Florene, Dukaten und Zechinen
Die 1600 Jahre alte Lagunenstadt Venedig legte im Mittelalter eine lang andauernde Goldmünzenprägung auf



Der geflügelte Markuslöwe und der davor kniende Doge sind auf und in zahlreichen Gebäuden der Lagunenstadt allgegenwärtig. Ihren auch in prachtvollen Sakral- und Profanbauten dokumentierten Reichtum verdiente die bis 1797 souveräne Adriarepublik durch ausgedehnten Handel bis nach Afrika und Asien.





Florenz prägte Dukaten mit Johannes dem Täufer und einer Lilie (oben). Venedig hat das Design ihrer undatierten Dukaten oder, wie man auch sagt, Zechinen bis zum Ende der Souveränität 1797 nicht verändert und unterstrich damit deren immerwährenden Wert.



Seite umfangreichen Handelsbeziehungen machten Venedig reich und mächtig. So könnte es im hafen ausgesehen habe, wo die Handelsherren die Entladung ihrer Schiffe überfachen.



In der Ausstellung des Berliner Münzkabinetts im Bode-Museum auf der Museumsinsel sind auch Münzen aus Venedig zu sehen.



Der zur Zeit des Dogen Francesco Loredan geprägte Tallero von 1761 zeigt Venezia, die Symbolfigur der Adriarepublik im Schmuck einer Dogenmütze und eines Umhangs mit Hermelinbesatz. Ausnahmsweise ist der geflügelte Markuslöwe in einem geschwungenen Rahmen "steigend" dargestellt.



Der unter dem Dogen Ludovico Manin geprägte zehnfache Dukat ist war eine der letzten Geldstücke, die Venedig vor dem Verlust der Souveränität zwei Jahre später prägte. (Fotos/Repros: Caspar)

Venedig feiert 2021 sein 1600jähriges Bestehen. Die aus 50 Inseln bestehende Lagunenstadt begeht ihr Jubiläum entgegen ursprünglicher Planungen wegen der Coronapandemie still und verhalten, ohne den sonst üblichen Prunk und die Besucher aus Italien und der ganzen Welt, die in großen Scharen über die Stadt mit ihren unzähligen Kanälen und Brücken herfallen. Die nach dem Umland Venetien benannte "Serenissima" (deutsch: Die Durchlauchtigste) war im Unterschied zu anderen Siedlungen nicht von den Römern gegründet worden, sondern entstand erst im 5. Jahrhundert nach Christus als Wohnort von Menschen, die vom Festland vor den Westgoten und Hunnen flohen und im Gewirr der damals noch unzugänglichen Inseln Schutz suchten und fanden. Das Jubeljahr 2021 bezieht sich auf das legendäre Gründungsdatum am 25. März 421. Es hängt mit dem Bau einer Kirche zusammen, die aufgrund eines Gelübdes anlässlich der Rettung vor einer Feuersbrunst errichtet wurde.

Venedig durchlebt aktuell in Zeichen der Pandemie eine Periode der Ruhe. Millionen Touristen bleiben weg, ihre Hinterlassenschaften hatten der Stadt schwer zugesetzt. Schon lange gefordert, dürfen die riesigen Kreuzfahrtschiffe nicht mehr in der Nähe des Markusplatzes anlegen, sondern müssen im Industriehafen vor Anker gehen. Mit ihrer Entscheidung will die Stadtverwaltung das hochgefährdete kulturelle und historische Erbe schützen. Vor allem die von Kreuzfahrtschiffen verursachten Wellen hatten den Fundamenten der am Wasser liegenden Weltkulturerbestadt und auch dem sensiblen ökologischen Gleichgewicht in der Lagune geschadet.

Geflügelter Markuslöwe als Erkennungszeichen

Bis zum Verlust der Souveränität 1797 in Folge der Umwälzungen nach der Französischen Revolution von 1789 war Venedig Hauptstadt der gleichnamigen Republik, die mit zeitweilig mehr als 180.000 Einwohnern eine der größten Kommunen in Europa war. Zum Staatsoberhaupt wurde in einem komplizierten Wahlverfahren für wenige Jahre der Doge gewählt. Auf Münzen und Bildern ist er am Corno Ducale, eine Art Krone, die aus einem festen Kronenreif und einer weißen Kappe in Form einer phrygischen, als Symbol der Freiheit genutzte Mütze bestand. Auf Münzen ist der Titel des Dogen in der lateinischen Form "Dux" für Herzog/Anführer vermerkt. Der italienische Diktator Benito Mussolini ließ sich als "Duce" (Führer) feiern.

