Auf die Goldwaage gelegt
Utensilien der Händler und Wechsler sind interessante Geschichtszeugnisse und Sammelstücke





Der kupferne Rechenpfennig und die französische Medaille von 1767 unterstreichen enge Zusammenhänge zwischen der Münzprägung und dem Wiegen von Metallen.





In einer alten Münzschmiede wird geschnitten, geprägt und gewogen. Alles ist Handarbeit, mühselig und langwierig. "Das Glück der Alten" lautet der Titel dieses Kupferstichs, auf dem sich ein betagtes Paar am Anblick seiner Sicherheit und Glück verheißenden Schätze erfreut.





In der Ausstellung des Münzkabinetts im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel sind auch Münzwaagen und Münzgewichte wie diese ausgestellt, oben ein Exemplar, das aus Solingen im Großherzogtum Berg stammt und nach 1806 angefertigt sein dürfte. Das Museum "Alte Münze" zu Stolberg im Harz zeigt neben historischen Geldstücken und Medaillen auch Stempel, Pressen und andere Werkzeuge sowie Waagen und Gewichte.





Mit Hilfe des Passiergewichts von 1774 konnte man prüfen, ob ein doppelter Louisd'or aus Gold das vorschriftsmäßige Gewicht hat oder nicht. Rechts ein Gewicht von 1744 aus Hamburg für einen Bancotaler. (Fotos/Repro: Caspar)

Die mit Wappen, Inschriften und Stempeleinschlägen geschmückten Münzgewichte meist aus Messing oder Kupfer gehören zu den historisch bedeutsamen Zeugnissen der Münz- und Geldgeschichte. Da es bis ins 19. Jahrhundert hinein üblich war, Silber- und Goldmünzen nachzuwiegen, wenn man mit ihnen bezahlte, war es ratsam, stets eine Waage und die passenden Gewichte dabei zu haben. Es gibt Sammler, die besitzen ein Arsenal dieser von Wechslern, Kaufleuten, Zöllnern und anderen Personen benutzten Hilfsmittel zur Abwicklung von Geldgeschäften und halten auf Auktionen und Münzbörsen zielgerichtet nach ihnen Ausschau. Der Einsatz von Waagen und Gewichten war wichtig, weil man oft nicht mit einer abgezählten Münzmenge bezahlte, sondern sie vor den Augen des Kunden abwog und dann bewertete.

Der Gebrauch von Münzgewichten und Münzwaagen ist auf Gemälden und Grafiken dokumentiert, und wenn Sammler auch sie ihr eigen nennen können, dürfen sie sich besonders glücklich schätzen. Beliebt waren Bilder, auf denen als alte Geizhälse charakterisierte Männer und Frauen auf dem Tisch ausgebreitete Goldstücke nachwiegen, vielleicht um mit den zu leichten Stücken bei nächster Gelegenheit zu bezahlen und einen anderen Menschen zu übervorteilen. Da aber auch dieser mit Waagen und Gewichten ausgestattet war, gestaltete sich das Verfahren vermutlich nicht einfach.

Ehrbares Handwerk gut dokumentiert

Die Herstellung der Münzwaagen war ein ehrbares Handwerk, das in Köln, Nürnberg und anderen Städten sowie im Bergischen Land zu hoher Blüte kam und in der Literatur gut dokumentiert ist. Generationen von Münzwaagenfabrikanten exportierten ihre Erzeugnisse in verzierten und beschrifteten Kästen in alle Himmelsrichtungen und sorgten für den guten Ruf dieses Produktionszweiges. Wer es genau wissen will, findet in den Büchern "Münzgewichte und Münzwaagen aus Österreich" von Gerhard Eiselmayr, von Günter Unshelm "Die bergischen und märkischen Goldwaagen 1749-1850" und anderen Publikationen interessante Informationen und Anregungen.

Das Verfahren war notwendig, weil die Geldstücke niemals gleich schwer waren, sondern im Gewicht und damit auch im Wert untereinander differierten. Unterschiede gab es, weil die Münzen mitunter am Rand beschnitten oder befeilt wurden, um ein wenig Edelmetall zu gewinnen, das man beim Goldschmied oder anderswo in bares Geld verwandeln konnte. Da Münzen durch langen Umlauf abnutzten und daher langsam leichter wurden, war es notwendig, auch deren Gewicht ständig zu prüfen und neu zu bestimmen.

Amtliche Eichung schon in der Antike

Bereits in der Antike hat man amtlich geeichte Münzgewichte aus unedlem Metall, aber mit vorgeschriebenem Gewicht verwendet. Ihr offizieller Charakter wurde durch den Namen eines Kaisers oder seines Vertreters beziehungsweise eines Beamten unterstrichen. Die Gewichte bestehen oft aus viereckiger Bronze, doch sind auch runde Stücke und sogar solche aus Glas überliefert. Würde man diese Exagia genannten Gewichte Stück für Stück abwiegen, dann ergäben sich Unterschiede um ein paar Zehntelgramm. Mit anderen Worten konnte man auch schon im Altertum beim Einsatz von Gewichten schummeln und profitieren. Von den antiken Münzgewichten haben nur wenige Stücke die Zeiten überstanden, im Münzhandel werden sie kaum angeboten. Das macht sie zu Antiquitäten der besonderen Art.

Als im Mittelalter und der Neuzeit Gold- und Silbermünzen in großen Stückzahlen geprägt und in Umlauf gegeben wurden, hat man auch passende Münzgewichte hergestellt. Die ältesten Exemplare wurden im 14. Jahrhundert in Italien, dem Geburtsland des Bankenwesens, und in Frankreich angefertigt. Um zu wissen, für welche Geldsorten sie bestimmt sind, hat man auf ihnen etwa "Passiergewicht ein doppelter Louisdor" oder "Ein vollwichtiger Dukaten" notiert, häufig ergänzt durch eine Jahreszahl. Da nicht jeder lesen und schreiben konnte, sind auf bestimmten Gewichten Bilder der für sie bestimmten Geldstücke zu finden.

Strenge Vorschriften für Reichsgoldmünzen

Münzgewichte und die dazu gehörenden Waagen samt Holzetuis standen unter staatlichem Schutz. Wer an ihnen Manipulationen vornahm, bekam die ganze Härte der Strafgesetze zu spüren. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts kamen die Utensilien aus der Mode, weil die für sie bestimmten Geldstücke nach strengen Standards produziert wurden. Ganz wurde aber auf das Wiegen von Münzen vor allem aus Gold nicht verzichtet, nur fand diese Arbeit nicht mehr in einem Laden, einer Bank oder auf dem Marktplatz statt, sondern bereits in der Geldfabrik. Deutsche Reichsgoldmünzen wurden nach den gesetzlichen Vorgaben genau auf ihren Klang und ihr Gewicht geprüft, wobei produktionsbedingt zu leicht oder zu schwer geratene Stücke ausgeschieden und dem Schmelztiegel überantwortet wurden.

17. Mai 2021

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