Fräulein vom Amt stöpselte Verbindungen
Historische Telefone, Radios und Fernseher im Deutschen Technikmuseum Berlin und im Museum für Kommunikation ausgestellt





Urtümlich anmutende Telefone mit Wählscheibe und Kurbel sind im Museum für Kommunikation am der Leipziger Straße in Berlin ausgestellt.



Heinrich von Stephan war ein innovativer Beamter, dem wir die Gründung des Kaiserlichen Postmuseums in Berlin, des Telefons, der Rohrpost und der Postkarte sowie Verträge zur Verbesserung der nationalen und internationalen Kommunikation verdanken. An ihn wird im heutigen Museum für Kommunikation in Berlin dankbar erinnert.





Das Grammophon und Aufnahmegeräte des Radios sind im Museum für Kommunikation ausgestellt.



Das erste Weihnachtskonzert wurde Ende 1920 in Königs Wusterhausen in einem provisorischen Tonstudio aufgenommen. Mit den Jahren entwickelte sich der Sender und legte sich neueste Technik zu. Das Rundfunkmuseum auf dem Funkerberg wurde 1996 in den alten Sendegebäuden eingerichtet und zieht unzählige Enthusiasten an. Das Radio kreierte einen neuen Wirtschafts- und Kulturbereich, für den viel Geld ausgegeben wurde.



Alte Radioapparate und weitere Utensilien sowie Plakate für Telefone und Radios sind in Berline und vielen anderen Museen ausgestellt.



Ein komplettes Fernsehstudio erinnert an die Mühen in den fünfziger Jahren, die man bei den Bild- und Tonaufnahmen hatte. Die ersten Fernsehapparate waren sehr teuer und wurden in kostbar gestalteten Holzgehäusen verkauft. Nach und nach wurden die Bildschirme größer.



"Ehre dem Fotografen, denn er kann nichts dafür", rät Wilhelm Busch und zeigt, was herauskommt, wenn man nicht still hält. (Fotos/Repros: Caspar)





Im Deutschen Technikmuseum (DTM) an der Trebbiner Straße in Berlin-Kreuzberg findet man interessante, zum Teil einmalige Zeugnisse für die Mühen einfallsreicher Menschen, sich durch sinnreiche Geräte und aufwändige Konstruktionen das Leben einfacher und schöner zu machen. Als 1881 in Berlin das Telefonzeitalter eröffnet wurde, kamen urtümliche Apparate auf den Markt. Seltene Exemplare sind im DTM und im Museum für Kommunikation, dem früheren Kaiserlichen Postmuseum an der Leipziger Straße in Berlin, ausgestellt. Wenn man sich mit ihnen befasst, dann kann man sich gut vorstellen, wie schwierig es war, in der Kaiserzeit eine Verbindung zwischen den Teilnehmern herzustellen.

Die Einführung des Telefons geht auf den 1831 geborenen kaiserlichen Generalpostmeister Heinrich von Stephan zurück, der 1897 hoch geehrt starb. Seine Initiative für das neue Kommunikationsmittel "für jedermann" fand wegen der hohen Installationskosten zunächst wenig Anklang. So war denn auch das erste Berliner Telefonbuch ein schmales Heft mit nur 48 Teilnehmern, die untereinander verdrahtet waren. Da die ersten Telefonapparate noch keine Wählscheibe besaßen, mussten die Verbindungen zunächst vom "Fräulein vom Amt" in der zentralen Gesprächsvermittlung an der Französischen Straße per Hand gestöpselt werden, was den Betrieb verlangsamte und verteuerte. Unter den ersten Fernsprechteilnehmern befanden sich Zeitungsredaktionen und Geldinstitute, aber nur wenige Privatleute. Die Behörden rissen sich nicht anfangs darum, miteinander auf neue Art zu kommunizieren. Sie verschickten ihre Nachrichten wie bisher durch Boten oder mit der Post, die damals mehrmals am Tag ausgetragen wurde. Hilfreich war auch die Rohrpost, die in Windeseile Briefe und andere Sendungen quer durch die Stadt beförderte. Auch die Einführung der "pneumatischen Depeschenbeförderung", wie man damals sagte, am 1. Dezember 1876 geht wie die Postkarte und andere Neuerungen ebenfalls auf Heinrich von Stephan zurück.