In Venedig lagen alle höheren Ämter in den Händen der adligen Oberschicht, die ein luxuriöses Leben führte, während der große Rest der Bevölkerung in Armut und Abhängigkeit vegetierte. Mit der Zeit entwickelte sich der Stadtstaat zum größten Verwaltungs- und Finanzzentrum im damaligen Europa, von dem aus ein Kolonialreich bis Kreta und Zypern beherrscht wurde. Nachdem im Jahr 828 die Gebeine des Evangelisten Markus von Alexandria nach Venedig gebracht worden war, hat man ihm zu Ehren und zur Aufbewahrung seiner Reliquien den Markusdom errichtet. Der auch auf zahlreichen Münzen abgebildete Markuslöwe diente Venedig als Wappen.

Da in der Stadt an der Adria bis in die Neuzeit hinein der überwiegende Teil des Handels zwischen Westeuropa und dem östlichen Mittelmeer und darüber hinaus abgewickelt wurde, sammelten sich bei den führenden Familien große Macht und viel Reichtum an, sichtbar bis heute an großartigen Kirchen, Palästen und Kunstschätzen. Gehandelt wurden mit Luxusgütern wie Seide, Pelzen, Färbemittel, Gewürze, Elfenbein, Bernstein und orientalischen Düften, aber auch Gold, Silber und Buntmetalle sowie Glas und nicht zuletzt mit Sklaven, was auf die Geschichte der Stadt einen dunklen Schatten wirft. Um seinen Handel reibungslos abwickeln zu können und jene Bereiche zu besetzen, die dem in Agonie befindlichen, 1453 von den Osmanen eroberten Byzantinischen Kaiserreich verloren gegangen waren und neue Wirtschafts- und Handelsgebiete zu erschließen, sah sich Venedig genötigt, sein Geldwesen zu reformieren und zu modernisieren.

Goldlieferungen aus Ungarn

Die bisher geprägten pfennigähnlichen Grossi aus Silber reichten zur Begleichung großer Beträge oder auch zur Finanzierung der Kreuzzüge zur Befreiung des Heiligen Landes von den Osmanen nicht aus. Es mussten größere Nominale her. Da fügte es sich gut, dass in Ungarn Gold gefunden wurde, das zur Prägung neuartiger Goldmünzen benötigt wurde. Venedig war wirtschaftlich mit dem Königreich der Magyaren eng verbunden. Als Bezahlung für gelieferte Waren bekam die Adriarepublik von dort umfangreiche Goldlieferungen, die sie für die eigene Münzprägung benötigte. Am Rande sei erwähnt, dass man in Venedig den Begriff "Ungar" zeitweilig als Bezeichnung eines Goldhändlers benutzte.

Der hauptsächlich in Süditalien residierende römisch-deutsche Kaiser Friedrich II. aus dem Hause Hohenstaufen ließ 1231 in Brindisi und Messina Goldstücke mit seinem Bildnis und einem Adler prägen. Ihm folgten andere Potentaten und Stadtstaaten. So brachte die reiche Handelsstadt Florenz 1252 eine eigene Goldmünze heraus - den Fiorino d'oro. Mit dem Gewicht von 3,537 Gramm, ist sie uns als Floren oder Florenus bekannt. Die Vorderseite zeigt, umgeben von der Inschrift + FLORENTIA, eine stilisierte Lilie mit drei Blütenblättern und zwei Staubgefäßen. Auf der Rückseite ist Johannes der Täufer, in einen Umhang aus Tierfell gehüllt, stehend mit einem Kreuzzepter dargestellt, gerahmt von der Umschrift S. IOHANNES B(APTISTA). Kleine Münzmeisterzeichen neben dem von einem Nimbus umgebenen Kopf erklären, wer die undatierten Goldstücke geprägt hat, auf deren Herstellung mit stets gleichbleibenden Motiven Florenz erst um 1530 verzichtet hat. Möglich wurde die massenhafte Emission der ungewöhnlich erfolgreichen, weit verbreiteten und überall in Europa nachgeahmten Goldmünze durch die wirtschaftliche Blüte des Stadtstaates, der mit rund 60 000 Einwohnern eine der größten Kommunen im damaligen Europa war, eine hochentwickelte Textilindustrie besaß und ein wichtiger Bankenplatz war. Bedeutende Familien, allen voran die Medici, verdienten in Florenz mit ihren Handels- und Geldgeschäften ein Riesenvermögen.

