gewidmet, das 1989 enthüllt wurde



Kursächsische und hessische Taler von 1546 erinnern an die Auseinandersetzungen mit Kaiser Karl V. und unterstreichen die Standhaftigkeit der beiden Landesfürsten in Glaubensdingen



Der 1552 in Kassel geprägte mit dem Bildnis des Landgrafen Philipp enthält das Bekenntnis "Besser Land und Leute verloren, als einen falschen Eid geschworen."





Die DDR ehrte 1983 und 1989 sowohl den Wittenberger Reformator Martin Luther als auch den Anführer des Bauernkriegs von 1525 mit Gedenkmünzen zu 20 Mark. Die Silbermünze zeigt nicht Müntzer, wie er war, sondern wie sich der Gestalter den berühmten Prediger und Bauernführer vorstellte, von dem kein authentisches Porträt existiert.



Der Magdeburger Interimtaler von 1549 macht auf drastische Weise deutlich, dass die katholische Hydra den Evangelischen nichts anhaben kann.



In sauberen Kupferstichen sind neben vielen anderen Münzen und Medaillen auch die Schmalkaldischen Bundestaler von 1546 und 1547 in der berühmten "Saxonia numismatica" von Wilhelm Ernst Tentzel abgebildet. Jena ehrte 1858 den im Schmalkaldischen Krieg seiner Kurwürde verlustig gegangenen Johann Friedrich von Sachsen, genannt Hanfried, mit einem von Friedrich Drake gestalteten Denkmal aus Bronze. (Fotos/Repros: Caspar)

Wer im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation sein Haupt gegen die kaiserliche Zentralgewalt und die Macht der geistlichen und weltlichen Fürsten erhob, riskierte seinen Kopf. Jede Form von Widerstand wurde mit empfindlichen Strafen an Leib und Leben geahndet. Das bekamen auch die Bauern zu spüren, die 1525 gegen ihre adligen Ausbeuter erhoben und die Leibeigenschaft abschütteln wollten. Ihre Unterstützung für die aufständischen Bauern kam verschiedene Städte teuer zu stehen, denn sie mussten viele tausend Taler an die in diesem Ringen um Freiheit und Leben siegreichen Fürsten und den Kaiser zahlen und waren lange Jahre tief verschuldet. In der damaligen Publizistik spielten die Repressionsmaßnahmen eine große Rolle. Doch die feudalen Eliten sahen keinen Grund, das schreiende Unrecht zu beenden und den Menschen auf der untersten Stufe der Gesellschaftspyramide den ihnen zukommenden Respekt und Luft zum Atmen zu gewähren und ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

Nachdem die Kämpfe zwischen Bauern und ihren adligen Herren 1524 in der Landgrafschaft Stühlingen im südlichen Schwarzwald begonnen hatten, breiteten sie sich schnell auf den deutschen Südwesten aus, doch waren auch Tirol und Steiermark, Franken und Thüringen betroffen. Schwäbische Bauern formulierten Anfang 1525 ihre Forderungen in zwölf Artikeln, die dann zum Manifest des ganzen Bauernaufstands wurden. Darin wird unter anderem die Abschaffung der Frondienste und der Leibeigenschaft verlangt, ferner gerechte Behandlung vor den landesherrlichen Gerichten und die Reformation der Kirche. In Franken übernahm Götz von Berlichingen die Führung der Bauernhaufen, in Tirol setzte sich Michael Gaismair an die Spitze der Erhebung, und in Thüringen wurden die Bauern und Plebejer von Thomas Müntzer geführt. Der aus Stolberg im Harz stammende Geistliche kämpfte mit seinen Getreuen zunächst mit einigem Erfolg, wurde aber am 15. Mai 1525 bei Frankenhausen mit seinem Bauernheer geschlagen. Gefangen genommen und gefoltert, haben ihn die siegreichen

Blutige Rache an den Rädelsführern

Die unter sich zerstrittenen und zudem isoliert voneinander kämpfenden Aufständischen erreichten ihre Ziele nicht. Die Sieger übten blutige Rache an den Rädelsführern und weigerten sich, auf die Forderungen der Bauern einzugehen. Erst im ausgehenden 18. Jahrhundert kam es in Sachsen und an verschiedenen Stellen im Römisch-deutschen Reich erneut zu Bauernaufständen. Die von den Ideen der französischen Revolution inspirierten Erhebungen wurden mit Waffengewalt niedergeschlagen, ihre Anführer wurden hingerichtet oder kamen für lange Zeit ins Gefängnis. Die feudalen Obrigkeiten, die sich so gern aufgeklärt gaben, ließen nicht mit sich reden und kamen erst in und nach der Zeit der Befreiungskriege zu der Einsicht, dass sie dem darbenden und mundtot gemachten Volk einige Zugeständnisse machen müssen.

Die Aufhebung der Leibeigenschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte gewisse Erleichterungen auf dem Lande und trug dazu bei, dass in Verbindung mit Verbesserungen der Agrikultur die immer wiederkehrenden Versorgungskrisen nach und nach eingedämmt werden konnten. In der DDR war Thomas Müntzer ein Volksheld, und der Große Deutsche Bauernkrieg, wie man sagte, wurde von der Geschichtswissenschaft und der Propaganda als herausragendes Ereignis der deutschen Geschichte gefeiert und in eine Linie mit den Revolutionen von 1848/49 und von 1918 sowie dem antifaschistischen Widerstandskampf zwischen 1933 und 1945 gestellt und als Argument für die von der KPD und SED betriebene Bodenreform benutzt.

