"Es ist ein Ros entsprungen"
Letzte deutsche Gedenkmünze von 2021 ist der Geburt Christi gewidmet / Blick auf Prägungen mit Kreuzigungsszenen



Die Auflage der Hamburger "Tellerprägung" aus Silber zu 25 Euro "Geburt Christi" beträgt maximal 150 000 Exemplare. Die Verpackungskapsel ist mit einer Öse versehen, so dass man das Silberstück auch an den Weihnachtsbau hängen kann.



Die sächsischen Weihnachtsmünzen von 1617 kommen im Handel vor, die Ausfüh-rungen in Gold sind selten und teuer.





Szenen aus der Weihnachtsgeschichte finden sich in reichem Maße auf einfachen und mehrfachen Talern sowie auf Medaillen des 16. und 17. Jahrhunderts, hier ein zwischen 1606 und 1620 geprägter Doppeltaler aus Hamburg und vergoldete Gussmedaille von Sebastian Dadler aus dem Jahr 1635 auf Christi Geburt sowie rückseitig das durch das Jesuskind symbolisierte Neue Jahr und der Bitte, die Menschen vor Tyrannei zu schützen.





Wie Lüneburg haben auch andere Städte ihre Münzen mit der Kreuzigung und der Auferstehung Christi geschmückt. Der vergoldete Pesttaler aus Sankt Joachimsthal bildet die Bitten der Menschen neben der Ehernen Schlange um Heilung und die Kreuzigung Christi zwischen zwei Henkersknechten ab. Der langsame Tod am Kreuz war die wohl grausamste Strafe im Römischen Reich. Eine einfache Nagelung des Verurteilten hat nicht ausgereicht, man hat ihn zusätzlich an dem Querbalken mit Stricken befestigt und ließ ihn verhungern und verdursten.



Christus als Auferstandener und Retter der Welt waren beliebte Motive wie hier auf einem schwedischen Salvatortaler von 1521. (Fotos: Caspar)

Im Spätsommer kamen die ersten Weihnachtsmänner aus Schokolade in die Geschäfte, und je mehr wir uns dem Weihnachtsfest nähern, werden wir mit Engels- und Weihnachtsliedern von "Es ist ein Ros entsprungen" bis "White Christmas" und "Rudolph the Red-Nosed Reindeer" berieselt. Ob es weiße Weihnachten gibt, wird sich zeigen, und auch ob angesichts von coronabedingten Lieferengpässen alle Wünsche für Geschenke in Erfüllung gehen, steht in den Sternen. Das Wichtigste ist aber, dass wir gesund und optimistisch bleiben. Sammler werden sich freuen, dass die Bundesregierung eine spezielle, von Adelheid Fuss gestaltete Silbermünze zu 25 Euro herausgibt. Sie ist die letzte Gedenkmünze von 2021 und zeigt auf der Vorderseite die Heilige, aus Maria, Josef und dem Christuskind bestehende Familie, umgeben vom Stern von Bethlehem, den Heiligen drei Königen, einem Engel, einem Kamel und Schafen sowie Sternen, die alle in der biblischen Weihnachtsgeschichte vorkommen.

Das Besondere an dieser Emission ist die Art ihrer Herstellung. Es handelt sich um eine Prägung in Form eines Tellers. Aus dessen Vertiefung ragt das Bild der Heiligen Familie heraus, was einen besonders interessanten optischen Eindruck ergibt. Wir kennen das Verfahren von den ab 1966 herausgegebenen Gedenkmünzen der DDR, die in ähnlicher Art als Schüsselprägung hergestellt wurden und damals großes Aufsehen erregten. Das Verfahren war nicht neu, denn auch auf einigen Gedenkmünzen der Kaiserzeit, aber auch auf Auszeichnungsmedaillen der DDR kann man diesen Effekt beobachten. Für die Hersteller damals und heute sind diese Sonderformen eine technische Herausforderung, denn "in plano" zu prägen, wie es bei Kurs- und Gedenkmünzen üblich ist und wie man es auch auf der Rückseite der in Hamburg mit dem Kennbuchstaben J geprägten Silberstück sieht, ist leichter, aber auch weniger attraktiv.

Ehre die Mutter ihr Leben lang

Weihnachtstaler sind vor allem aus dem 16. und 17. Jahrhundert überliefert und stellen, wie überhaupt Münzen und Medaillen mit christlichen Motiven, ein reizvolles Sammelgebiet dar. Am Heiligen Abend geprägtes Metall zu verschenken, ist ein alter Brauch. Wer es sich leisten konnte, bedachte seine Lieben mit Goldfüchsen und Silberlingen. Sie hatten den Vorteil, dass man sie in Notzeiten einschmelzen oder in kurantes Geld umtauschen konnte. Zu den bekanntesten Weihnachtsmünzen gehören Gepräge des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. von 1617. Der Herrscher über ein silberreiches und daher auch prägefreudiges Land wollte seiner Mutterliebe auf ungewöhnliche Art Ausdruck verleihen. "Wie Salomo, so ehre auch ich die Mutter", verkünden die Gold- und Silberstücke, auf denen der alttestamentarische König mit den Gesichtszügen des Kurfürsten vor der thronenden Mutter das Knie beugt. Die Rückseite verkündet "Es ist nichts stärkeres als das mütterliche Gebet". Weitere Inschriften verkünden in der Übersetzung aus dem Lateinischen: "Ehre deine Mutter ihr Leben lang" und "Die mütterlichen Wünsche machen reich". Mitunter sind die Prägestücke im Handel zu bekommen. Weitaus teurer sind die als kostbare Geschenke gedachten Ausführungen in Gold.