Design über Jahrhunderte fast unverändert

Gut 30 Jahre nach der ersten Prägung der Florentiner Florene und auch der von Genua ausgegebenen Goldmünzen, die man Genovino nannte, gab auch Venedig solche Münzen heraus, den Dukaten. Dieses im Jahr 1284 vom Großen Rat aus der Taufe gehobene Goldstück lehnte sich in Gewicht und Feingehalt an die Florentiner Goldmünzen an. Auf der Vorderseite kniet der Doge als Oberhaupt von Venedig vor dem stehenden Heiligen Markus, der in der Adriarepublik besondere Verehrung genoss. Der für das Wohl und Wehe der Kommune zuständige Evangelist übergibt dem Dogen eine Fahne als Zeichen für die ihm von Gott verliehene Herrschaft über das Herzogtum (Ducatus), das ja eine Republik war. Auf der Rückseite ist Christus in einer Mandorla stehend mit segnender Geste dargestellt. Er erscheint hier als der eigentliche Herrscher von Venedig. Darauf verweist auch die stark abgekürzte Rückseiteninschrift "Sit tibi Christe datus, quem tu regis, iste ducatus - Dir, o Christus, sei das Herzogtum gegeben, welches du regierst".

Das letzte Wort "ducatus" verschaffte der 3,49 Gramm schweren Goldmünze den Namen Dukat. Ersatzweise wurde für das überaus beliebte, begehrte und vielfach nachgeahmte Goldstück auch der Name Zechine verwendet, abgeleitet vom italienischen Zecca als Bezeichnung für eine Münzstätte. Das in Rom tätige Istituto Poligrafico e Zecca dello Stato (Staatliche Druckerei und Münzstätte) in der Via Salaria stellt Banknoten und Münzen her und dem italienischen Ministerium für Wirtschaft und Finanzen angegliedert. Neben dem goldenen Dukaten gab es noch den silbernen Dukatone, den man mit einem Taler vergleichen kann. Der 1486 in Tirol aus der Taufe gehobene Guldengroschen, den man später Taler nannte, war das silberne Äquivalent des Goldgulden. Beide Metalle standen im Verhältnis von etwa 15 zu 1. In Italien nannte man den Taler schlicht und einfach Tallero.

Venedig hat seine Dukaten fast unverändert bis zum Ende der Republik 1797 geprägt. Zwar erschwert der Verzicht auf Jahreszahlen die Datierung, doch findet man in Spezialkatalogen genügend Hinweise, die selbst noch im 18. Jahrhundert mittelalterlich anmutenden Goldmünzen zeitlich einzuordnen. Man muss in den Listen der Dogen nur den Namen desjenigen suchen, der auf den Münzen genannt wird. Auffällig ist, dass Venedig bei den Dukaten auf die Nennung seines Namens verzichtete. Man konnte sich das erlauben, denn wer damals mit Geld zu tun hatte, konnte die Goldmünze ohne Probleme einordnen und vertraute ihrer hervorragenden und durch Beibehaltung der Bilder auf beiden Seiten noch unterstrichenen Qualität über alle Zeiten hinweg.

