"Sternenbanner überm Land der Freien"
Was Stars und Stripes auf Münzen der Vereinigten Staaten von Amerika zu bedeuten haben





Adler, Sterne und Streifen schmücken seit dem späten 18. Jahrhundert unzählige Münzen und Medaillen der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Inschrift E PLURIBUS UNUM bedeutet, dass aus einer Vielfalt eine Einheit entsteht.



Namensgeber für den US-Dollar waren die in der böhmischen Bergstadt Sankt Joachimsthal zu Beginn des 16. Jahrhunderts geprägten Joachimsthaler.



Die spanischen Peseten im Wert von acht Reales waren sehr beliebt und liefen auch in den Vereinigten Staaten von Amerika um. Deren Dollarmünzen richteten sich in Schrot und Korn nach diesen hochwertigen Silbermünzen.



Liberty, die Symbolfigur der Freiheit mit der phrygischen Mütze auf dem Kopf, ist auf zahllosen Münzen der Vereinigtenn Staaten mit dem Brustbild oder ganzer Figur abgebildet. Nie fehlen die 13 Sterne der Gründungsstaaten, das Motto E PLURIBUS UNUM sowie auf neueren Geprägen das Bekenntnis IN GOD WE TRUST (Wir vertrauen auf Gott).



Münzen und Medaillen der Vereinigten Staaten zeigen nicht nur Symbole der Freiheit sowie den Wappenadler, die 13 Sterne der Gründungsstaaten und die Nationalflagge, sondern ehren auch Ereignisse und Gestalten der Landesgeschichte wie 1964 auf einem halben Dollarstück den ein Jahr zuvor ermordeten Präsidenten John F. Kennedy.



Die Bronzemedaille feiert die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten am 4. Juli 1776 mit dem Kopf der Libertas Americana und der Gallia, der Symbolfigur von Frankreich, die sich mit königlichem Lilienschild und Speer eines Panthers erwehrt. Die Medaille wurde 1783 von Benjamin Franklin bei Augustin Dupré in Auftrag gegeben und 200 Jahre später von der Monnaie de Paris nachgeprägt.



Die Silbermedaille von Oscar Roty aus dem Jahr 1886 feiert die Freundschaft zwischen Frankreich und den USA und die Aufstellung der von Frédéric-Auguste Bartholdi geschaffenen Freiheitsstatue auf einer Insel im Hafen von New York. Das Geschenk des französischen Volks an die USA wurde am 28. Oktober 1886 eingeweiht.



Die Medaillen erinnern an die Anfänge der Münzprägung in den Vereinigten Staaten (Mitte) und zeigen alte und neue Prägeanstalten in San Francisco und Philadelphia. In dort schon lange nicht mehr existierenden Gebäuden begann die Herstellung von Dollar- und Centmünzen, die sich im Design deutlich von den Münzen der Alten Welt unterschieden. (Fotos: Caspar)

Die Ablösung des bisherigen US-Präsidenten Donald Trump und die Wahl von Joe Biden zum 46. Präsidenten der USA und seine Vereidigung vor dem Kapitol in Washington am 20. Januar 2021 wurden im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" und weltweit mit großen Erwartungen begrüßt. Die coronabedingt und wegen befürchteter Anschläge aufgehetzter "Trumpisten" nahezu menschenleere, von 26 000 schwer bewaffneten Nationalgardisten abgesicherte Hauptstadt war in ein Meer von blau-weiß-rot gefärbten Sternenbannern getaucht. Das führt zu der Frage, wie die Nationalflagge zum Schmuck von Münzen und Medaillen der USA wurde und was die bei der Feier von Lady Gaga gesungene Hymne bedeutet.

Die ersten amerikanischen Münzen waren mit Köpfen der Freiheitsgöttin geschmückte kleine Silber- und Kupferwerte, erst 1794 wurde die etwas aufwändigere Dollarprägung aufgenommen. Im amerikanischen Kongress entspann sich eine Debatte über das Aussehen der neuen Dollarmünzen. Zur Auswahl stand das Bildnis des Präsidenten oder die Personifikation der Freiheit. Auf Wunsch von George Washington wurde entschieden, dass statt seiner die Figur der "Liberty" dargestellt werden soll, umgeben von Sternen, während auf der Rückseite ein das Land symbolisierender Adler erscheint, um den Zweige sowie die Staatsbezeichnung UNITED STATES OF AMERICA gelegt sind. Mit diesem Design wollte sich der junge Staatenbund von den bisherigen Münzen mit ihren Monarchenporträts und Herrschaftssymbolen unterscheiden. Dessen ungeachtet kommen auch seltene Cents, Pennies und Halbdollars mit dem Kopf oder Brustbild von Washington vor, die heute hohe Preise erzielen.

