"Zum Besten des Vaterlandes"
Während und nach den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 hat man in Schwerin und Weimar patriotisches Silbergeld geprägt





Die Medaille von 1819 zur Vierhundertjahrfeier der Universität Rostock zeigt Friedrich Franz I. und mythische Vorfahren, darunter eine Medaille von 1835 zu seinem fünfzigjährigen Regierungsjubiläum des Schweriner Großherzogs.





Der in Schwerin geprägte Vaterlandsgulden mit dem Titel und Wappen von Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin und eine ähnliche Prägung aus dem Großherzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach von 1815 wurden zur Bestreitung der Kosten in den Befreiungskriegen aus gespendetem Silber gefertigt.





Frankfurt am Main brachte 1796 Silbertaler "Aus den Gefäßen der Kirchen und Burger" heraus. Der Dukat darunter mit der Stadtansicht ist eine numismatische Rarität und mussn teuer bezahlt werden.





Das Bistum Bamberg sah sich 1795 während der Revolutionskriege genötigt, fürstliches Tafelsilber und andere Schätze einzuschmelzen, um aus dem Edelmetall Konventionstaler "Zum Besten des Vaterlands" zu prägen. Das gleiche tat Kurmainz 1794 mit seinen Talern unter dem Motto PRO ARIS ET FOCIS (Für Altar und Herd/Für Haus und Hof). (Fotos: Caspar)

Im Winter 1812/13 Kaiser Napoleon I. seine Armee auf dem Rückzug aus Russland, und in deutschen Fürstentümern und Städten formierte sich Widerstand gegen den französischen Herrscher über große Teile von Europa. Preußens König Friedrich Wilhelm III. stellte sich, mehr von seinen Beratern gezogen und Druck von "unten" folgend als eigenem Antrieb folgend, an die Spitze der Befreiungsbewegung, die 1815 nach furchtbarem Blutvergießen in der endgültigen Entmachtung des 1769 in Korsika geborenen Aufsteigers und der Neuordnung der europäischen Landkarte gipfelte. Von patriotischen Gefühlen übermannt und wohl auch auf Prestigegewinn hoffend, reihte sich auch Herzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin ein.

Aufruf zum freiwilligen Dienst

Nachdem er den von Napoleon gegründeten und dominierten Rheinbund verlassen hatte, erließ er am 25. März 1813 den "Aufruf zum freiwilligen Dienst in der Infanterie" und gab damit das Signal für die Schaffung eines Jägerkorps für den Kampf gegen Frankreich. "Jetzt ist eine neue Zeit aufgegangen, die eine glückliche Zukunft verspricht. Des großmütigen Kaisers von Russland siegreiche Heere bringen dem deutschen Vaterlande die lange entbehrte Freiheit wieder. Es gilt nichts Geringeres als Deutschlands Befreiung für immer." Zu diesem großen heiligen Zweck müsse alles, was sich deutsch nennt, mit voller und ausdauernder Anstrengung mitwirken. Nur so könne das hohe Ziel erreicht, nur so das Glück verdient werden, "welches Alexanders heilbringende Gesinnungen uns darbieten. Wir rechnen es uns zur Ehre, unter Deutschlands Fürsten einer der ersten zu sein, der das Beispiel reiner Vaterlandsliebe gibt, und Wir sind entschlossen, alle unsere Kräfte aufzubieten. Zu dem Ende wollen Wir auch ein Korps regulärer Infanterie, von welchem unsere Leibgarde den Stamm ausmachen soll, und ein Jägerkorps errichten und fordern hierdurch unsere getreuen Untertanen ohne allen Unterschied der Geburt und des Standes auf, sich zu diesem Zwecke zu vereinigen; überzeugt, daß Wir nur dem allgemeinen Wunsche entgegenkommen, indem Wir die Gelegenheit darbieten, durch die Tat zu zeigen, dass in den Herzen der Mecklenburger reiner deutscher Sinn und Liebe für Fürst und Vaterland treu bewahrt geblieben sind."

Das Geld sei bestimmt zu unserer Verteidigung und zur Unterstützung derer, die jetzt ihren Arm und ihr Blut dem Vaterlande widmen, zur Anschaffung von Waffen und was sonst zur Ausrüstung des Kriegers gehört. "Auf dem platten Lande werde es von jeder Ortsobrigkeit eingesammelt, in den Städten von einigen gutgesinnten Männern jedes Standes, welche sich am ersten Morgen nach der Bekanntwerdung Dieses auf dem Rathhause versammeln und dort mit freudiger Einigkeit unter sich verabreden, wie die Einsammlung an ihrem Orte am Leichtesten und Wirksamsten geschehen kann." Alles, was nutzbar ist, soll angenommen werden, schrieb der Herzog und betonte, wenn darunter Pferde, Waffen und fürs Militär brauchbare Kleidungsstücke sein sollten, so können solche unmittelbar an eine Behörde abgeliefert werden. "Diese Beiträge, welche, wie ich zu hoffen wage, die Ausschreibung einer besondern Steuer überflüssig machen werden, sollen mit namentlicher Anzeige der Geber öffentlich bekannt gemacht werden. Lasset uns nicht vergessen, dass auch wir durch möglichste Anstrengung Gottes Seegen, und unser Glück verdienen müssen."