Johannes der Täufer schmückt Gulden und Dukaten

Es dauerte nicht lange, bis man in Italien und im übrigen Europa nach Florentiner und venezianischem Vorbild ebenfalls Goldgulden prägte. Eine der ganz frühen Goldprägungen stammt aus Lübeck. Zu den frühen Pfennigen und Halbpfennigen aus Silber gesellten sich 1341 aufgrund eines Privilegs von Kaiser Ludwig dem Bayern die Goldgulden, die nach florentinischem Vorbild geprägt wurden. Auf der Vorderseite ist der in Lübeck und Florenz verehrte Johannes der Täufer abgebildet, während man auf der Rückseite eine Lilie und den Hinweis erkennt, dass es sich bei dem Goldstück um einen Lübecker Gulden handelt. Später hat man in Lübeck Dukaten, Taler und weitere Münzen ebenfalls mit Johannes dem Täufer und dem doppelköpfigen Reichadler als Hinweis auf die Reichsunmittelbarkeit der Stadt geprägt. Neben den nach italienischem Vorbild geprägten, ja ihnen nachgeahmten Goldmünzen gingen verschiedene Staaten und Städte zu größeren und prächtiger gestalteten Goldmünzen über, die Sammlern als Dobla, Goldschild, Noble, Ecu d'or Royal d'or, Muton d'or, Pavillon d'or oder einfach nur Gulden bekannt sind. Die Namen der als Meisterwerke des Stempelschnitts auf kleinstem Format geschätzten Goldstücke wurden vielfach von den Bildern abgeleitet, die auf den Münzen erscheinen.

Nach vielen Kriegen und Katastrophen erlebte die italienische Halbinsel in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine neue Zeit der Unruhe und Bedrohung im Zusammenhang mit den Koalitionskriegen nach der französischen Revolution von 1789. General Napoleon Bonaparte, der neue Stern am europäischen Himmel, eroberte weite Gebiete in Oberitalien und nahm neben dem Kirchenstaat auch die Romagna, Ferrara und Bologna in Besitz. Im Frieden von Campo Formio von 1797 wurde Österreich die Republik Venedig zugesprochen, was zu dem Ende ihrer großartigen Münzprägung führte. Während Venedig 1797 bei der Neuordnung der italienischen Landkarte seine Souveränität verlor, wurden auf französische Initiative die Zisalpinische Republik mit Mailand als Hauptstadt und die Ligurische Republik um Genua gegründet, gefolgt von der Römischen Republik in Rom. Jedesmal beeilten sich die neuen Regierungen, mit ihren Münzen ihre Existenz und programmatisch einen neuen Geist zu dokumentieren. So liest man auf den Münzen - ins Deutsche übersetzte - Aufrufe wie "Kraft in der Einheit", "Freiheit, Tugend und Gleichheit" oder "Freies Italien wenn Gott es will". Gäbe es die zum Teil recht seltenen Geldstücke nicht, wüssten heute vermutlich nur noch wenige Spezialisten etwas über die zum Teil recht kurzlebigen Gebilde.

Kaiser der Franzosen und König von Italien

Bald nach seiner Krönung zum Kaiser der Franzosen am 2. Dezember 1804 in Paris erklärte sich Napoleon I. zum König von Italien. Sein Reich umfasste zunächst ehemals souveräne Staaten in Norditalien einschließlich Venedig, Parma, Piacenza, Ligurien und den Kirchenstaat. Damit nicht genug besetzten französische Truppen das Königreich Neapel, das 1806 an Napoleons Bruder Joseph und 1808 an seinem Schwager Joachim Murat fiel. Italien stand jetzt unter direkter französischer Herrschaft oder war von Napoleon I. abhängig, ausgenommen Sizilien und Sardinien, wo sich die alten Dynastien weiterhin an der Macht halten konnten. Als 1811 dem Kaiser der Franzosen und König von Italien von seiner zweiten Gemahlin Marie Louise von Habsburg der lang ersehnte Sohn Napoleon geboren wurde, verlieh er ihm den Titel eines Königs von Rom und ließ dieses Ereignis durch eine Medaille mit dem Kopf des Säuglings feiern.

In den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 wurden die Franzosen aus deutschen und anderen Staaten vertrieben und Napoleon I. zweimal zur Abdankung gezwungen. Während des Wiener Kongresses 1814/15 konnte König Ludwig XVIII. mit Unterstützung der Siegermächte in Frankreich das Ancien régime restaurieren, und auch in Italien wurden die feudalen Herrschaftsverhältnisse der vornapoleonischen Zeit wiederhergestellt. 1815 nahm der aus dem Haus Bourbon stammende Ferdinand I. das Königreich Neapel wieder in Besitz und vereinte es mit Sizilien zum Königreich beider Sizilien. Auch das Königreich Sardinien wurde restauriert, während die Lombardei und Venetien als Lombardo-Venezien wieder unter österreichische Herrschaft gerieten. Die frühere Kaiserin Marie Louise, die zweite Gemahlin von Napoleon I. und Tochter des österreichischen Kaisers Franz I., erhielt Piacenza, Modena und Lucca. Nach ihrem Tod im Jahr 1847 fielen diese Fürstentümer an die Bourbonen.