Protestantische Fürsten gegen katholischen Kaiser

Gut zwanzig Jahre nach der Bauernerhebung stritte Katholiken und Protestanten im Schmalkaldischen Krieg von 1546/7 gegen einander. Kaiser Karl V. und seine katholischen Verbündeten kämpften gegen das 1531 im thüringischen Schmalkalden gegründete, von Kursachsen und Hessen geführte Bündnis protestantischer Landesfürsten und Städte mit dem Ziel, den Einfluss der Lutheraner im Römisch-deutschen Reich zu brechen und seine eigene Macht zu stärken. Zunächst im deutschen Süden tobend, verlagerte sich das Kampfgeschehen bald in den sächsisch-thüringischen Raum. Nach der Gefangennahme des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich des Beständigen und des hessischen Landgrafen Philipp des Großmütigen endete der Krieg für den Kaiser erfolgreich. Der Schmalkaldische Bund wurde daraufhin aufgelöst. Johann Friedrich verlor 1547 seine Kurwürde und residierte in Weimar bis zu seinem Tod 1554 nur noch Herzog in den ernestinischen Landesteilen. Die Gründung der Universität in Jena geht auf seine Initiative zurück.

Landgraf Philipp der Großmütige betrieb die Modernisierung seines Landes, schreckte aber vor der blutigen Niederschlagung der Aufständen in Hessen und Thüringen während des Bauernkriegs 1525 nicht zurück. Philipp ging ein hohes Risiko gegenüber Kaiser Karl V. und seinen fürstlichen Standesgenossen ein, als er 1527 nach sächsischem Vorbild in Hessen die Reformation einführte. Aus dem Vermögen der aufgehobenen Klöster bestritt der Landgraf sowohl seine Hofhaltung als auch die Kosten für die Armenfürsorge sowie die Ausstattung der im gleichen Jahr gestifteten Universität Marburg. Im Verlauf des Schmalkaldischen Kriegs wurden Philipp und sein Sohn Carl Victor gefangen genommen und erst 1552 wieder frei gelassen. Im Privatleben war der Landgraf für seine Untertanen alles andere als ein Vorbild. Durch seine "Ehe zur linken Hand" mit einem sächsischen Hoffräulein setzte er sich rechtlich und nach damaligen Moralgrundsätzen ins Unrecht und manövrierte sich durch seine Zügellosigkeit auch bei seinen fürstlichen Freunden ins Abseits.

"Packe dich Satan du Interim"

Verschiedenen Varianten des zwischen 1542 und 1546 geprägten Schmalkaldischen Bundestalers kombinieren, ungewöhnlich in der deutschen Münzgeschichte, die Bildnisse Philipps von Hessen und des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich. Unglücklicherweise verfügte Philipp der Großmütige in seinem Testament die Aufteilung des Landes an seine vier Söhne Wilhelm, Ludwig, Philipp und Georg, eine Anordnung, "welche vom fürstlich-politischen Standpuncte aus gewiss mit Recht zu tadeln und von allen anderen Gesichtspuncten aus mindestens zu beklagen ist, indem sie die Stellung Hessens zur allgemeinen grösseren Weltbedeutung sehr beschränkt und seine Staatenentwicklung gleichsam zurückgeworfen hat", wie Jacob C. C. Hoffmeister in seinem Buch "Historisch-kritische Beschreibung aller bis jetzt bekannt gewordenen hessischen Münzen, Medaillen und Marken" aus dem Jahr 1857 schrieb.

Die religiösen und politischen Konflikte jener Zeit sind in unzähligen Druckschriften und illustrierten Flugblättern, aber auch auf Münzen und Medaillen dokumentiert. Sie bilden ein hochinteressantes Forschungs- und Sammelgebiet. Da man die Münzen und Medaillen der auf schmachvolle Weise in den Orkus der Geschichte gefallenen Potentaten einsammelte, um sie damit der Vergessenheit anheimfallen zu lassen, und weitere durch Einschmelzungen zur Gewinnung von Edelmetall verloren gingen, sind sie in der Regel selten. Wegen ihres besonderen historischen Hintergrunds hat man sie schon in der Barockzeit, als man auch numismatische Zeugnisse der eigenen Epoche zu sammeln begann, besser als gewöhnliche Ausgaben bezahlt. Der in verschiedenen Varianten geprägte Interimtaler von 1549 greift mit dem Spruch PACKE DI SATHAN DV INTERIM das Augsburger Interim an. Die "Zwischenzeit" genannte Verordnung wird durch ein dreiköpfiges Ungeheuer, den Satan, symbolisiert, das vergeblich gegen Jesus Christus anzukämpfen versucht. Die Taufe des Heilands auf der Rückseite wird von einem plattdeutsch formulierten Spruch DIT IS MIN LEVE SON DEN S GI HO umschlossen. Kaiser Karl V. hatte nach dem Sieg über den Schmalkaldischen Bund (1547) versucht, seine gegen die Lutheraner gerichteten religionspolitischen Ziele durchzusetzen. Das Augsburger Interim wurde von protestantischer Seite abgelehnt, wobei sich die Stadt Magdeburg durch besondere Strenge hervortat. Doch auch die Katholiken waren mit der Verordnung unzufrieden. Lange konnte sich der Kaiser seines Sieges nicht erfreuen, denn schon 1552 musste er nach einem Aufstand protestantischer Fürsten das Interim zurücknehmen und die konfessionelle Spaltung des römisch-deutschen Reiches akzeptieren.

28. November 2021

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