Silber, Pferde und Kleidung

Das Echo des Aufrufs war gewaltig, niemand konnte sich erinnern, von seinem Landesherrn so angesprochen worden zu sein, das es immer nur hieß "Gehorchen ohne zu räsonnieren". Die Ausrüstung dieser Truppe konnte der Staat nicht allein tragen, deshalb ergänzte der Herzog seinen Aufruf durch einen Spendenappell an seine Untertanen. Geld und Sachgüter wurden bei Sammelstellen abgegeben, die in den Ämtern eingerichtet wurden. Gefragt waren neben Bargeld auch Gegenstände aus Edelmetall, also Tafelsilber, Leuchter, Schmuck, Medaillen und andere Wertgegenstände. Niemand kann abschätzen, was für den guten Zweck dem Schmelztiegel überantwortet wurde. Der Herzog ging mit gutem Beispiel voran und spendete das von seiner Mutter geerbte Tafelsilber im Gewicht von rund 47 Kilogramm.

Bei der Spendenaktion kamen an die 130 Kilogramm Silber zusammen, aus denen die Schweriner Münze 9918 Exemplare des so genannten Vaterlandsguldens prägte. Der Name kommt von der Aufschrift DEM VATERLANDE unter der Zahl 2/3, mit der gesagt wird, dass es sich bei dieser auch bei Sammlern wegen ihrer besonderen Geschichte und Seltenheit gesuchten Münze um einen Zweidritteltaler beziehungsweise Gulden handelt. Die Vorderseite trägt das traditionelle mecklenburgische Wappen unter der Krone, kombiniert mit dem Namen und Titel des Herzogs. Nachdem Friedrich Franz und sein Strelitzer Vetter Karl II. 1815 während des Wiener Kongresses zu Großherzögen erhoben worden waren, lautete ihr Titel auf Münzen V. G. G. GR. HERZ (von Gottes Gnaden Großherzog).

Anrührende Zeugnisse der Opferbereitschaft

Silbermünzen wie der Schweriner Vaterlandsgulden sind als Zeugnisse für anrührende Opferbereitschaft und Zusammenrücken in schwieriger Zeit ein numismatische Besonderheit. Dass Tafelsilber und Schmuck, ja auch Kirchenschätze und Staatsinsignien zur Bezahlung von Kontributionen an den Sieger eines Krieges eingeschmolzen wurden, ist bekannt, doch hat man das nur selten durch Aufschriften auf Münzen bekundet. In finanzielle Bedrängnis gebracht, trennten sich in der Zeit der französischen Revolutionskriege und der sich anschließenden Neuordnung der Landkarte im untergehenden Heiligen römischen Reich deutscher Nation Kirchen, Adel und wohlhabendes Bürgertum von ihren Edelmetallschätzen, um aktuelle Geldforderungen bezahlen und auch die Not im Volk lindern zu können.

Beispiele sind unter anderem aus Bamberg bekannt, wo 1795 aus eingeschmolzenem Silbergeschirr Taler mit der Aufschrift ZUM BESTEN DES VATERLANDS geprägt wurden. Ähnliches kennen wir auch aus Eichstätt, wo der Fürstbischof Münzen mit der aus dem Lateinischen übersetzten Inschrift "Mit den silbernen Gefäßen des Hofes gewährte er (der Fürstbischof) dem darbenden Vaterland Hilfe". Münzen aus Frankfurt am Main vermerken AUS DEN GEFÄSSEN DER KIRCHEN UND BURGER. In Preußen ging man einen anderen Weg, als der König zur Abgabe von Edelmetall aufrief, um Freiwilligenkorps ausrüsten zu können. Spender erhielten Ringe und Medaillen mit der Aufschrift GOLD GAB ICH FÜR EISEN und konnten stolz zeigen, dass sie sich an der patriotischen Bewegung beteiligt haben. Eisen avancierte zum patriotischem Stoff, wie die Stiftung des für Kämpfer der Befreiungskriege bestimmten Eisernen Kreuzes am 10. März 1813 durch König Friedrich Wilhelm III. zeigt.

5. Dezember 2021

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