Aus vielem eines

Die aus Sternen und Streifen bestehende Flagge ist auf unzähligen Münzen und Medaillen der Vereinigten Staaten zu finden. Bald nach dem Erwerb der Unabhängigkeit im Jahr 1776 legten sie sich eine eigene Währung zu, die sich von der des britischen "Mutterlandes" in vieler Hinsicht unterschied. Dieser Silberdollar zu einhundert Cent entsprach im Gewicht und Feingehalt den spanischen Peseten, die überall in der Neuen Welt großes Ansehen genossen. Abgeleitet wurde der Name der neuen US-Münze von dem in Deutschland umlaufenden Taler, der seine Herkunft von dem in der böhmischen Bergstadt Sankt Joachimsthal zu Beginn des 16. Jahrhunderts massenhaft geprägten Joachimsthaler oder Taler ableitet.

Der lateinische Wahlspruch "E pluribus unum" (Aus vielen eines) ist auf zahlreichen Münzen und Medaillen der Vereinigten Staaten zu finden und schmückt auch deren Siegel. Das Motto unterstreicht, dass die einzelnen Bundesstaaten gemeinsam die Vereinigten Staaten bilden. Die frühesten Münzen mit diesem Satz kamen 1786 heraus, danach wurde er für das geprägte und gedruckte Geld der USA obligatorisch. Der Wahlspruch "In God we trust" (Auf Gott vertrauen wir) wurde erst 1956 durch Kongressbeschluss hinzugefügt. Als Grund für die damals und heute umstrittene, weil andere Religionen und Bekenntnisse ausgrenzende Ergänzung mitten im Kalten Krieg wird das Bemühen angegeben, Einigkeit und christliche Prägung des amerikanischen Volkes gegenüber den "gottlosen Kommunisten" zu unterstreichen.

Erste Prägungen in Philadelphia

Laut Gesetz von 1792 wurde für Gold und Silber ein Wertverhältnis von etwa 15:1 festgelegt. Geprägt wurden Münzen aus Gold, Silber und Kupfer im Wert von zehn und fünf Dollar bis hinunter zum halben Cent. Die erste US-amerikanische Münzstätte wurde 1792 in Philadelphia eingerichtet. Da die Regierung Angebote aus der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien ausgeschlagen hatte, die Prägeanstalt mit moderner Technik auszustatten, war die neue Münzanstalt anfangs recht einfach ausgestattet, rüstete aber bald auf, so dass die dort und bald auch in anderen amerikanischen Prägeanstalten hergestellten Geldstücke den gleichen technischen Standard hatten wie die europäischen. Über die Frage, wie das bekannte Dollarzeichen mit den zwei senkrechten Strichen im Buchstaben S entstanden ist, gibt es unterschiedliche Antworten. Man nimmt an, dass sich das Symbol von der Bezeichnung des spanischen Peso "Piece of 8" über einige Zwischenstufen zu P8 und schließlich $ entwickelt hat. Eine andere Version spricht von Ineinanderschieben der Buchstaben US für United States.

