Optik für Wissenschaft und Technik
Carl Zeiss und Ernst Abbe wurden in beiden deutschen Staaten durch Gedenkmünzen geehrt



Ungewöhnlich für das 19. Jahrhundert ist der bayerische Gedenktaler von 1826 mit den Köpfen von Reichenbach und Fraunhofer. Eigentlich waren solche Münzen nur gekrönten Häuptern vorbehalten.







Die Gedenkprägungen zu Ehren von Carl Zeiss und Ernst Abbe könnten den Grundstock einer Sammlung zum Thema "Erfinder und Konstrukteure" bilden.





Das Zeiss-Planetarium und das von dem Jenaer Unternehmen konstruierte Große Fernrohr der Archenholdsternwarte im Berliner Ortsteil Treptow sind Spitzenleistungen der Firma Carl Zeiss Jena.



Auf dem Carl-Zeiß-Platz in Jena lädt das Ernst-Abbe-Denkmal zum Verweilen ein. 1908-1911 nach Plänen von Henry van de Velde als achteckiger Zentralbau aus Kalkstein mit vier Portalen und einer Lichtkuppel in Stahlbeton errichtet, befindet sich das Denkmal nahe an der Wirkungsstätte Abbes gegenüber dem Optischen Museum Jena.





In eine Sammlung zum Thema "Wissenschaft und Erfindungen auf Münzen und Medaillen" gehören Belege mit Heinrich Hertz, Otto Lilienthal und Johann Friedrich Böttger sowie Gottfried Wilhelm Leibniz, Max Planck und Carl Friedlich Gauß. (Fotos: Caspar)

Als es noch Kaiser und Könige gab, hat man Gelehrte und Künstler zwar auf Medaillen dargestellt, auf Münzen aber kamen sie nicht vor. Eine Ausnahme bildete ein Geschichtstaler, den der bayerische König Ludwig I. zu Ehren des Optikers Joseph von Fraunhofer und seines Kollegen, des Erfinders und Instrumentenbauer Georg von Reichenbach prägen ließ. Verbunden mit der programmatischen Inschrift DEM VERDIENSTE SEINE KRONEN verbindet die Münze das Bildnis der Königs, der als Mäzen und Bauherr in Erinnerung bleibt, sich aber auch als Liebhaber der Tänzerin Lola Montez bei seinen Untertanen so unbeliebt machte, dass er im Revolutionsjahr 1848 abdanken musste. Die Gedenkprägung trägt die Jahreszahl 1826, und wenn man sich die Biographien der beiden Wissenschaftler anschaut, sieht man, dass sie im selben Jahr starben. Demnach handelt es sich bei dieser Geschichtsmünze um eine Art Sterbetaler, ohne dass es auf ihm einen einzigen Hinweis auf den Tod beider Gelehrter gibt.

Es musste erst ein Jahrhundert vergehen und das Deutsche Reich in eine Republik geworden sein, bis auch bedeutende Vertreter des Geisteslebens auch Gedenkmünzen gewürdigt wurden. Als die Bundesrepublik Deutschland 1952 und die DDR 1966 mit der Ausgabe von Gedenkmünzen begannen, stand ein breites Spektrum von Anlässen und Persönlichkeiten zur Verfügung. Die Dichtern, Malern, Bildhauern, Wissenschaftlern und Politikern gewidmeten Münzen sind in großen Auflagen geprägt worden und können im Handel, aber auch bei Sammlertreffen und Münzmessen zumeist preiswert erworben

Brillen, Fernrohre, Mikroskope

Dass die bundesdeutsche Gedenkmünze von 1988 den bärtigen Kopf von Carl Zeiss mit einem seiner Mikroskope kombinierte, lag nahe. Die Jury entschied sich für das Modell von Carl Vezerfi-Clemm. Versehen mit der Randschrift OPTIK FÜR WISSENSCHAFT UND TECHNIK zeigt die Münze den Firmenchef in älteren Jahren. Auch die DDR nahm sich 1988 ebenfalls des einhundertsten Todestages von Carl Zeiss durch eine Sondermünze zu 20 Mark an. Gestaltet von Heinz Hoyer, zeigt sie ein Zeiss-Mikroskop ohne weiteren Zusatz. Schon 1980 war eine DDR-Münze zu 20 Mark anlässlich des 75. Todestages von Ernst Abbe geprägt worden. Es zeigt nach einem Entwurf von Volker Beier und Joachim Rieß den von dem Physiker ermittelten Strahlenverlauf, den das Licht durch ein Linsensystem nimmt.

Carl Zeiss wurde am 11. September 1816 in Weimar geboren, besuchte dort das Gymnasium und zeigte schon frühzeitig großes Interesse an technischen Dingen. Als Schüler besuchte er Lektionen an der Großherzoglichen Gewerbeschule in Weimar und ging danach, um sich als Mechaniker ausbilden zu lassen, nach Jena, wo er Ostern 1834 beim Hofmechanikus Friedrich Körner eine Lehre begann. Carl Zeiss eröffnete 1846 in Jena eine Werkstätte, in der er optische Geräte auch für die Universität herstellte. Er arbeitete zunächst allein, konstruierte, baute und reparierte physikalische und chemischen Instrumente, von denen vor allem Lupen Anklang fanden. Daneben hat er Brillen, Fernrohre, Mikroskope, Reißzeuge, Thermometer, Barometer, Waagen und andere Geräte verkauft, die er von auswärtigen Herstellern bezog.

Weltweite Anerkennung

1847 nahm der rührige Unternehmer die Produktion von Mikroskope auf, die zu einem Verkaufsschlager wurden, denn sie waren nicht nur billiger, sondern auch besser als die der Konkurrenz. Zwanzig Jahre später bot Zeiss dem Mathematiker und Physiker Ernst Karl Abbe an, in seine Firma als Forschungsdirektor einzutreten. Abbe sagte zu und wurde 1875 Mitinhaber des Unternehmens. Die Zeiss-Werke erwarben sich schnell weltweite Anerkennung für die Herstellung optischer Präzisionsinstrumente, besonders von Mikroskopen und Kameras für die Fotografie. Darüber hinaus lieferte die Firma Fernrohre zur Himmelsbeobachtung und komplette Planetarien in alle Welt. 1884 gründeten Zeiss und Abbe gemeinsam mit dem Chemiker Otto Schott das Glastechnische Laboratorium Schott & Genossen, die später in Jenaer Glaswerk Schott & Genossen umbenannt wurde. Nach dem Tod von Carl Zeiss am 3. Dezember 1888 wurde Ernst Abbe Alleininhaber der Zeiss-Werke. Der sozial engagierte Unternehmer führte umfangreiche Reformen in seinen Betrieben wie bezahlten Urlaub, Gewinnbeteiligung, Pensionen und den Acht-Stunden-Arbeitstag ein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das weltberühmte Unternehmen durch die Kommunisten gegen den erbitterten Widerstand der Belegschaft verstaatlicht, also in einen Volkseigenen Betrieb (VEB) umgewandelt. Ein Teil der Mitarbeiter floh in den Westen und baute den Betrieb im württembergischen Oberkochen neu auf. Bis zur so politischen Wende 1989/90 musste der Jenaer Betrieb viel für die Sowjetunion und ihre Rote Armee arbeiten. Da die Russen in der Endzeit der DDR kein mehr Geld zum Bezahlen der erhaltenen Waren hatten, stand der VEB kurz vor der Pleite wie viele andere DDR-Betriebe auch. In den vergangenen Jahren haben die "Zeissianer" ihre alte Weltgeltung zurück erobert.

29. Oktober 2021

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