Widerstand gegen Fremdherrschaft

Nach 1815 flammten in Italien immer wieder Freiheitsbewegungen auf. Teile des Bürgertums und des liberalen Adels schlossen sich in Geheimorganisationen zusammen. Ihre Angriffe richteten sich gegen die inländischen Despoten, die viele aus der Revolutionszeit nach 1789 stammenden Errungenschaften beseitigten und sich an Parteigängern des französischen Kaisers rächten. Der Kampf patriotischer Kräfte um Freiheit und Ehre ging aber auch gegen ausländische Mächte, die weiterhin bedeutende Teile Italiens besaßen. Ziel der Erhebungen in Neapel, Piemont, in Lombardo-Venetien, Bologna, Ancona und anderen Landesteilen war die Einheit des Landes und die Beseitigung der Fremdherrschaft. Die Niederschlagung der Aufstände schürte den Hass auf die eigenen und fremden Unterdrücker und ließ den Wunsch nach einem einheitlichen und souveränen Staat reifen. Diese Bewegung ging als Risorgimento (zu deutsch Wiedererstehen) in die Geschichte ein.

Die Revolutionen in Frankreich von 1830 und 1848 sowie im Deutschen Bund, in Polen und anderen Ländern während der Jahre 1848/49 gaben der italienischen Einheits- und Freiheitsbewegung einen großen Auftrieb. In Venedig und Mailand vertrieben die Aufständischen die Österreicher und installierten provisorische Regierungen. Betroffen von dem Geschehen war neben anderen Souveränen auch Papst Pius IX. Er begann 1846 sein Pontifikat zunächst mit liberalen Reformen, schwenkte aber 1848 nach seiner zeitweiligen Vertreibung aus Rom nach einem Aufstand und der Erklärung der Stadt und des Kirchenstaates zur Republik auf reaktionäre Positionen um. In Sendschreiben wandte er sich gegen "freie" Gedanken und Anschauungen und warnte vor "politischen Irrlehren". Indem der Pontifex maximus die unbedingte Unterwerfung des Staates und der Wissenschaft unter die Autorität der katholischen Kirche forderte, stellte er sich gegen den Zeitgeist und wurde durch weltliche Mächte in seine Schranken verwiesen. Im Rahmen des so genannten Kulturkampfes hat Reichskanzler Otto von Bismarck der katholischen Kirche Privilegien und Einflussmöglichkeiten abgerungen.

Die Einigung Italiens verlief über mehrere Etappen und war steinig und mit viel Blutvergießen verbunden. Das Königreich Sardinien hatte sich 1855 mit Frankreich und Großbritannien am Krimkrieg gegen Russland beteiligt und setzte selbstbewusst die italienische Frage auf die Tagesordnung. 1859 provozierte Österreich einen Krieg gegen Sardinien und dessen Verbündeten Frankreich. Dieser Waffengang endete nach dem mit unzähligen Toten und Verwundeten erkämpften sardisch-französischen Sieg bei Solferino am 24. Juni 1859 mit einem Friedensschluss, der Sardinien die Herrschaft über die Lombardei verschaffte, während Venetien zunächst bei Österreich verblieb. 1860 schlossen sich die Toskana, Parma-Piacenza, Modena und die Emilia-Romagna nach einer Volksabstimmung dem Königreich Sardinien an. Im Mai des gleichen Jahrs landete Guiseppe Garibaldi mit Freischärlern auf Sizilien, eroberte die Insel und zog weiter zum festländischen Teil des Königreiches beider Sizilien. Im September 1860 stimmten dieses Königreich sowie die Marken und Umbrien, die bis dahin Bestandteile des Kirchenstaates waren, für ihre Angliederung an Sardinien. Hauptstadt der um bedeutende Landesteile erweiterten Monarchie mit König Vittorio Emanuele II. von Sardinien an der Spitze war zunächst Turin und ab 1865 Florenz. Garibaldi fand im Volk und im patriotisch gesonnenen Bürgertum großen Zulauf. Sein Versuch, Rom zu erobern und zur Hauptstadt des vereinten Italiens zu machen, war zwar sehr populär, gelang aber erst 1870.

5. April 2021

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