Übertragung von Sprache und Musik

Ungeachtet anfänglicher Zurückhaltung war die Telefonie nicht mehr aufzuhalten. Wer sich für die dabei benutzten Apparate, aber auch für historische Morseapparate, Grammophone, Radios und auch urtümliche Fernsehapparate interessiert, ist beiden erwähnten Museen an der richtigen Adresse. Die dort ausgestellten, ehemals in hohen Stückzahlen hergestellten Telefonapparate, aber auch Geräte zum Morsen und für andere Übertragungen von Schrift und Ton sowie Schreibmaschinen stellen wichtige, ja einmalige Zeugnisse der rasanten Entwicklung der Technik und Kommunikation über Ländergrenzen hinweg in den vergangenen zweihundert Jahren dar und begeistern Besucher jeden Alters. Breiten Raum nehmen in beiden Museen die Tonaufzeichnung mit Hilfe von Wachswalzen beziehungsweise Schallplatten sowie die Übertragung von Sprache und Musik im Radio ein, dessen mit viel Knistern und Störungen verbundene Geburt vor einhundert Jahren im Sender Königs Wusterhausen bei Berlin wir gerade begangen haben. Es dauerte einige Zeit, bis das Radiohören eine Art Volkssport wurde. Da sich viele Leute die teuren Empfangsgeräte nicht leisten konnten, bastelten sie sich selber welche.

Empfangen wurden die Musikdarbietungen und später auch die Sprechbeiträge aus Königs Wusterhausen nicht nur von offiziellen Rundfunkteilnehmern, die ihre Gebühren bezahlt hatten, sondern auch von zahlreichen Schwarzhörern sowie im benachbarten Ausland. Im Rundfunkmuseum auf dem Funkerberg kann man das allererste provisorische Rundfunkstudio besichtigen, allerdings nicht als Originalanlage, sondern als Nachbildung. Man kann nachvollziehen, unter welch schwierigen Bedingungen pfiffige Postbeamten ihre Aufnahmen machten. Sie befestigten Telefonhörer mit Gummibändern an Musikinstrumente, während Decken aus Militärbeständen als Schallschutz fungierten. Das hat irgendwie geklappt, und so konnten die Aufnahmen noch in zweitausend Kilometern empfangen werden.

Urtümlicher Schauplatz Hörspiel

Im Deutschen Technikmuseum wurde vor längerer Zeit geschildert, wie das neue Genre produziert wurde und welcher urtümlicher Mikrophone und Sendegeräte man sich 1920 und danach bediente. Gleich am Beginn zu der mit dem Deutschlandradio erarbeiteten Dokumentation "Schauplatz Hörspiel" sah man auf einer großen Bildtafel, wie es vor etlichen Jahrzehnte in einem Rundfunkstudio ausgesehen hat. Ein Sprecher stand vor dem Mikrofon, hinter ihm feuerte jemand eine Pistole ab, und überall waren Apparate aufgebaut, mit denen man Geräusche erzeugte. Ein paar Schritte weiter konnten Besucher an einem drehbaren Gerät Wind und Regen nachahmen, und es war auch möglich, mit Hilfe eines Schuhlöffels das Getrappel von Pferdehufen zu imitieren. Ausgestellt war auch eine Folienschneidemaschine aus dem Berliner Sender RIAS. Solch ein Aufnahmegerät arbeitete anfangs mit Wachsplatten, doch ging man in den 1940er Jahren zu speziellen Folien über. Ein Behälter mit Bandsalat erinnerte daran, dass die Technik nicht stehen geblieben ist. Tonbänder wurden erstmals 1942 in Deutschland eingesetzt, eine höchst effektive Technik, die nach dem Zweiten Weltkrieg von den Siegermächten gleichsam einkassiert und im eigenen Rundfunkwesen eingesetzt wurde. Wer ein wenig Zeit mitbringt, konnte sich an einem computergestützten Tontechnikerplatz breit machen oder, in Sesseln mit kleinen Lautsprechern sitzend Hörspielen zuhören.

Der Volksempfänger VE301, benannt nach dem Datum 30. Januar 1933, dem Tag von Hitlers so genannter Machtergreifung, ermöglichte es, Führerreden, NS-Parolen und Staatsakte, aber auch unterhaltsame Beiträge und Wunschkonzerte und andere Musikdarbietungen sowie Sportreportagen, Vorträge und Schulunterricht in entfernteste Winkel des Deutschen Reichs und darüber hinaus zu übertragen. 1941 sollen 65 Prozent aller Haushalte einen solchen preiswerten Apparat besessen haben. Wer nicht ganz immun war und es besser wusste, erlag den auch im Radio verbreiteten Nazi-Parolen. Erst als sich im Zweiten Weltkrieg das Blatt wendete, begegnete man den vor allem durch den Rundfunk verbreiteten Siegesmeldungen und Verheißungen von Hitler und Goebbels mit zunehmendem Misstrauen.