Alles lief bei der eingangs erwähnten Vereidigungszeremonie nach Plan - die Gebete und Ansprachen, die Vereidigung erst der Vizepräsidentin Kamala Harris und dann des Präsidenten Joe Biden mit der Hand auf der Bibel, die Ansprachen, Hymnen und die Militärkapelle, alles mit Maske und viel Abstand unter den wenigen geladenen Gäste. Es war ein ergreifender Moment, als Lady Gaga das Lied "The Star-Spangled Banner" ("Das sternenbesetzte Banner") sang, die Nationalhymne der USA seit 1931. Deren erste Strophe lautet in deutscher Übersetzung so: „O sagt, könnt ihr sehen / im frühen Licht der Morgendämmerung, / was wir so stolz grüßten / im letzten Schimmer der Abenddämmerung? / Dessen breite Streifen und helle Sterne / die gefahrvollen Kämpfe hindurch / über den Wällen, die wir bewachten, so stattlich wehten? / Und der Raketen grelles, rotes Licht, / die in der Luft explodierenden Bomben, / bewiesen die Nacht hindurch, / dass unsere Flagge noch da war. / Oh sagt, weht dieses / sternenbesetzte Banner noch immer / über dem Land der Freien / und der Heimat der Tapferen?“ Die anderen Strophen mit stark antibritischer Tendenz werden nicht gesungen. Der Jurist und Dichter Francis Scott Key hatte mit dem Gedicht im September 1814 seine Freude über den Sieg der Vereinigten Staaten über die Briten zum Ausdruck gebracht, die mitten im Britisch-Amerikanischen Krieg das Fort McHenry bei Baltimore von ihren Schlachtschiffen aus bombardiert hatten.

Zeichen der Hoffnung

Dass die amerikanische Fahne mit den Sternen der damals 13 Bundesstaaten und den breiten Streifen ungeachtet der britischen Attacken weiter über der Festung wehte, wurde landesweit als Zeichen der Hoffnung begrüßt. Wie die Marseillaise, die während der Französischen Revolution von Claude Joseph Roget de Lisle als Aufruf an die "Kinder des Vaterlands" für den Kampf gegen die Tyrannei und den Despotismus gedichtet und vertont wurde und sehr schnell populär wurde, machte auch Keys Gedicht die Runde. Als es zu einem Drucker geschickt wurde, um es als Flugblatt verteilen zu lassen, legte man ihm die Melodie des englischen Club- und Trinklieds"To Anacreon in Heaven" unter. Der Engländer John Stafford Smith hatte den Lobgesang auf Weisheit, Harmonie und den Gott des Weines für einen Londoner Herrenklub komponiert.

Dem Verteidiger des Forts, Lieutenant Colonel George Amistead, wurde 1815 beim Ausscheiden aus der Armee als Dank die Garnisonsflagge überreicht. Als die Witwe eines seiner Soldaten um ein Stück Stoff für die Beerdigung ihres Mannes bat, gab er ihr etwas von der Fahne. Daraus entwickelte sich die Tradition, dass, wo immer es möglich ist, bei Beerdigungen von Soldaten der US Streitkräfte die Flagge den Angehörigen übergeben wird. Ursprünglich symbolisierten die roten und weißen Streifen der US Flagge 13 Staaten, die die Keimzelle der Vereinigten Staaten bildeten. Die 50 Sterne stehen heute für alle 50 Staaten, wobei jeder Stern einen bestimmten Staat symbolisiert.

In seiner Antrittsrede betonte der neue Präsident, er wolle nicht nur die Gesellschaft der USA wieder vereinen und die Demokratie verteidigen, sondern sein Land gleichzeitig zur "führenden Kraft des Guten in der Welt" machen. "Wir werden unsere Bündnisse reparieren und mit der Welt zusammenarbeiten", sagte Biden. Zudem müssten die USA der Pandemie geschlossen und tatkräftig begegnen. Der Präsident streckte seine Hand des 74 Millionen US-Bürgern entgegen, die im November 2020 Donald Trump gewählt hatten. Er bat sie eindringlich, ihm eine Chance zu geben, denn nur gemeinsam werde man Krisen meistern können. Biden forderte seine Landsleute auf, sich wieder als Nachbarn zu sehen und mit Würde und Respekt zu begegnen. Corona-Pandemie, soziale Ungleichheit, Rassismus und Klimakrise - die USA stünden vor gewaltigen Aufgaben. Amerika stehe an einem Wendepunkt, es gehe um Charakter, Anstand, Mitgefühl, Wissenschaft und allem voran Freiheit und Demokratie. Dass der Weg dorthin weit und steinig ist und die neue Administration große Anstrengungen unternehmen muss, alte Schäden und Gräben zu überwinden und dem Land neue Perspektiven zu öffnen, ist allen klar, die das Geschehen in den Vereinigten Staaten mit Sorge und Anteilnahme beobachten. Nicht warme Worte werden dabei helfen, sondern beherzte gemeinsame Taten.

22. Januar 2021

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