Zu den Weihnachtsmünzen gehören im weiteren Sinne auch Madonnentaler und andere Nominale mit Mariendarstellungen. In den Angeboten des Münzhandels finden sich edle Gepräge mit der von Ochs und Esel beobachteten Geburt des Jesuskindes im Stall zu Bethlehem, der Verkündung des Engels, Anbetung der Heiligen drei Könige und anderen Bildern unter der Rubrik "Miszellan-Medaillen". Damit sind jene Stücke gemeint, die nicht eigentlich Landes-, Personen- oder Geschichtsmünzen sind. Eingeschlossen sind Stücke auf Geburt, Taufe und Sterben, Hochzeit und Ehe und andere Ereignisse allgemein-menschlichen und moralischen Inhalts.

Da man die Gepräge oder Gussstücke oft auch als Schmuck verwendete, hat man sie bisweilen gehenkelt oder durchlöchert. Münzfreunde sollten überlegen, ob es nicht besser ist, die Henkel und Fassungen als historisches Zeugnis zu respektieren als sie zu entfernen. Wenn es denn sein muss, sollte ein Metallrestaurator konsultiert werden. Ausgesprochene Museumsstücke aus erzgebirgischen Münzstätten sind mit Motiven aus dem Alten und dem Neuen Testament geschmückt. Andere Sammelstücke, etwa Kölner Taler, zeigen, wie sich die Menschen die Heiligen drei Könige vorstellten. Auch auf Münzen des Bistums Münster kann man die exotisch gekleideten Weisen aus dem Morgenland erkennen. Wer sucht, wird weitere Stücke finden und sich mit einiger Geduld und nötigen Mitteln eine kleine Spezialsammlung anlegen können. Dazu kämen zahlreiche Weihnachtstaler, die heutige Prägeanstalten auf den Markt werfen und leider oft nicht die künstlerische Qualität der alten Stücke erreichen.

Langsamer und qualvoller Tod am Kreuz

Wo Weihnachten ist, da ist Ostern nicht weit, und so gibt es auch Münzen mit Bildern aus der Passionsgeschichte mit der Kreuzigung und Auferstehung Christi. Diese sind auch als Pestmedaillen oder Pesttaler bekannt. Die meist unbekannten Stempelschneider kannten die Bibeltexte gut und stellten den Gekreuzigten allein und/oder mit seinen Peinigern dar. Beliebt waren auch Auferstehungsszenen und die Himmelfahrt des Gottessohns, verbunden mit Zitaten aus der Bibel und frommen Mahnungen für ein gottesfürchtiges Leben. Die Kreuzigung war eine vor allem im Alten Orient und in der römischen Antike verbreitete Art, Menschen möglichst qualvoll vom Leben zum Tod zu befördern und sie dabei dem Spott des Publikums auszusetzen. Dabei wurde ein Verurteilter an einen aufrechten Pfahl mit oder ohne Querbalken gefesselt oder genagelt. Vor allem Nichtrömer und entlaufene oder aufständische Sklaven starben am "Arbor crucis", so tausende Anhänger des Spartacus entlang der Via Appia zwischen Rom und Capua und des Jesus von Nazaret. Die Geißelung der Entkleideten mit einer Peitsche, die zusätzlich mit Nägeln besetzt war, quälte und erniedrigte die Todgeweihten zusätzlich, schwächte ihren Körper durch die Anstrengung und Verspannung durch Schläge, Schmerzen und Blutverlust.

Da die Torturen schnell zum Tode führten, hat man die Zahl der Schläge meist begrenzt. Oft verabreichten die Henker dem Gekreuzigten mit einem Schwamm über mehrere Tage etwas Flüssigkeit, damit er nicht vorzeitig verdurste und um seine Qualen zu verlängern. Der Tod durch Durst, Wundbrand, Verkrampfung der Atemmuskulatur, Kreislaufkollaps oder Herzversagen trat meist innerhalb von drei Tagen ein. Die als Henker fungierenden römischen Soldaten prüften durch einen Stich in den Bauch, ob der Hingerichtete wirklich tot ist. Man ließ den Leichnam am Kreuz hängen, bis er nach völliger Verwesung herunterfiel, eine Praxis, die auch noch im Mittelalter und der frühen Neuzeit bei am Galgen aufgeknüpften Menschen zur allgemeinen Abschreckung angewandt wurde.

Weil Jesus Christus qualvoll am Kreuz gestorben war und es zum Symbol des neuen Glaubens erhoben wurde, konnte diese Hinrichtungsmethode im Christentum nicht fortgesetzt werden. Im Jahr 320 verbot daher Kaiser Konstantin der Große die Kreuzigung im Römischen Reich. In einigen vom Islam geprägten Staaten ist die Kreuzigung auch heute als besonders grausame Strafe üblich.

30. September 2021

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