Sendeanlagen in Zeesen und Königs Wusterhausen

Durch die starke Verbreitung der sogenannten Volksempfänger war es mittlerweile fast überall möglich, Rundfunk zu hören. Im Hinblick auf die bevorstehende Olympiade von 1936 wurde vor allem der Sendestandort Zeesen stark erweitert. Es kamen die Sendehäuser 5 und 6 hinzu, in denen jeweils vier Kurzwellensender mit einer Sendeleistung von 40-Kilowatt-Träger-Leistung aufgebaut wurden, welche bis zum Jahr 1945 in Betrieb blieben. In den letzten Kriegsjahren wurde das Haus 7 gebaut. Es verfügte über eine Netzersatzanlage mit zwei 2100 Ps starken Dieselmotoren, die Generatoren mit einer Leistung von 1100 Kilowatt bei 6 Kilovolt antrieben. Die Sendeanlagen auf dem Funkerberg in Königs Wusterhausen und in Zeesen überstanden den Zweiten Weltkrieg fast völlig unversehrt und wurden unmittelbar nach seinem Ende von sowjetischen Truppen besetzt. Nachdem sie sich von der Funktionstüchtigkeit der Anlagen überzeugt hatten, wurden große Teile der Anlagen auf dem Funkerberg sowie alle sendetechnischen Anlagen in Zeesen im Rahmen von Reparationsleistungen abgebaut. Die Sendehäuser in Zeesen wurden gesprengt. Im Haus 1 auf dem Funkerberg wurden bereits im Juni 1945 20-Kilowatt-Kurzwellen-Sender für militärische Zwecke in Betrieb genommen.

Das Technikmuseum dokumentiert, dass in der Zeit des Nationalsozialismus für so genannte Rundfunkverbrechen die Todesstrafe ausgesprochen und vollstreckt wurde. Gemeint war damit das Abhören von "Feindsendern", denn sie waren die einzigen, die über die Verbrechen der Nazis, ihre Verluste an den Fronten des Zweiten Weltkriegs und schließlich ihren unaufhaltsamen Niedergang berichteten. Wer beim Abhören von BBC London oder Radio Moskau erwischt oder von missgünstigen "Volksgenossen" an die Gestapo verraten wurde, war nicht retten. So berichtet in der Ausstellung ein rotes Plakat über die Hinrichtung eines siebzehnjährigen Hamburgers, dessen einziges "Verbrechen" darin bestand, die Durchhalteparolen der Goebbels-Propaganda kritisch zu hinterfragen.

Aus der Geschichte der Fotografie

Das Technikmuseum besitzt und zeigt eine kostbare Sammlung von Zeugnissen zur Geschichte der Fotografie. Berlin war nach Paris die zweite Stadt, in der sich ab 1839 sehr schnell das neue Medium der Fotografie etablierte. Zahlreiche Fotoateliers warben um Kunden und hatten großen Zulauf. Die mit vielen Kostbarkeiten bestückte Sammlung des vor genau einhundert Jahren an der Technischen Hochschule n Charlottenburg gegründeten Fotografischen Museums wurden 1944 in die damals von der deutschen Wehrmacht besetzten Tschechoslowakei ausgelagert und kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zurück, sondern wird im Nationalen Technikmuseum in Prag gezeigt. Aus diesem Grund wurde am Technikmuseum, das damals noch Museum für Verkehr und Technik hieß, eine neue Sammlung mit Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin aufgebaut. Überdies trugen zahlreiche Firmen und Privatleute zum Aufbau der vielbestaunten Sammlung zum Thema Fotografie bei.

Die Ausstellung macht mit urtümlich anmutenden Kameras bekannt, die von denjenigen viel Geduld verlangten, die sich im 19. Jahrhundert fotografieren ließen. Da die Verschlusszeiten der holzkastenartigen Kameras ziemlich lange waren, durfte man sich nicht bewegen. Wer es sich leisten konnte, unterzog sich der Prozedur, denn immerhin ließen sich die Aufnahmen vervielfältigen und waren billiger als Gemälde oder Grafiken. Bei Gebäudeansichten waren die Aufnahmezeiten kein Problem, bei Straßenszenen schon, weil man dort den Verkehr und die herumlaufenden Personen zum Zweck des Fotografierens nicht einfach anhalten konnte. Gezeigt werden Fotoapparate unterschiedlicher Größe - von winzigen Aufnahmegeräten, die etwa zur Spionage verwendet wurden, bis zu Kameras mit gewaltigen Objektiven. Wer möchte, kann sich in einem nachgebauten Fotoatelier umschauen und Einstellungen probieren oder sich mit Hilfe einer Kamera obscura zeichnen lassen. In der neuen Ausstellung kann man überdies die unterschiedlichsten Foto- und Reproduktionstechniken kennenlernen und auch sehen, wie man früher mit dem Blitzlicht umging. Breiten Raum nimmt auch die Entwicklung der Fotoobjektive ein, und es wird auch das Innenleben von Kameras demonstriert und gezeigt, wie sie gebaut werden. Schließlich werden die Besucherinnen und Besucher mit Ergebnissen privater und professioneller Fotografie, mit alter und neuer Reproduktionstechnik und weiteren interessanten Themen vertraut gemacht.

30. Juni 2021

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